Sonntag, 11. Juni 2017 (sonnig, 27 Grad, sommerlicher Frühlingstag) Ostfriedhof, 12 bis 15 Uhr
Die letzten Tage fühlten sich sehr sommerlich an. Auch heute klettert das Thermometer auf beinahe 30 Grad Celsius. Ich beschließe, einen kleinen Rundgang durch den schattigen Ostfriedhof (Bild) zu machen und mir diesmal auch Zeit für eine exakte Zählung zu nehmen. Nach wie vor sind die Vögel sehr beschäftigt. Zum einen müssen Jungvögel versorgt werden, zum anderen starten Amsel, Wacholderdrossel, Kohlmeise oder auch der Zaunkönig eine zweite, evtl. sogar eine dritte Brut. Vögel singen, um Partner anzulocken und um ihr Revier zu markieren. Ich kann heute viele Gesänge vernehmen. So lausche ich dem schönen, melodischen Gesang einer Amsel (Bilder, Video > Youtube). Wenn das Männchen eine Pause einlegt, hört man im Hintergrund einen anderen Vogel antworten. Das adulte Männchen kann man gut anhand seines orange-gelben Schnabels und des gelben Augenrings bestimmen. Im ersten Winterkleid treten diese Merkmale noch nicht in Erscheinung und Schnabel und Augenring sind schwarz.
Im Gegensatz zu den weichen Tönen der Amsel trillert der kleine Zaunkönig (Bild, Video > Youtube) lautstark und aus voller Kehle. Nicht weit von Letzterem entdecke ich auf einer Linde ein singendes Rotkehlchen (Bild, Tonbeispiel > xeno-canto.org). An mehreren Stellen hüpfen junge Wacholderdrosseln durch das Gras oder erkunden von einem Grabstein aus die Umgebung. Eine junge Wacholderdrossel (Bilder, Video > Youtube) erkennt man an dem noch nicht ausgefärbten Gefieder. Der graue Kopf wirkt fleckig und auf den Flügeldecken finden sich helle Areale. Wacholderdrosseln legen im April durchschnittlich fünf bis sechs Eier. Eventuelle Zweitbruten können auch noch Ende Juni begonnen werden. Ausschließlich das Weibchen bebrütet 10 bis 13 Tage lang die Eier und hudert die Nestlinge nach dem Schlüpfen bis zum Alter von 10 Tagen. Danach füttern beide Eltern. Nach ungefähr zwei bis drei Wochen können die Jungvögel schon gut fliegen und sind nach einem Monat selbstständig.
Bei meinem weiteren Spaziergang finde ich noch einen Grauschnäpper (Bild), der von seiner »florealen« Sitzwarte aus nach Insekten sucht. Er ist ein häufiger Brutvogel in Bayern, im Friedhof sehe ich ihn allerdings zum ersten Mal. Ein junger Buntspecht (Bild) klettert einen Stamm hoch, hackt ein bisschen an einer Astgabel, ruft sein kurzes, scharfes »kick-kick-kick« und verschwindet dann im dichten Blattwerk. Und die Kohlmeise (Bild) hat heute keine Zeit zum Singen, da sie sich noch um den Nachwuchs kümmern muss ;-)).
Vogeltagesliste: Amsel (5), Kohlmeise (6), Gartenbaumläufer (4), Kleiber (3), Zaunkönig (3), Rabenkrähe (4), Zilpzalp (2), Grünfink (2), Star, Buchfink (4), Rotkehlchen (2), Wacholderdrossel (ca. 8), Grauschnäpper, Buntspecht (2), Stieglitz (2), Ringeltaube (3), Misteldrossel
PS: Nach zwei Jahren Renovierung ist im Mai 2017 die historische Kaskadenanlage fertiggestellt geworden. Sie ist sehr schön geworden und die Treppen laden zu einer kleinen Pause ein.