Samstag, 15. August 2015 (bedeckt, etwas Sonne, 23 Grad, bewölkter Sommertag), Ismaninger Speichersee, 13.45 bis 18.15 Uhr
Die letzten Wochen waren wieder sehr heiß gewesen. Bis zu 38 Grad im Schatten zeigte an manchen Tagen das Thermometer. Viele Grasflächen sind mittlerweile verdorrt. Heute sind für den Abend Gewitter angesagt. Etwas Regen wäre dringend notwendig. Ich stehe am Ostbecken des Speichersees. Am Ufer der kleinen Insel dösen Kolbenenten, Stockenten, Kormorane und eine Mittelmeermöwe. Während ich noch den See absuche, fliegt in der Nähe des Mitteldammes ein Greifvogel (Bild) in das dichte Gebüsch. Anhand seiner Größe vermute ich einen Sperber. Aber als ich nun auf dem Foto das Weiß über dem Auge und die helle Brust sehe, bin ich nicht mehr sicher. Es könnte auch ein Habicht gewesen sein. Ich warte noch ein Weilchen ob sich der Sperber bzw. Habicht aus seinem Versteck bewegt. Da dies aber nicht geschieht, mache ich mich auf den zwei Kilometer langen Weg bis zum Ende des Ostbeckens. Kurz nach der kleinen Baumgruppe, wo sich einige Grauschnäpper aufhalten, sehe ich am anderen Ufer des Mittleren Isarkanals 25 Weißwangengänse (einige davon auf dem Bild). Ich gehe ganz langsam vorbei. Sie sind sehr wachsam, lassen sich aber von mir nicht stören. Bevor der Weg eine Linkskurve macht, halte ich an, da ich hier Einsicht auf die steilen Hänge des Rückhaltebeckens habe. Grünschenkel, Flussuferläufer und Alpenstrandläufer (Bilder) haben sich am Ufer versammelt und suchen nach Nahrung. An dieser Stelle sind sie verhältnismäßig ungestört, da der Dammweg eine Sackgasse ist und nur wenig Spaziergänger bis hierher gehen.
In der Ferne sehe ich schon dunkle Wolken aufziehen. Deshalb mache ich mich auf den Rückweg. Unterwegs treffe ich Martin und Christian, zwei sehr gute Vogelkenner. Martin hat auf der nördlichen Seite des Ostbeckens eine Lachseeschwalbe entdeckt. Ich krame in meinem Gedächtnis, ob ich diesen Vogel schon mal gesehen habe. Nein, natürlich nicht. Im Binnenland ist diese Seeschwalbe ein äußerst seltener Vogel. Ich kann mich noch nicht recht entscheiden, ob ich den ein Kilometer langen Dammweg gehen will und den Vogel suchen soll. Wer weiß, vielleicht ist er schon lange wieder weitergezogen? Während ich noch nachdenke, komme ich nochmal an der kleinen Insel am Ostbecken vorbei. Ein Eisvogel (Bilder) zeigt sich von seinen schönsten Seiten. Plötzlich ist es ganz klar, dass ich die Lachseeschwalbe suchen will. So schnell es geht marschiere ich zur Brücke am anderen Ende des Dammweges. Zwei Ornis suchen schon den See ab. Bald ist die Lachseeschwalbe (Bilder) entdeckt. Sie fliegt in langen weiten Bögen knapp über der Wasseroberfläche des Ostbeckens. Das Bestimmungsbuch wird nochmal rausgeholt und die gesehenen Merkmale mit der Beschreibung überprüft.
Die Lachseeschwalbe hat einen kurzen, dicken, vollständig schwarzen Schnabel. Die schwarze Kappe reicht weit in den Nacken und der Schwanz ist nur wenig gegabelt. Ihr Verhalten bei der Nahrungsaufnahme ist auch kennzeichnend. Hauptsächlich ernährt sie sich von Insekten, Fröschen oder Kleinsäugern, die sie in ihrem Flug über Wiesen erbeutet. Oder sie pickt Nahrung von der Wasseroberfläche auf. Zu verwechseln wäre sie mit der Brandseeschwalbe. Diese erbeutet aber sturztauchend ihre Nahrung aus dem Meer und hat einen längeren, schlanken Schnabel, der an der Spitze gelb ist. Die Lachseeschwalbe brütet in Kolonien auf sandigen Seeküsten, Lagunen und Inseln und auch auf Bergseen. In Europa ist sie in den südlichen Ländern rund um das Mittelmeer zu finden. Die Lachseeschwalbe ist in Deutschland vom Aussterben bedroht. Nur noch ungefähr 40 Paare brüten in der Nähe der Elbemündung. Etwa eine halbe Stunde können wir sie bei ihren Flügen über das Ostbecken beobachten. Dann wird es spannend, denn sie fliegt direkt auf uns zu, über unsere Köpfe hinweg in das Westbecken und landet bei den Lachmöwen. Sie bleibt dort nicht lange und startet erneut ihre Flüge, diesmal über dem Westbecken.
Mittlerweile hat es zu regnen begonnen. Zeit für mich, nach Hause zu fahren. Aber zufällig am richtigen Ort zu sein, wenn Profis einen so seltenen Vogel entdecken und ich damit auch die Gelegenheit bekomme diesen zu sehen, ist für mich immer noch ein einmalig schönes Erlebnis. Vielen Dank auch an Martin, den Entdecker des Vogels.
Vogeltagesliste Ostbecken: Höckerschwan, Graugans, Weißwangengans (25), Stockente, Schnatterente, Tafelente, Kolbenente (geschätzt 2000), Moorente (3), Reiherente, Mandarinente (3), Zwergtaucher, Haubentaucher, Kormoran, Graureiher, Mäusebussard (3), Habicht oder Sperber (?), Turmfalke, Teichhuhn (3), Blässhuhn, Sandregenpfeifer (?), Alpenstrandläufer (1), Zwergstrandläufer (2), Bruchwasserläufer (15), Waldwasserläufer (1), Flussuferläufer (4), Grünschenkel (9), Kampfläufer (ca. 2), Mittelmeermöwe, Lachseeschwalbe, Ringeltaube, Straßentaube, Eisvogel, Buntspecht, Rauchschwalbe, Bachstelze, Gebirgsstelze, Amsel, Mönchsgrasmücke, Grauschnäpper, Kohlmeise, Rabenkrähe, Star, Feldsperling, Buchfink, Stieglitz, Grünfink
