Freitag, 6. November 2020 (dunstig, wolkig, 5 Grad, grauer Herbsttag), München, Nymphenburger Schlosspark, 10.30 bis 15 Uhr
Mindestens einmal im Jahr besuche ich den Nymphenburger Schlosspark im Münchener Westen. Es ist immer schön, durch den weitläufigen Park zu spazieren, und manchmal erlebt man auch Überraschungen. Da sich zurzeit Corona-bedingt am Wochenende sehr viel Leute in der Natur aufhalten, habe ich mir einen Arbeitstag freigenommen. Leider ist das Wetter nicht so toll, alles Grau in Grau. Als Erstes »scanne« ich das Bassin (Bild) vor dem Schloss. Bei den drei Höckerschwänen (Bild) fasziniert mich der rechte, da dieser total entspannt und wackelfrei auf einem Bein steht. Tolle Haltung ;-)). Reiherenten (eine davon im Bild) gibt es hier immer zu sehen. Viele kleine Wasserkanäle durchziehen den Schlosspark. An einem kann ich eine kleine Gruppe von Stockenten (ein Weibchen davon im Bild) beobachten, die am Ufer unter einem Baum rasten.
Eisvogel in Pose
Während ich noch versuche ein schönes Entenbild mit Herrn und Frau Stockente zu machen, fliegt doch glatt ein Eisvogel (Bilder, Video auf Youtube) an mir vorbei. Da schlägt nicht nur einer Fotografin oder einem Fotografen (wie ich in einem Facebook-Forum mittlerweile gelernt habe) das Herz deutlich höher, nein, auch eine »normale« Birderin, wie ich es bin, freut sich riesig, den hübschen Vogel zu sehen. Das Hübsche an ihm ist sein farbenprächtiges Gefieder. Die Unterseite und die Wangen sind orangebraun, Kehle und Halsseite weisen einen weißen Fleck auf. Der Scheitel und die Flügel sind grünlich bis blau, je nachdem, wie das Licht darauf fällt. Und am Rücken, dem Bürzel und Teilen des Mantels leuchtet sein Gefieder in reinem Blau. Obwohl er mit diesem blauen Rückenstreifen so auffällig erscheint, ist er dennoch zumeist nicht einfach zu entdecken. Zum Leben benötigt der Jahresvogel mäßig schnell fließende oder stehende, klare Gewässer mit vielen kleinen Fischen – und Sitzwarten. Er fängt aber nicht nur Fische, sondern auch Wasserinsekten, Kleinkrebse und Kaulquappen. Der schillernde Vogel ist ein territorialer Einzelgänger, er ist standorttreu und tagaktiv. Obwohl er scheu ist, kann man ihn oft wunderbar beobachten, da er bei der Jagd nach Nahrung gerne lange Zeit auf einem niedrig über dem Wasser hängenden Ast verharrt.
Junge Pfeifente und Kanadagänse
Eine kleine Überraschung erwartet mich am Badenburger See. Mir fällt eine kleine Ente auf, die anders ist als die ebenfalls hier anwesenden Stockenten, Schnatterenten und Tafelenten. Sie ist deutlich kleiner als eine Stockente, hat einen runden Kopf und einen kurzen grauen Schnabel. Es handelt sich um eine weibliche, junge Pfeifente (Bilder) im ersten Winterkleid. Adulte Männchen und Weibchen haben ein deutlich farbenprächtigeres Gefieder. In Europa brütet die Pfeifente in Skandinavien, Schottland, Nordengland und Island. Sie überwintert hauptsächlich an Küsten und größeren Binnengewässern Mittel- und Westeuropas, meist in sehr großen, auch auf Wiesen und Feldern grasenden Trupps. Die Pfeifente hier ist allein unterwegs, zeigt sich recht aufgeweckt und hüpft manchmal ans Ufer, um etwas zu fressen. Aber sie beobachtet immer sehr aufmerksam die Umgebung. Am Ufer halten sich einige Kanadagänse (Bild) auf. Unweit von ihnen grast erneut eine kleine Gänseschar, der sich auch ein Kanadagans-Hybridvogel (Bild) angeschlossen hat.
Der Waldkauz
Und natürlich suche ich – wie vermutlich jeder Vogelbeobachter im Schlosspark – einige einschlägige Bäume auf, in denen Waldkäuze rasten. Der schon berühmte Kasimir an der Badenburg zeigt sich heute nicht, ein anderer ist gut versteckt und ich will ihn auch nicht stören. Aber der Waldkauz (Bild) am Kanal macht mir die Freude und sitzt entspannt vor seiner Höhle.
Vogeltagesliste: Höckerschwan, Graugans, Kanadagans, Stockente, Schnatterente, Pfeifente, Tafelente, Kolbenente, Reiherente, Gänsesäger, Zwergtaucher, Graureiher, Turmfalke, Blässhuhn, Lachmöwe, Straßentaube, Waldkauz (2), Eisvogel, Buntspecht, Misteldrossel, Amsel, Goldhähnchen (unbestimmt), Kohlmeise, Blaumeise, Schwanzmeise, Kleiber, Eichelhäher, Rabenkrähe, Buchfink, Grünfink