Samstag, 11. Juni 2022 (sonnig, 20 bis 25 Grad, sommerlicher Frühlingstag), Landkreis Erding, Ismaninger Speichersee, Kieswerk Landsham, 9 bis 16.45 Uhr
Scheitel, Mantel, Rücken und Armdecken sind rotbraun, die Unterseite schimmert bläulich und die Kehle leuchtet gelb. Der Bienenfresser ist einer der buntesten Vögel Europas. Ende der 1980er-Jahre galt er in Deutschland als ausgestorben. Aber »vor allem seit Beginn des 21. Jahrhunderts entwickeln sich die Bienenfresserbestände in vielen Regionen Deutschlands positiv, was vorwiegend in Zusammenhang mit klimatischen Veränderungen diskutiert wird. … Dieser Trend ist auch in Bayern zu erkennen. Der Bienenfresser ist in Bayern lokal verbreitet, das Brutareal hat sich deutlich vergrößert. Zu einer Häufung kommt es im mittleren und nördlichen Schwaben und im nordwestlichen Oberbayern.« (Atlas der Brutvögel in Bayern, Verbreitung 2005 bis 2009; Rödl, Rudolph, Geiersberger, Weixler, Görgen; 2012, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart). Heute besuche ich eine Bienenfresserkolonie im Landkreis Erding. Um die Vögel und den Brutplatz zu schützen, bleibt der Standort geheim. Bienenfresser graben ihre Bruthöhlen in Steilhänge. In Bayern eignen sich dazu Kies- und Sandgruben. Einen Einblick in die betreffende Sandgrube habe ich nicht, aber die Bienenfresser (einige davon auf den Bildern) versammeln sich gerne auf den Stromleitungen. Als ein Traktor des Weges kommt, fliegen etliche Bienenfresser auf, insgesamt zähle ich 14 Vögel.
Prachttaucher am Ismaninger Speichersee
Mein zweiter Vogelbeobachtungsstopp ist am Ismaninger Speichersee. Seit einigen Tagen gibt es im Ostbecken eine Besonderheit zu beobachten. Doch zunächst erfreue ich mich an einem brütenden Haubentaucher (Bild), der kurz sein Nest verlassen hat. Bei den Höckerschwänen (Bild) ist die Familie schon komplett. Die Altvögel und die drei Küken haben sich zu einer Rast ans Ufer zurückgezogen. Jedes Jahr wieder faszinieren mich die schönen Wildpflanzen (Bild) auf dem Dammweg. Auf einer Skabiosen-Flockenblume findet ein Distelfalter (Bild und Video auf Youtube) Nahrung. Aber eigentlich bin ich – wie angedeutet – wegen diesem »einen« besonderen Vogel hier. Seit dem 6. Juni ist im Ostbecken immer wieder ein Prachttaucher gesehen worden. Das Besondere dabei ist der Zeitpunkt seiner Sichtung. Denn der nordische Vogel ist eigentlich nur in den Wintermonaten in Bayern anzutreffen. Von Mitte Oktober bis Anfang April findet sich jedes Jahr eine größere Anzahl an Prachttauchern am Starnberger See ein, einige wenige Individuen überwintern auch an anderen bayerischen Seen. Im Winter tragen sie ihr unauffälliges dunkelgrau-weißes Schlichtkleid. Zur Brutzeit im Sommer hingegen ist ihr Federkleid außergewöhnlich: hellgrauer Kopf, vorn am Hals schwarz, an den Halsseiten und der Brust schwarz-weiß gestreift, die Gefiederoberseite mit schwarz-weißem Würfelmuster. Also ein wahrlich tolles Prachtkleid. Mit Hilfe von Birderkollegen finde ich den Prachttaucher am Nordufer des Sees. Da er ständig taucht, bekomme ich ihn nur einmal kurz zu sehen – leider auch noch sehr weit weg. Und obwohl der Vogel noch einige Wochen am Speichersee bleibt, habe ich nicht mehr das Vergnügen, ihn aus nächster Nähe zu betrachten. Dafür kann André von dem Prachttaucher (Bilder) Ende Juni bei perfektem Wetter großartige Fotos machen.
Vogeltagesliste: Bienenfresser, Neuntöter, Rauchschwalbe, Haussperling, Stieglitz, Rabenkrähe, Girlitz, Höckerschwan, Graugans, Nilgans, Stockente, Löffelente, Knäkente, Kolbenente, Jagdfasan, Prachttaucher, Haubentaucher, Kormoran, Baumfalke, Blässhuhn, Lachmöwe, Flussseeschwalbe, Türkentaube, Wiesenschafstelze, Hausrotschwanz, Singdrossel, Amsel, Mönchsgrasmücke, Gartengrasmücke, Teichrohrsänger, Gelbspötter, Zilpzalp, Grauschnäpper, Kohlmeise, Star, Buchfink, Goldammer, Bachstelze, Rohrammer