Sonntag, 17. Juli 2022 (sonnig, 18 bis 19 Grad), Westliche Karwendelspitze, Bergstation mit Karwendelgrube, 2244 Meter, 8.30 bis 15.30 Uhr
Um 6.30 Uhr sitze ich in der S-Bahn, die mich nach Unterhaching bringt. Dort erwartet mich mein LBV-Kollege Markus Dähne und wir fahren nach Mittenwald. Mit der Karwendelbahn geht es hoch zur Bergstation (2244 Meter) am Fuße der Westlichen Karwendelspitze (2385 Meter). Aber wir sind nicht hier, um den Berg zu besteigen, sondern wenden uns unserem ersten Vogelbeobachtungsziel zu, der Karwendelgrube (Bild). In dieser Senke, direkt hinter der Bergstation, leben Alpenschneehühner. Das Besondere in diesem Jahr sind die beiden Küken, die am 8. Juli zum ersten Mal gesichtet wurden. Konzentriert beginnen wir die Suche in dem felsigen und teils begrünten Areal. Mit etwas Geduld und Ausdauer entdecken wir schließlich ein Alpenschneehuhn-Weibchen (Bilder, Video auf Youtube) mitsamt seinem Küken. Alpenschneehühner sind tendenziell monogame Vögel. Das Männchen wählt das Brutrevier aus und das Weibchen kümmert sich um das Nest und das Brutgeschäft. Etwa drei Wochen lang bebrütet das Weibchen die Eier, das Gelege kann drei bis elf Eier umfassen. Das Männchen bewacht von einem erhöhten Platz das Revier und verteidigt dieses auch gegen Eindringlinge. Die Küken sind Nestflüchter und begeben sich gleich nach dem Schlüpfen mit der Mutter auf Insektenjagd. Nach zwei Wochen bereits können die Küken kurze Strecken fliegen. Es ist schön, die beiden beobachten zu können. Die Henne lässt dem Kleinen auch schon Spielraum beim Erkunden der Umgebung, bleibt aber immer in der Nähe. Das zweite Küken finden wir nicht. Das sagt nichts über den Verbleib, doch auch hier gibt es Fressfeinde. Ein Wanderfalke hat sich schon gezeigt und auch ein kleines Säugetier (ein Wiesel?) wurde von einer Mitbeobachterin gesehen. Weitere erwachsene Alpenschneehühner (zwei davon auf dem Bild) halten sich gut getarnt zwischen den Felsen im mittleren Teil der Karwendelgrube auf. Auch ein junger Steinschmätzer (Bilder) flattert noch etwas unbeholfen in der Gegend umher und landet dann auf einem Holzbalken.
Gämsen und Taubenschwänzchen
Unser nächster Beobachtungspunkt liegt beim Dammkar, das wir durch einen Tunnelgang erreichen. Entspannte Gämsen (Bild) rasten auf einer sonnigen Wiese, Alpendohlen und ein Hausrotschwanz sind aus nächster Nähe zu sehen. Wir suchen intensiv die Felswände ab. Ein Mauerläufer wäre ja ein willkommenes Highlight – doch zeigt sich heute keiner. Durch den Tunnel geht es dann wieder zurück zur Bergstation und wir wandern auf dem schmalen Passamani-Rundweg um die Karwendelgrube. Ein wunderschönes Alpenpanorama (Bild) mit Blick nach Österreich öffnet sich uns am Grat. Da Markus sich auch mit Schmetterlingen gut auskennt, gibt es auch hier einiges zu bestimmen: Distelfalter (Bild), Kleiner Fuchs (Bild) und ein Taubenschwänzchen (Bild).
Alpenbraunelle und Alpendohle
Auf dem Weg zurück zur Bergstation fällt uns noch eine Alpenbraunelle (Bilder) auf, die sich auf einer Felsspitze niedergelassen hat. Anscheinend hat sie vorher ein Bad genommen, jedenfalls schüttelt sie immer wieder ihr Gefieder aus. Nach einem herrlichen Blick ins Tal (Bild) beschließen wir noch einzukehren. Natürlich dauert es nicht lange und eine Alpendohle (Bilder) beäugt uns neugierig und leistet uns freudig ein bisschen Gesellschaft. Auch wir freuen uns über den hübschen Vogel.
Vogeltagesliste: Alpenschneehuhn (5 adulte, 1 Pullus), Steinschmätzer (2), Alpenbraunelle (6), Wanderfalke, Bergpieper, Hausrotschwanz, Kolkrabe, Alpendohle