Nachdem der Winter 2015/2016 überwiegend schneefrei war, hat sich das am Samstag, dem 16. Januar geändert. Den ganzen Tag hat es geschneit und eine dicke Schneedecke bedeckt nun die Innenstadt von München. Da ich Mitte Dezember einen kleinen Unfall hatte, konnte ich die letzten Wochen nicht mit dem Auto aufs Land fahren, bzw. eine Tour an einen der bayerischen Seen machen. Deshalb finde ich es phantastisch, was sich am Sonntag, dem 17. Januar 2016 auf meinem Balkon ereignet hat. Ungefähr 50 Erlenzeisige (Bilder) halten sich seit den Morgenstunden an meiner Fütterungsstelle im 4. Stock auf. Die ca. 11 bis 12 Zentimeter großen Finkenvögel nehmen alle Futterplätze in Beschlag. Die größeren Vögel – acht Stieglitze und zwei Grünfinken –, die an dem Tag ebenfalls vorbeischauen, ziehen meistens den kürzeren und werden verdrängt. Sehr selbstbewusst, manchmal auch aggressiv, verteidigen die Erlenzeisige ihre Plätze. Sogar die heruntergefallenen Sonnenblumenkerne werden von einer Schar Erlenzeisige aufgepickt. Stieglitze und Grünfinken halten sich nie auf dem Balkonboden auf.
Das Erlenzeisig-Männchen wirkt in seinem leuchtend gelb-grün-schwarzem Gefieder sehr farbenprächtig. Er hat einen kleinen Kopf, Stirn, Scheitel und Kinn sind schwarz. In den dunklen Flügeln zeigt sich ein breiter gelber Flügelstreif. Sein Bürzel ist gelb, die Brust gelbgrün und am hellen Bauch und den Flanken ist er dunkel gestrichelt. Das Weibchen hat einen graugrünen Scheitel und eine helle Brust. Diese und der Bauch sind ebenfalls dunkel gestrichelt.
In den Sommermonaten kann man den Erlenzeisig leicht mit dem Girlitz verwechseln, der ein ähnlich gelbgrünes Gefieder mit dunklen Strichelungen besitzt. Der Girlitz hat aber einen sehr kleinen, rundlichen Schnabel, der Erlenzeisig einen längeren und sehr spitzen. Die meisten Girlitze ziehen im Winter nach West-, bzw. Südeuropa. Der Erlenzeisig lebt das ganze Jahr bei uns und streift gerne in größeren Trupps umher. In den Wintermonaten kommen aus Nord- und Osteuropa oft große Schwärme in unsere Breitengrade. Die Gründe für diese Invasionen sind gute Bruterfolge im Sommer und zu wenig Nahrung im Winter.
Bereits seit dem Sommer/Herbst 2015 wurde schon ein starker Zuzug der Erlenzeisige festgestellt. Bei der »Stunde der Wintervögel«, die der NABU und der Landesbund für Vogelschutz (LBV) vom 8. bis 10. Januar 2016 durchgeführt haben, wurde der Erlenzeisig im Vergleich zum Vorjahr fast viermal so häufig gemeldet.
Ich genieße diese kleine »Balkon-Invasion« und verbringe Stunden hinter der Glasscheibe meiner Balkontür.
Weitere Erlenzeisig-Sichtungen im > Februar 2014 und Februar 2015.