Waldohreulen und ein Grauspecht am Ammersee

Sonntag, 10. Mai 2015 (sonnig, ca. 16 bis 20 Grad, windiger frischer Frühlingstag), Ammersee-Südufer, 9.15 bis 14 Uhr; Raistinger Wiesen, 14.15 bis 16.00 Uhr
Eine Waldohreule mit ihren Jungen ist am südlichen Ende des Ammersees gesichtet worden. Obwohl sie eine der häufigsten Eulen Mitteleuropas ist, ist sie nicht leicht zu sehen. Ihre Beute – Mäuse und Vögel – findet sie auf offenen Flächen mit niedrigem Pflanzenbewuchs und sie jagt überwiegend in der Dämmerung und nachts. Tagsüber werden Waldränder gerne als Ruheplatz benutzt. Die Waldohreule ist ungefähr so groß wie ein Waldkauz, aber deutlich schlanker. Als Nistmulde nutzt sie verlassene Nester von Greifvögeln oder Krähen. Zwischen Ende März und Mitte April ist Brutbeginn. Es werden durchschnittlich vier bis sechs Eier gelegt und ungefähr einen Monat bebrütet. Drei Wochen nach dem Schlüpfen verlassen die Jungeulen das Nest und halten sich im dichten Geäst auf. Die Ästlinge werden bis zur 11. Lebenswoche gefüttert, dann sind sie in der Lage selber Mäuse zu fangen.
Ich bin auf dem Weg zum Binnensee und überlege, wo ich denn zum Suchen anfangen soll. Es ist ein wunderschöner sonniger Frühlingstag (Bild). Saftiges Grün überzieht die Natur, einige Bäume sind aber noch nicht voll belaubt. Das könnte beim Suchen von Vorteil sein. Ich habe aber Glück und zwei Vogelbeobachter sind schon vor Ort und zeigen mir die adulte Waldohreule (Bilder), die hoch oben auf einem Ast sitzt. Gut erkennbar an den großen Federohren, die das typische Kennzeichen der Waldohreule sind. Ruhig sitzt sie auf ihrem Ast und passt auf ihre Jungen auf. Aber wo sind diese versteckt? Einen Ästling (Bild) finde ich auf einem Nachbarbaum in einer Astgabel. Ein zweiter hält sich einige Bäume weiter auf, aber zwischen den vielen Ästen kaum sichtbar. Der schönste und auch deutlich kleinere hat sich nur wenige Meter über dem Weg in einem Mistelzweig versteckt. Wir sind alle ganz hingerissen von der kleinen Eule. Der Jungvogel mit der schwarzen Gesichtsmaske ist sehr aufgeweckt und neugierig. Am frühen Nachmittag, als ich an der Stelle nochmal vorbeikomme, ist er kaum wiederzufinden, da er auf seinen Mistelzweigen ein Schläfchen macht. Insgesamt sind sechs Junge die letzten Tage gesichtet worden.

Beim Binnensee schaue ich auch noch vorbei. Zwei Knäkenten (Bilder) sind sehr schön nah am Ufer zu sehen. Der See hat viel Wasser und größere Teile der Kiesflächen sind überschwemmt. Mir fällt auf, dass die beiden Flussregenpfeifer, die Mitte April hier gebalzt hatten, nicht mehr zu sehen sind. Flussregenpfeifer bauen ihre Nestmulden in den Kies. Vielleicht kommen sie wieder. Als ich den Dammweg zurückgehe, gibt es noch eine kleine Überraschung. Mitbeobachter weisen mich auf den Ruf eines Grauspechtes hin. Ich suche ihn und finde den Grauspecht (Bilder). Obwohl ich heute bereits ein so tolles Erlebnis mit der Waldohreule hatte, will ich noch einen Blick auf die Wiesen bei Raisting (Bild) werfen. Zehn Braunkehlchen (einige davon in den Bildern) zähle ich. Die dürren Stängeln, die das Gras überragen, sind ihre Lieblingsplätze. Ich höre sie singen und sehe überwiegend verpaarte Vögel. Dann kann es ja bald losgehen!

Vogeltagesliste Ammersee-Süd: Höckerschwan, Graugans, Stockente, Knäkente (3), Kolbenente, Reiherente, Gänsesäger, Haubentaucher, Schwarzmilan (3), Blässhuhn, Kiebitz, Lachmöwe, Schwarzkopfmöwe, Mittelmeermöwe, Flussseeschwalbe, Trauerseeschwalbe, Kuckuck, Waldohreule (4), Mauersegler, Grauspecht (1), Buntspecht, Wacholderdrossel, Amsel, Mönchsgrasmücke, Gartengrasmücke, Gelbspötter, Fitis, Zilpzalp, Zaunkönig, Grauschnäpper, Kohlmeise, Blaumeise, Sumpfmeise, Kleiber, Rabenkrähe, Star, Buchfink, Stieglitz, Goldammer
Vogeltagesliste Raistinger Wiesen: Weißstorch, Mäusebussard, Turmfalke, Rauchschwalbe, Hausrotschwanz, Braunkehlchen (10), Schwarzkehlchen (1), Rabenkrähe, Star, Feldsperling, Rohrammer, Goldammer