Freitag (Allerheiligen), 1. November 2013 (überwiegend bewölkt, wenig Sonne, ca. 12 Grad, grauer Herbsttag), Isar, 9.15 bis 14.15 Uhr
Manche Vogelbeobachter gehen »ihr« Gebiet regelmäßig ab – oft sogar täglich. Das ist eine beachtliche Leistung. Ich habe leider nicht so viel Zeit und die Isar, zu der ich gerne gehe, ist im Sommer ziemlich überlaufen. Aber im Herbst haben sich die Isarstrände geleert und ich kann meine Tour machen. In der Nähe des Deutschen Museums südlich der Corneliusbrücke hat man fast immer eine Chance eine Wasseramsel (Bild) zu entdecken. Sie beobachtet aufmerksam die Umgebung. Hin und wieder steckt sie ihren Kopf in das seichte Wasser und lugt nach Insekten. Das Tolle an der Wasseramsel ist aber, dass sie tauchen kann. Sekundenlang bleibt sie unter Wasser und sucht ihre Nahrung am Flussgrund.
Auf dem Fluss haben sich auf den großen Steinen ungefähr vierzig Lachmöwen zur Gefiederpflege versammelt. Ich suche die Gruppe nach Wintergästen wie z.B. den Sturmmöwen ab. Aber ich entdecke keine. Einige Meter weiter an einem kleinen Seitenarm der Isar schwimmt eine Lachmöwe (Bild) gemütlich im Kreis. Plötzlich fliegt sie auf, aber nicht weit und stürzt sich dann kopfüber in’s Wasser. Ist wohl auf kleine Fische aus? Das geht eine ganze Weile so, bis sie dann doch aufgibt.
Mittlerweile bin ich am Flaucher angekommen. In den Bäumen und an den Stränden sitzen ungefähr zwanzig bis dreißig Rabenkrähen (Bilder). Eine nimmt gerade ein Bad. Diese Rabenkrähe (Bild) ist aber nicht blind, sie hat nur ihre Nickhaut vor das Auge geklappt. Das ist ein zusätzliches durchsichtiges Augenlid, das die Augen z.B. vor Staub oder hier vermutlich vor Wasser schützt. Eine andere Rabenkrähe dreht Steine um, um darunter etwas Fressbares zu finden. Sie sind Allesfresser und die Rabenkrähe und ihre osteuropäische nahe Verwandte – die Nebelkrähe – werden unter dem Begriff »Aaskrähe« zusammengefasst. Beide Krähenarten gehören zwar zu den Singvögeln, aber ihr rauhes krächzendes »krah-krah-krah« klingt nicht melodisch > Tonbeispiel Nebelkrähe > Avisoft Bioacoustics.
Mein Weg führt mich noch zum »Entenweiher« (Bild), der südlich der Braunauer Eisenbahnbrücke in den Isarauen liegt. Ein Krickenten-Pärchen (Bild) schwimmt gemeinsam eine Runde um den See. Auch eine etwas grimmig dreinschauende Reiherente (Bild) lässt sich heute hier blicken. Das ist ungewöhnlich, da sie als Tauchente gerne tieferes Wasser bevorzugt. Ein paar Spaziergänger verteilen Brot an die Enten und den Höckerschwan. Hauptsächlich die Stockenten – darunter auch ein schwarzweiß gefiedertes Individuum – drängen sich vor und machen das Rennen um das Futter. Die Schnatterente (Bilder) kommt da etwas zu spät und beobachtet das Gedränge aus der Ferne. Allerdings bin ich mir bei der Bestimmung der Schnatterente nicht ganz sicher, da der weiße Spiegel, den man sonst immer recht gut sehen kann, fehlt. Die dunkle obere Kopfpartie erinnert mich an eine weibliche Kolbenente. Ist das ein Hybridvogel? Oder sehe ich schon Gespenster? So ein »Entenweiher« hat auch seine Geheimnisse.
Vogeltagesliste: Zwergtaucher, Höckerschwan, Graugans, Mandarinente, Stockente, Schnatterente (1), Krickente (2), Reiherente, Teichhuhn, Lachmöwe, Wasseramsel, Amsel, Kohlmeise, Blaumeise, Kleiber, Rabenkrähe