Samstag, 10. Mai 2014 (anfangs bedeckt, später sonnig, 17 Grad, schöner Frühlingstag), Ismaninger Speichersee, 11.30 bis 18.30 Uhr
Da ich von München aus sehr schnell am Ismaninger Speichersee bin, bietet er sich für einen halben Tag Vogelbeobachtung gut an. Und im Frühjahr gibt es hier immer wieder schöne Sichtungen. Aus einem kleinen Schilfstück ganz nah am Dammweg des Ostbeckens höre ich einen Teichrohrsänger (Bilder) singen. Das finde ich natürlich toll, weil ich so den ausdauernden Sänger suchen kann. Aber eigentlich sind heute die Falken die interessanteren Vögel. Baumfalken und Rotfußfalken sind am nördlichen – weit entfernten – Teil des Ostbeckens zu sehen. Beide Arten fliegen langsam über den See auf der Suche nach Insekten. Ihre Beute fangen sie mit vorgestreckten Fängen. Im Gegensatz zum Baumfalken, der aus den afrikanischen Überwinterungsgebieten nach Mitteleuropa zum Brüten kommt, ist der Rotfußfalke im Frühjahr nur als Durchzügler bei uns zu sehen. Sein Brutgebiet liegt in Osteuropa und erstreckt sich bis ins Baikalgebiet. Die Rotfußfalken sind Langstreckenzieher und verbringen den Winter im südlichen Afrika. Der Wegzug vom Brutgebiet erfolgt Ende August bis Mitte September und verläuft über das Schwarze Meer und das östliche Mittelmeer. Im Frühjahr allerdings nehmen die Rotfußfalken eine andere, westlichere Route über das Mittelmeer und ziehen dann über Deutschland nach Osten. Das ist der Grund, warum der Rotfußfalke bei uns im April und Mai zu sehen ist. Und jeder Vogelbeobachter freut sich, diesen seltenen Gast zu sehen. Und ich freue mich umso mehr, als ich plötzlich ein Rotfußfalken-Weibchen (Bilder) ganz in der Nähe auf einem Strommasten sitzen sehe und lange beobachten kann. Die Männchen haben ein dunkelgraues Gefieder, rote Unterschwanzdecken und rote Füße. Die Weibchen dagegen sehen ganz anders aus. Ihr Kopf und die Unterseite ist rostgelb, die Flügel schiefergrau und dunkel gebändert.
Dieses schöne Erlebnis kann ich heute nicht mehr übertreffen. Höchstens noch, dass ich einige bessere (schärfere) Bilder machen kann. Eine Bachstelze (Bild) ist nah genug, um sie gut fotografieren zu können. Und als ich noch auf einen kurzen Abstecher ans Westbecken gehe, sitzt ein Feldsperling (Bilder) mir noch Modell. Kuckucksgesang begleitet mich heute schon den ganzen Tag. Aber erst in dem kleinen Schilfgebiet in der Nähe des Dammes vom Westbecken kann ich einen Kuckuck (Bilder), der lange auf einem Ast in der Weide sitzt, schön beobachten. Und auf dem Rückweg zu den Feldern südlich vom Ostbecken entdecke ich einen Turmfalken (Bild), der gerade eine Maus verspeist.
Die von weitem sehr langweilig aussehenden Felder und angrenzenden Wiesen sind allerdings heute recht interessant. Steinschmätzer, Gebirgsstelzen und Wiesenschafstelzen (Bild) sind eifrig auf Nahrungssuche. Die Wiesenschafstelze erkennt man an dem weißen Überaugenstreif. Sie ist ein weit verbreiteter Brutvogel und hält sich von April bis September bei uns auf. Aber zwischen all den kleinen gelben Vögeln sind auch noch andere zu finden. Es sind Thunbergschafstelzen (Bilder), die einen grauen Kopf ohne Überaugenstreif haben. Sie sind nur Durchzügler auf ihrem Weg nach Nordskandinavien. Und dann habe ich noch eine unbestimmte Schafstelze (Bild) fotografiert. Vielleicht eine weibliche Thunbergschafstelze?
Vogeltagesliste Ostbecken, Westbecken und umliegende Feldflur: Zwergtaucher, Höckerschwan, Graugans, Stockente, Kolbenente, Reiherente, Schellente (2), Knäkente (3), Haubentaucher, Kormoran, Graureiher (1), Rotfußfalke (ca. 4), Turmfalke, Baumfalke (mind. 6), Mäusebussard, Blässhuhn, Kiebitz, Flussuferläufer (3), Lachmöwe, Zwergmöwe (2), Flussseeschwalbe (5), Trauerseeschwalbe (1), Kuckuck, Straßentaube, Feldlerche, Bachstelze, Wiesenschafstelze (ca. 10), Thunbergschafstelze (2), Gebirgsstelze (2), Steinschmätzer (4), Wacholderdrossel, Amsel, Mönchsgrasmücke, Teichrohrsänger, Gelbspötter, Zilpzalp, Blaumeise, Rabenkrähe, Star, Feldsperling, Buchfink, Stieglitz, Goldammer
