Samstag, 31. August 2024 (sonnig, 20 bis 25 Grad), Dießen, Ammersee-Süd, 8 bis 12 Uhr
Vor Kurzem habe ich von einer Birderkollegin erfahren, dass die beiden jungen Fischadler am Ammersee noch in ihrem Horst sitzen, aber wohl bald flügge sein und das Nest verlassen werden. Deshalb ist der Vogelbeobachtungsturm in Dießen heute mein erstes Ziel. Um 8.45 Uhr bin ich auf dem Weg zum Turm (Bild). Ich begegne einem Herrn mit Fernglas, der mir mitteilt, dass das Nest leer ist und er heute keine Fischadler sehen konnte. Daher mache ich mir auch keine große Hoffnung, will aber dennoch einige Zeit auf dem Turm bleiben und selbst Ausschau halten. Das gegenüberliegende Ufer (Bild) liegt zwar im Gegenlicht, gleichwohl genieße ich die schöne Aussicht. Der große Horst ist schnell gefunden, da er am oberen Ende eines abgestorbenen Baumes angelegt wurde – und er ist leer. Ich suche die umstehenden Bäume ab, finde aber keinen Vogel. Ich plane, noch eine halbe Stunde hier zu verharren. Und dann geschieht doch noch etwas. Gegen 9 Uhr landet ein Fischadler (Bild) im Horst. Kurze Zeit später bringt ein adulter Fischadler dem Jungvogel (Video auf Youtube) einen Fisch. Der junge Fischadler frisst diesen, dann fliegt auch er wieder ab zu einem anderen Baum. Einmal versucht er in der Bucht selbst einen Fisch zu fangen, was aber misslingt. Immer wieder setzt er sich auf den Horst. Der adulte Fischadler (Bild) hat sich mittlerweile an der Spitze der Landzunge niedergelassen. Zwei weitere Bilder von den Fischadlern (Bilder von Sebastian Hölch) wurden zu einem früheren Zeitpunkt aufgenommen und zeigen wunderschön die Tiere.
Diese Fischadler-Brut am Ammersee ist eine Sensation. Ende April wurde bekannt, dass die Fischadler am Südufer des Ammersees zu brüten begonnen haben. Ende Juni wurde der erste Jungvogel gesichtet. Trotz Sturm und Regen sind zwei Jungvögel durchgekommen und inzwischen flügge. Laut Jana Jokisch, der Gebietsbetreuerin vom LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz), ist das »der erste Bruterfolg des Fischadlers in Oberbayern seit vermutlich 200 Jahren«, lese ich in einem Artikel der Süddeutschen Zeitung. Der Fischadler wird in der »Roten Liste der Brutvögel« in Deutschland als gefährdet (Kategorie 3) eingestuft (Quelle: Dachverband Deutscher Avifaunisten, Stand 2021). Um Mitte der 1950er-Jahre war der Fischadler in weiten Teilen Europas durch menschliche Verfolgung ausgerottet. Auch Insektizide wie DDT setzten der Art zu. Seit dem Verbot des Giftes Anfang der 1970er-Jahre erholen sich die Bestände sukzessive. Im Nordosten Deutschlands brüten die meisten Fischadler (ca. 470 Paare in den Jahren 2003/2004, Quelle: Wikipedia). In Bayern, in der Oberpfalz und in Oberfranken, sind es 20 Brutpaare. Fischadler führen eine monogame Saisonehe, weil sie aber ihrem Brutplatz gerne treu bleiben, kommt es häufig zu einer erneuten Verpaarung mit dem vorjährigen Partner. Es wäre doch schön, wenn sie nächstes Frühjahr wieder hier vorbeikommen und erneut zur Tat schreiten ;-))
Viel los am Binnensee
Nach dieser schönen Beobachtung mache ich noch einen Abstecher zum Binnensee. Um die 35 Große Brachvögel und ca. 20 Kiebitze (einige davon auf den Bildern) rasten auf dem breiten Uferstreifen. Eine große Schar an Graugänsen fliegt ein, einige Bekassinen (Bild) stochern im feuchten Schlick nach Nahrung. Das Ufer (Bild) ist heute gut gefüllt und man sieht, wie wichtig dieser Rast- und Nahrungsplatz für ziehende Vögel ist.
Vogeltagesliste: Höckerschwan, Graugans, Kanadagans, Rostgans, Nilgans, Stockente, Schnatterente, Krickente, Tafelente, Kolbenente, Haubentaucher, Kormoran, Silberreiher, Graureiher, Fischadler, Schwarzmilan, Baumfalke, Blässhuhn, Sandregenpfeifer, Grünschenkel, Kiebitz, Großer Brachvogel, Bekassine, Kampfläufer, Lachmöwe, Mittelmeermöwe, Straßentaube, Ringeltaube, Mauersegler, Grünspecht, Buntspecht, Rauchschwalbe, Mehlschwalbe, Bachstelze, Amsel, Blaumeise, Rabenkrähe, Star, Haussperling, Buchfink