Pfingstmontag, 10. Juni 2019 (heiter bis wolkig, 17 bis 25 Grad, schwüler Frühlingstag), Moorstation Nicklheim, 8 bis 13 Uhr; Sterntaler Filze 13.15 bis 14.30 Uhr; Tongrube Kolbermoor, 15.45 bis 16.30 Uhr
Gemeinsam mit Claudia und Wolfgang, die ich vom Arbeitskreis Ornithologie des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) kenne, bin ich auf dem Weg zu den renaturierten Mooren westlich von Raubling (Landkreis Rosenheim). Früher wurde in den »Raublinger Stammbeckenmooren« Torf abgebaut, nun ist das Gebiet wieder vernässt.
Moorstation Nicklheim
Am Parkplatz der Moorstation Nicklheim verschaffen wir uns anhand der Informationstafel (Bild) einen ersten Überblick über das Gebiet. Nach ungefähr einem Kilometer Weg durch den Wald erreichen wir das große Holzhaus der Moorstation. Sie ist als umweltpädagogische Station für Schulen konzipiert, Schüler werden in Heimatkunde, Erdkunde und Biologie unterrichtet. Wir finden mehrere Vogelbeobachtungsplätze vor, doch der beste ist der nur wenige Meter vom Stationshaus entfernte, fünf Meter hohe Ausssichtsturm (Bild). Von hier oben hat man einen tollen Blick auf die Wasserflächen in den Kollerfilzen (Bild). Kanadagänse, Graugänse, Rostgänse, ein Flussregenpfeifer und ein Flussuferläufer sind zu sehen – und mindestens vier Schwarzhalstaucher (einer davon im Bild) im Prachtkleid. Weit entfernt Richtung Berge kreisen am Himmel einige Schwarzmilane, aber auch in der näheren Umgebung gibt es einiges zu entdecken: Schwarzkehlchen, Fitis und Bachstelze (Bilder) sowie zwischen den rastenden Lachmöwen eine Schwarzkopfmöwe (Bild).
Schwarzstorch in den Sterntaler Filzen
Zu unserem zweiten Beobachtungsplatz, den Sterntaler Filzen, gelangen wir nach einer kurzen Fahrt. Vom Parkplatz aus ist alles gut beschildert und auch hier zeigt eine Informationstafel (Bild), wo es langgeht – nicht nur für Erwachsene, auch für Kinder. Auf halber Strecke des Rundganges landen wir in einer kleinen Holzhütte mit Blick auf das Moor (Bild). Wir entdecken einen rastenden Schwarzstorch (Bild), der leider immer wieder hinter einer Buschreihe verschwindet. Neben dem Weißstorch ist der Schwarzstorch die einzige weitere in Europa brütende Art aus der Familie der Störche. Oberseite, Kopf, Hals und vordere Brust sind metallisch schwarz und glänzen je nach Lichteinfall grünlich oder purpur. Brust, Bauch und Unterschwanzdecken sind weiß, Schnabel und Beine während der Brutzeit leuchtend rot, im Schlichtkleid eher bräunlich bis matt dunkelrot. Der Schwarzstorch gibt sich sehr scheu, er brütet in ausgedehnten, alten Wäldern mit Feuchtgebieten, Mooren, Teichen und Bächen, bevorzugt im Bergland. Sein Nest baut er aus Ästen hoch oben in eine Baumkrone. Nach Nahrung sucht er im und am Wasser, er bevorzugt Fische und Amphibien. Wie sein »Kollege« Weißstorch zieht er – allerdings einen Monat später – zum Überwintern nach Afrika, von wo er im April zurückkehrt. Neben dieser schönen Sichtung finden wir noch ein jungen Kiebitz (Bild), der am Ufer entlangläuft.
Tongrube Kolbermoor
Zwischen Bad Aibling und Rosenheim liegt die Stadt Kolbermoor. Quasi mitten im Ort befindet sich die Tongrube Kolbermoor (Bild Infotafel), die aus mehreren Weihern und einem Moorwald besteht. Da hier laut dem Buch »Vögel beobachten in Süddeutschland« von Wagner/Moning (Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart, Ausgabe 2012) regelmäßig Zwergdommeln brüten, sind wir sehr gespannt, ob wir welche entdecken. Wir laufen am östlichen Teil der Tongrube entlang, von wo wir einen guten Blick auf das Gewässer (Bild) haben. Aber trotz intensiver Suche finden wir keine Zwergdommel, dafür mehrere Lachmöwen mit ihren Küken (Bild) und einen aufmerksamen Graureiher (Bild).
Vogeltagesliste: Höckerschwan, Graugans, Kanadagans, Rostgans, Stockente, Schnatterente, Krickente, Tafelente, Reiherente, Schwarzhalstaucher, Zwergtaucher, Graureiher, Schwarzstorch, Schwarzmilan, Mäusebussard, Sperber, Turmfalke, Baumfalke, Teichhuhn, Blässhuhn, Flussregenpfeifer, Kiebitz (4 adult, 2 juvenil), Lachmöwe, Schwarzkopfmöwe, Mittelmeermöwe, Ringeltaube, Kuckuck, Buntspecht, Rauchschwalbe, Mehlschwalbe, Bachstelze, Rotkehlchen, Schwarzkehlchen, Singdrossel, Misteldrossel, Amsel, Mönchsgrasmücke, Sumpfrohrsänger, Fitis, Zilpzalp, Wintergoldhähnchen, Zaunkönig, Blaumeise, Kohlmeise, Kleiber, Eichelhäher, Rabenkrähe, Star, Feldsperling, Buchfink, Gimpel
Mehr zu den Raublinger Stammbeckenmooren siehe Website von Raubling und Website Bayerische Staatsforsten