Donnerstag, 11. September 2014 (Regen, ca. 13 bis 15 Grad, nass-grauer Herbsttag), Pferdestall, 10.30 bis 12 Uhr
Es regnet, zwar nicht sehr heftig, aber beständig. Mein Plan ist, zur nächstgelegenen geschützten Aussichtsplattform zu fahren und mit einem Dach über dem Kopf gemütlich die Vögel zu beobachten. Auf den Straßen ist kaum etwas los. Entlang von Wiesen und Weingärten fahre ich Richtung Illmitzer Strandbad. Mitten auf der Straße trippelt ein Vogel. Ein kleiner brauner Vogel mit einem Häubchen auf dem Kopf. Es ist eine Haubenlerche (Bild). Meine erste dieser Art und gleichzeitig die 300. Vogelart meiner bisherigen »Birder-Karriere«. Juhuu, das freut mich. Die Haubenlerche verbringt das ganze Jahr über am Neusiedler See. Man sieht sie vorwiegend in Gewerbezonen an Ortsrändern und im Bereich von Pferdekoppeln. Auf dem Bild ist die lange, spitze Haube angelegt.
Auf der Aussichtsplattform beim Pferdestall (siehe Tag 1) mache ich es mir gemütlich. Die Sicht ist nicht berauschend, alles ziemlich Grau in Grau. Ein Silberreiher (Bild) watet im seichten Wasser und sucht nach Fischen. Auf der Wiese sitzt auch heute wieder der junge Neuntöter (Bilder) in »seinem« Busch. Er lässt sich durch den Regen nicht von der Futtersuche abhalten. Ein Starenschwarm (Bild) zieht über das Feuchtgebiet. Die Stare fliegen zur Koppel, lassen sich auf dem sandigen Boden nieder und nach kurzer Zeit hebt der ganze Trupp mit lauten, schwirrenden Rufen wieder ab. In der flachen Uferzone schwimmt eine Pfeifente (Bild), die man anhand der runden Kopfform und des großen weißen Armflügelfeldes gut bestimmen kann. Und auch Löffelenten (eine davon im Bild), erkennbar am langen breiten Schnabel, halten sich hier auf. Mit ihrem klobigem Schnabel durchseihen sie das Wasser nach Plankton, Wasserflöhen, Würmern, Larven und Kaulquappen.
Langsam wird es auf der Plattform, die nach drei Seiten offen ist, ungemütlich. Der kalte Wind treibt den Regen unter die Bedachung. Ich bin die ganze Zeit mit dem Putzen von Fernglas und Spektiv beschäftigt. So beschließe ich, meinen Ausflug zu beenden. Ein letzter Blick noch über die Wasserfläche. Auf der kleinen Insel, wo sich Mittelmeermöwen und Lachmöwen aufhalten, ist eine Zwergscharbe (Bilder) gelandet. Sie ist deutlich kleiner als ihr Gattungsgenosse, der Kormoran. Und auch noch etwas kleiner als die Mittelmeermöwe. Im Gegensatz zum Kormoran hat sie aber einen kurzen, dicken Schnabel. Die Zwergscharbe ist ein Koloniebrüter und baut ihr Nest in niedrigen, dichten Bäumen oder im Schilf von Binnengewässern und Flussdeltas. Seit 2007 brüten 50 bis 70 Paare im Schilfgürtel des Neusiedler Sees. Es erweist sich allerdings als kurzes Vergnügen, sie zu beobachten, denn nach wenigen Minuten fliegt sie wieder ab.
Vogeltagesliste: Höckerschwan, Graugans, Stockente, Schnatterente, Löffelente, Pfeifente (5), Krickente, Kolbenente, Haubentaucher, Zwergscharbe, Seidenreiher (1), Silberreiher (2), Graureiher (1), Turmfalke, Blässhuhn, Dunkler Wasserläufer (1), Lachmöwe, Mittelmeermöwe, Blutspecht, Haubenlerche*, Rauchschwalbe, Bachstelze, Schilfrohrsänger, Kohlmeise, Neuntöter, Star, Buchfink
(* = meine persönliche Erstsichtung)