Sonntag, 4. August 2013 (Sonne, 30 Grad, heißer Sommertag), Isarmoos (Kreuzstauden), 8.30 bis 10.30 Uhr
Seit Anfang Juli brennt nun die Sonne vom Himmel. Es ist ein super Sommer und ich kann die Hitze gut aushalten. Nur die Autobahnen halten nichts aus. Ich darf wegen der gefährlichen Fahrbahnaufwerfungen, auch »Blow-Ups« genannt, nur 80 Stundenkilometer auf der am frühen Morgen noch leeren Autobahn fahren. So dauert es ein bisschen bis ich mein Ziel erreiche: das kleine Feuchtgebiet in der Nähe von Wörth an der Isar. Es liegt neben der Autobahn A92. Das bedeutet auch, dass der lärmende Verkehr oft sehr störend ist, aber ich mag das Plätzchen trotzdem, weil ich – wenn die Vegetation nicht zu hoch ist – sehr gut auf die Wasserfläche schauen kann. Außer Blässhühner gibt es aber momentan nichts zu sehen. Hhm, ich hätte mir mehr erwartet. Ein Blässhuhn sitzt auf ihrem Nest. Brütet die immer noch oder schon wieder? Ich sehe nämlich einige jugendliche Blässhühner unterschiedlichen Alters herumlaufen. Da gibt es eines, wo der Schnabel noch rot ist (Bild). Die Küken der Blässhühner (Bild vom Echinger Stausee) sind mit ihrem schwarz-rot-goldenem Federkleid sehr auffällig und schauen recht lustig aus. Wenn sie dann etwas älter sind verfärbt sich der Schnabel, das Gefieder wird grau und am Hals haben sie helle Federn (Bild). Und in der nächsten Entwicklungsstufe kommt auch schon das weiße Hornschild – die Blesse – über dem Schnabel zum Vorschein (Bild). Das Blässhuhn ist in Mitteleuropa weit verbreitet und hält sich an stehenden oder langsam fließenden Gewässern auf, frisst Pflanzen aber auch Abfälle und Entenfutter. Deshalb sind an den Teichen in der Stadt Blässhühner auch keine Seltenheit.
In der Ferne sehe ich eine große Schar Kiebitze fliegen. Es sind ungefähr 80 Vögel und sie fliegen ein. Plötzlich rührt sich was am Wasser. Es wird gebadet und das Gefieder geputzt. Leider bleiben sie nicht lange, weil irgendetwas sie erschreckt hat. Und so fliegen die meisten wieder auf und davon.
Aber ich höre, dass neue Gäste kommen. Die Flugrufe der Limikolen kann ich noch nicht bestimmen, aber nach der Landung sehe ich sie. Es sind fünf Bruchwasserläufer im ersten Kalenderjahr, die man an ihrer bräunlichen, beigeweiß gefleckter Oberseite erkennt. Bruchwasserläufer gehören zur Familie der Schnepfenvögel und brüten in Hochmooren und in Sümpfen der Taiga und Tundren im Norden Europas. Während der Zugzeiten sind sie häufig und regelmäßig im Binnenland sehen. Ihr Überwinterungsquartier liegt in Afrika. Bis in die 197oer Jahre brüteten Bruchwasserläufer mit einigen wenigen Brutpaaren noch in Norddeutschland, aber durch die Zerstörung der Hochmoore wurden ihre Brutplätze vernichtet. »Meine« fünf Bruchwasserläufer (Bilder) sind anfänglich sehr ängstlich. Immer wieder wird der Kopf etwas schief gelegt und der Blick geht nach oben. Nach einer Zeit werden sie ruhiger, sie baden und putzen sich. Langsam kommt wieder Bewegung in die Gruppe und sie laufen in verschiedene Richtungen. Es geht auf Nahrungssuche. Sie stochern mit ihrem Schnabel im seichten Wasser nach Insekten, Krebstieren, Schnecken und Muscheln. Nach dem Fressen treffen sie sich wieder und nun wirken sie entspannter, aber immer noch aufmerksam. Mit ganz ganz langsamen Bewegungen verabschiede ich mich von ihnen und hoffe, dass sie ihre weite Reise in den Süden überleben.
Weiter wurden gesichtet: Teichhuhn, Turmfalke, Rohrweihe, Mäusebussard, Schnatterente, Stockente
