Sonntag, 18. Februar 2018 (stark bewölkt, teils sonnig, minus 1 bis plus 1 Grad, kalter Wintertag), Chiemsee, Lachsgang, Hirschauer Bucht, Chieming, Seebruck, 9 bis 15.30 Uhr
Wie schon im Februar 2014 fahre ich mit Birderkollegen vom LBV München (Arbeitskreis Ornithologie) zum Chiemsee. Bereits auf unserem Weg (Bild) zum Beobachtungsturm Lachsgang suchen wir die schneebedeckten Felder und Wiesen ab. Einige Graugänse sind auf Futtersuche und aus den Bäumen entlang des Weges hören und sehen wir Stare und einen Gartenbaumläufer. Vom Turm aus sieht man auf eine große Insel westlich des Mündungsgebietes der Tiroler Ache. Hier haben sich ein großer Trupp Blässgänse, einige Rostgänse und Mittelmeermöwen versammelt.
Von der Hirschauer Bucht, unserem zweiten Halt, hat man den Blick auf den östlichen Teil des Mündungsgebietes (Bild). Wir finden den Seeadler (Bild), der auf einem angeschwemmten Holzstück rastet. Die Entfernungen sind sehr weit und seine Pracht kann sich gar nicht richtig entfalten. Aber irgendwann schwingt sich der junge Seeadler (Bild von Markus Beser) in die Lüfte und gebannt verfolgen wir, wie er über uns hinweg fliegt. Immer wieder ein tolles Erlebnis einen Seeadler so nah zu sehen. Auch nicht weit von uns entfernt steht ein scheinbar »fröstelnder« Silberreiher (Bilder) im Wasser, der sich kurz danach auf Futtersuche begibt.
Mein Hauptaugenmerk sind heute die Singschwäne (Bilder) die am Chiemsee überwintern. Überwiegend in Ruhestellung stehen sie im flachen Uferbereich, den Kopf im Gefieder versteckt. So ist es gar nicht einfach sie zu bestimmen, da Höckerschwäne auf den ersten Blick ähnlich aussehen. Aber ein Unterscheidungsmerkmal ist der Schnabel. Bloß muss man den erst mal zu sehen bekommen. Aber im Laufe der Zeit zeigen alle sechs Singschwäne ihren Schnabel. Dieser ist lang, keilförmig und gelb-schwarz gefärbt. Der Schwarzanteil reicht von der Schnabelspitze bis zum Nasenloch. Die rostfarbenen Verfärbungen an Kopf und Hals kommen durch Verschmutzung zustande und sind bei Singschwänen öfter zu sehen. Im Sommer brüten sie an Seen und Feuchtgebieten in den Tundren und Wäldern im Norden Europas. Mittlerweile brüten auch im Osten Deutschlands ca. 40 Paare.
Unser nächster Halt ist ein Campingplatz südlich von Chieming. Hier weisen uns andere Ornis auf eine winterliche Enten-Rarität hin. Zwei Samtenten (Bild) sind vor Ort und anhand ihres weißen Spiegels, der wie ein Strich aussieht, können wir sie bestimmen.
Zum Abschluss des Tages fahren wir nach Seebruck. Vom Strandbad aus kann man gut den See absuchen und auch in einige Schilfgebiete einsehen. Noch etwas weiter westlich auf einer kleinen Halbinsel steht ein Beobachtungsturm. Von dort hat man einen schönen Blick auf den Chiemsee (Bild) und die schilfbestandenen Buchten. Plötzlich hören wir laute, etwas wehmütig flötende Rufe – ein Trupp Großer Brachvögel taucht auf, fliegt noch einige Runden und landet auf einer kleinen Insel. Es sind um die 150 Große Brachvögel (Bild) und sie werden die Nacht hier verbringen. Aber zuerst wird noch ausgiebig gebadet und die Federn gereinigt.
Vogeltagesliste: Höckerschwan, Singschwan (6), Blässgans (ca. 35), Graugans, Rostgans (4), Stockente, Schnatterente, Spießente (ca. 10), Krickente, Tafelente, Bergente, Reiherente, Samtente (2), Schellente, Gänsesäger, Schwarzhalstaucher, Zwergtaucher, Haubentaucher, Kormoran, Silberreiher, Graureiher, Seeadler (1), Turmfalke (unterwegs), Blässhuhn, Großer Brachvogel (mind. 150), Lachmöwe, Sturmmöwe, Mittelmeermöwe, Buntspecht, Bergpieper (2), Bachstelze, Misteldrossel, Wacholderdrossel, Amsel, Kohlmeise, Blaumeise, Kleiber, Gartenbaumläufer, Elster, Rabenkrähe, Star, Feldsperling, Buchfink, Grünfink, Gimpel