Samstag, 14. April 2018 (heiter, 16 bis 18 Grad, sonniger Frühlingstag), Bassin vor dem Nymphenburger Schloss, 11 bis 12.30 Uhr
»Seltene amerikanische Ente lockt Ornis zum Nymphenburger Schloss«, so könnte ich meinen Blogbeitrag auch betiteln. Was ist passiert? Martin hatte am Donnerstag eine Ringschnabelente auf dem großen Bassin (Bild) vor dem Schloss entdeckt. Schon bei der ersten Sichtung hatte er allerdings Bedenken ob es eine reine Ringschnabelente ist, aber viele Merkmale sprechen erstmal für diese amerikanische Ausnahmeart, die in Europa nur sehr selten zu sehen ist. Im Gegensatz zu einer Reiherente (Bild), die bei uns sehr häufig vorkommt, hat die Ringschnabelente (Bilder) eine weiße breite Binde am Schnabelende und eine dünne weiße Binde an der Schnabelbasis. Ebenso fällt die die charakteristische Kopfform auf, die sich durch eine hohe und steile Stirn auszeichnet. Der Scheitel am Kopf läuft spitz zu. Auch die leicht grau getönten Flanken mit einem hellen Keil am vorderen Rand sind Merkmale einer Ringschnabelente.
Die nächsten Tage sind mehrere Ornis vor Ort und fotografieren den Vogel. So dauert es nur wenige Tage bis die Bestimmung anhand der Fotos geklärt wird. Ornithologen vom Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA), einem Zusammenschluss aller landesweiten und regionalen ornithologischen Verbände in Deutschland, legen fest, dass es ein Tauchenten-Hybrid ist, so der Überbegriff. Es ist keine reine Ringschnabelente (> Wikipedia) sondern eine Kreuzung mit einer Bergente (> Wikipedia) oder einer Kleinen Bergente (> Wikipedia), die wie die Ringschnabelente in Amerika ihre Heimat hat. Auch ein Gefangenschaftsflüchtling kann ausgeschlossen werden, da keine Beringung zu sehen ist.
Das entscheidende Merkmal um eine reine Ringschnabelente auszuschließen ist die leicht melierte Oberseite, die man auf den Bildern gut erkennen kann. Eine Ringschnabelente wäre hier schwarz, aber Bergenten bzw. Kleine Bergenten haben eine gräuliche Oberseite.
So ist klar, dass dies ein Hybridvogel ist. Schade! Man freut sich immer wenn man eine neue Art sieht. Und dann noch mitten in München. Aber so bleibt dieses Hobby immer spannend. Die Ente wurde bis einschließlich Dienstag gesichtet.
Eine Besonderheit hat diese Tauchente aber noch. Ihr rechtes Auge fehlt. Haben Sie es entdeckt?
Nachdem ich die vermeintliche Ringschnabelente ausgiebig fotografiert habe, fällt mein Blick an den Rand des Bassins. Obwohl nur wenige Meter entfernt jede Menge Touristen zum Schloss unterwegs sind, sitzt ganz entspannt ein Blässhuhn (Bild) auf ihrem Nest. Und so wie es scheint, ist die Familienplanung (Bild) noch nicht ganz abgeschlossen. Eine wachsame Tafelente (Bild) beäugt mich. Die Reiherente (Bild) hat sich auch für eine Rast auf dem Trockenen entschieden und die Stockente (Bild) ist bereits tiefenentspannt. ;-)
Vogeltagesliste: Hybrid aus Ringschnabelente x (Kleiner) Bergente, Tafelente, Reiherente, Kolbenente, Höckerschwan, Blässhuhn, Stockente, Graugans, Gänsesäger