Mittwoch, 31. Dezember 2014 (Sonne, ca. 8 bis 14 Grad, schöner Wintertag), Mallorca, Finca Son Real und Meeresküste, 10.30 bis 16.30 Uhr
Als ich heute morgen den blauen Himmel sehe und die Sonne mir ins Gesicht scheint, ist die Freude riesengroß. Die Schlechtwetterperiode ist vorbei. Nun nur noch eine Tour auswählen und los geht’s. Ich fahre von Alcudia ca. fünfzehn Kilometer in südliche Richtung zur Finca Son Real. Mehr zum Landgut bei meinem ersten Besuch im Januar 2013 und beim zweiten Besuch im Dezember 2013. Mir gefällt die ländliche Gegend mit ihren von Steinwänden eingefassten Feldern. In der Nähe des ehemaligen Bauernhofes schwimmen in einem kleinen Teich Hausgänse und Stockenten. Vor den Stallungen sind auch die mallorquinischen Schweine und die Blauen Pfaue wieder zu sehen. Aber als erstes suche ich neben dem Parkplatz eine Wiese ab. Ein männlicher Hausrotschwanz (Bild) – er wird heute nicht mein letzter sein – hüpft durch das Gras, bleibt stehen, richtet sich auf und beobachtet aufmerksam die Umgebung. Auf dem Zaun turnen zwei Samtkopf-Grasmücken (Bild), die sich anschließend wieder in die nahen Büsche verziehen. Ich höre einen Gesang, der mir bekannt vorkommt. Nur über das Hören hätte ich den Vogel nicht bestimmen können, aber er ist schnell entdeckt. Auf der Stromleitung sitzt eine Grauammer (Bild), die ihre Strophen schnell vorträgt (> Tonbeispiel Avisoft Bioacoustics). Mir wurde bei einer anderen Tour erklärt, dass sich der Gesang wie das Klirren eines Schlüsselbundes anhört. Diese passende Beschreibung hat mir heute beim Wiedererkennen geholfen. Die Grauammer singt fast das ganze Jahr über und mag es gerne, wenn sie auf einer erhöhten Warte wie einem freistehenden Baum oder einem Zaun sitzen kann.
Als ich an den Scheunen des Landgutes vorbeigehe und den Weg Richtung Küste einschlage, höre ich einen anderen Vogel singen, allerdings deutlich lieblicher als die Grauammer. Auch das Rotkehlchen (Bild) singt mit Ausnahme der Mauserzeit das ganze Jahr über. Rechts von mir entdecke ich am Fuße eines Baumes einen Vogel, der nach Nahrung sucht. Da hier auch Provencegrasmücken und Balearengrasmücken vorkommen, würde ich mir natürlich wünschen, einen dieser Vögel zu sehen. Aber nach dem Studium des Fotos, denke ich, dass es eine Samtkopf-Grasmücke (Bild) ist. Falls jemand anderer Meinung ist und Argumente für eine Balearengrasmücke hätte, bitte melden.
Der schöne Weg schlängelt sich durch eine offene mediterrane Heidelandschaft (Garigue) (Bild). Einmal komme ich einem Wiedehopf zu nahe und er fliegt auf. Etwas oberhalb vom Strand steht eine Beobachtungsplattform zur Verfügung. Von hier hat man einen tollen Blick zum Meer (Bild). In den dichten Büschen rund um die Plattform sind Schwarzkehlchen (eines davon im Bild) und Samtkopf-Grasmücken auf Beerensuche. Beim Weg, der unten am Strand entlang führt, sehe ich einen Waldwasserläufer (Bild). Oder könnte es auch ein Flussuferläufer sein? Ich bin mir nicht ganz sicher. Ich will ihn suchen und gehe zum Strand, aber da ist er schon verschwunden. Mehrere Seeregenpfeifer und einige Korallenmöwen rasten auf den Felsen. Ein Seidenreiher sucht in der kleinen Bucht nach Nahrung. Nach einer kurzen Brotzeitpause werfe ich meinen Apfelbutzen weg. Ärgere mich, dass ich nicht weit genug geworfen habe. Aber da hat auch schon eine Korallenmöwe den Apfelrest entdeckt und frisst ihn auf. Ich bemerke, dass sie sich auf einen Felsen in meiner Nähe niederlässt und mich die ganze Zeit beobachtet. Auf diese Weise kann ich die Korallenmöwe (Bilder) studieren und Fotos machen. Ihr dunkelroter Schnabel, die dunkelgrauen bzw. grünlichen Beine und die dunkle Iris sind gute Erkennungszeichen. Sie ist etwas kleiner als die Mittelmeermöwe. Ihr Hauptverbreitungsgebiet sind die Mittelmeerküsten und die nordatlantischen Küsten Portugals und Frankreichs.
Nachdem sich die Korallenmöwe so toll gezeigt hat, suche ich die Lerchen, die ich schon von der Ferne gesehen habe. In der Sandbucht hinter dem Peilturm sind einige Theklalerchen (Bilder) unterwegs. Sie sehen der Haubenlerche sehr ähnlich, aber anhand des kurzen Schnabels und der deutlichen Strichelung auf der Brust kann ich sie eindeutig bestimmen. Zwei Vögel lassen sich bei der Futtersuche gut beobachten. Sie laufen kreuz und quer und wühlen manchmal heftig mit ihrem Schnabel im Sand. Ich habe es nicht genauer untersucht, aber ich denke es sind Samen, die sie aufpicken. Ich sehe etliche Versuche, wo eine Theklalerche den Samenkern auf einen Stein klopft. Auch die Federn ihrer Haube werden manchmal angelegt und bei bestimmten Situationen wieder aufgerichtet. Nach fast einer Stunde Lerchenschau mache ich mich auf den Rückweg. In der Nähe des Landgutes finde ich an einer Steinmauer einen geschützten Platz und suche die Felder ab. Ein Zilpzalp (Bild) fliegt mir direkt vor die Füße und nimmt in der Wasserpfütze ein Bad. Im nahegelegenen Baum sind erneut die Rufe der Samtkopf-Grasmücke (Bild) zu hören und diesmal ist es ein Männchen. Endlich finde ich das Gesuchte. Einige Rothühner (Bild) laufen im Schatten einer Steinwand auf und ab. Als ich schon beim Verlassen des Landgutes bin, ist auch die Grauammer (Bild) wieder zu sehen. Zum Abschluss des schönen Tages finde ich noch einige Stieglitze (einer davon im Bild), die direkt neben der Autostraße ihr Futter suchen.
Vogeltagesliste: Stockente, Rothuhn (9+7), Kormoran, Seidenreiher, Turmfalke, Seeregenpfeifer, Steinwälzer (2), Wald- oder Flussuferläufer? (1), Mittelmeermöwe, Korallenmöwe, Straßentaube, Wiedehopf, Theklalerche (ca. 6), Wiesenpieper, Bachstelze, Rotkehlchen, Hausrotschwanz, Schwarzkehlchen, Singdrossel, Amsel, Samtkopf-Grasmücke, Zilpzalp, Sommergoldhähnchen, Kohlmeise, Star, Haussperling, Bluthänfling, Stieglitz, Grünfink, Grauammer (4)
Weitere Mallorca-Beobachtungen im Dezember 2013 und Januar 2014 bzw. im Dezember 2012 und Januar 2013.