Donnerstag, 15. August 2013 (Sonne, 25 Grad, warmer Sommertag), Unterer Inn, 8 bis 15 Uhr
Mein zweiter Besuch am Unteren Inn steht an. Ich darf Helmut aus Landshut wieder begleiten und wir machen uns frühmorgens auf den Weg, so dass wir bereits um 8 Uhr am Eringer Stausee sind. Im Gegensatz zu unserem Besuch im Mai ist der Wasserstand heute nicht so hoch und es zeigen sich mehr Schlickflächen. Das ist gut für rastende Zugvögel und gut für uns Vogelbeobachter. Helmut entdeckt bereits einen Zwergstrandläufer der Futter suchend auf einer langgezogenen Sandbank inmitten des aufgestauten Inns hin- und herläuft.
Unser nächster Halt führt uns zur österreichischen Seite des Egglfinger Stausees zu dem kleinen Rastplatz mit Holzbänken östlich des Aussichtsturms bei Katzenbergleithen. Von hier hat man einen guten Blick auf große Flächen des Inns, auf bewachsene Inseln und flache Uferzonen. Zwischen Graugänsen, Enten und Kiebitzen wimmelt es nur so von Limikolen und es gibt für mich viel zu tun, bis ich alle Vögel gesichtet habe. Auch das Bestimmen ist sehr spannend: Waldwasserläufer, Bruchwasserläufer, Grünschenkel und dazwischen laufen zwei Teichwasserläufer (einer im Bild) umher. Diese Vögel, die auf den ersten Blick dem Bruchwasserläufer sehr ähnlich sind, haben aber einen sehr dünnen, geraden Schnabel und sehr lange Beine und wirken damit zierlich und elegant.
Nach einem kurzen Blick vom Beobachtungsturm fahren wir weiter nach Kirchdorf am Inn. Am Sportplatz kann man parken und wir gehen nur ein paar Meter bis zum Inn. Dieser Platz hat uns im Mai schon gefallen, da wir viele Vögel beobachten konnten. Mittlerweile sind einige Bäume gefällt worden, so dass man vom erhöhten Ufer einen tollen Blick in die Bucht hat. Die beiden schlafenden Flamingos fallen als Erstes auf. Es dauert eine Zeit bis sie sich bewegen und die Schnäbel sichtbar werden. Erst damit kann ich sie eindeutig bestimmen. Es ist ein Rosaflamingo (Bilder) und ein Chileflamingo (Bilder). Den Rosaflamingo erkennt man an seinem rosa Schnabel, den rosa Beinen und der kleinen schwarzen Spitze am großen Schnabel. Er brütet in flachen Salzseen, Lagunen und Salinen und ist an den Küsten entlang des Mittelmeeres anzutreffen. Der Chileflamingo hat einen hellen Schnabel, graue Beine mit roten Knien und der Schnabel ist zur Hälfte schwarz. Er ist eine südamerikanische Art und in Deutschland ein Gefangenschaftsflüchtling. Beide Arten habe ich in unserem Land zum ersten Mal gesehen und sie sind ein echter Hingucker. Am Chiemsee werden immer wieder Flamingos gesehen und vermutlich haben diese beiden einen Ausflug an den Inn gemacht.
Außer den beiden exotischen Vögeln rasten zirka 50 Großmöwen in verschiedenen Alterstufen – die adulten sind als Mittelmeermöwen bestimmbar – im seichten Wasser. Das Interessante daran ist, dass ständig neue Trupps dazukommen. Nach ungefähr drei Stunden zählen wir um die 300 Großmöwen.
Aber auch sonst gibt es viel zu entdecken: Neun Große Brachvögel, Kampfläufer, Alpenstrandläufer, Sandregenpfeifer sind auf Nahrungssuche und ein Tüpfelsumpfhuhn (Bild) schaut auch mal kurz aus einem Dickicht am Ufer hervor. Während ich noch die Großen Brachvögel bewundere, taucht ein etwas kleinerer Vogel mit einem langen rosafarbenem Schnabel mit schwarzer Spitze auf. Ist es eine Pfuhlschnepfe oder eine Uferschnepfe? Wegen dem kontrastreichen Gefieder sind wir uns sicher eine Pfuhlschnepfe vor uns zu haben – für mich eine neue Art in Deutschland. Aber nach Sichten der Bilder und Vergleiche von Uferschnepfen im Schlichtkleid kamen einige Zweifel auf. Wir blieben aber bei der Pfuhlschnepfe, die ich in diesem Artikel auch schon so beschrieben hatte. Diese Vogelsichtung, die ich bei Ornitho.de eingetragen hatte, wurde aber mittlerweile vom Ornitho-Team geprüft und nun richtiggestellt. So ist aus einer Pfuhlschnepfe eine Uferschnepfe (Bilder) geworden. Meine Freude über eine neue Art in Deutschland muss wohl noch ein bisschen warten, aber die Richtigkeit der Bestimmung geht vor.
Wir fahren zurück nach Deutschland auf die andere Seite des Inns. Am Nachmittag ist das Beobachten von dieser Seite sehr schwierig, da die Sonne stark blendet. Von zwei weiteren Highlights kann ich aber noch berichten. Am Eringer Stausee, den wir nochmal anfahren, entdecken und zählen wir auf einer langgezogenen Sandbank 130 (!) Große Brachvögel und in einer sehr weit entfernten Bucht rastet kurz ein Seeadler (Bild).
Vogeltagesliste Unterer Inn: Zwergtaucher, Haubentaucher, Kormoran, Seidenreiher (ca. 10), Silberreiher, Graureiher, Rosaflamingo, Chileflamingo, Höckerschwan, Graugans, Kanadagans, Brandgans, Rostgans (10), Stockente, Schnatterente, Löffelente, Krickente, Knäkente, Tafelente, Reiherente, Seeadler, Rohrweihe, Mäusebussard, Turmfalke, Jagdfasan, Wasserralle, Tüpfelsumpfhuhn, Teichhuhn, Blässhuhn, Flussregenpfeifer, Sandregenpfeifer, Kiebitz, Alpenstrandläufer, Zwergstrandläufer (1), Bruchwasserläufer (ca. 50), Waldwasserläufer (ca. 10), Flussuferläufer, Rotschenkel (1), Dunkler Wasserläufer, Grünschenkel, Teichwasserläufer (2), Uferschnepfe (1), Großer Brachvogel (ca. 130), Bekassine (ca. 15), Kampfläufer (6), Lachmöwe, Großmöwen, vermutlich Mittelmeermöwen (insges. ca. 430), Flussseeschwalbe, Ringeltaube, Türkentaube, Eisvogel, Schwarzspecht (rufend), Grünspecht (rufend), Rauchschwalbe, Mehlschwalbe, Bachstelze, Mönchsgrasmücke, Zilpzalp, Grauschnäpper (gehört), Elster, Eichelhäher (gehört), Rabenkrähe, Pirol (rufend), Haussperling