Samstag, 2. April 2016 (bewölkt, nachmittags sonnig, 9 bis 17 Grad, frühlingshaft), Kochel, Kochelsee, Loisach-Kochelsee-Moor, Benediktbeuern, 9 bis 16.30 Uhr
Die Wettervorhersage verspricht einen sonnigen Tag. Ich freue mich schon auf die Tour entlang der Loisach nach Benediktbeuern und auf mein erstes Blaukehlchen in diesem Jahr. Vom Bahnhof in Kochel am See gehe ich zum Friedhof und von dort den Seeweg zum Kochelsee. Dieser Weg führt an einem kleinen Wäldchen vorbei. Ein vielstimmiges Vogelgezwitscher empfängt mich. Ist das schön! Noch kann ich nicht alle Vogelgesänge eindeutig bestimmen, aber es wird immer besser. Nicht weit von mir fliegen einige Stare aufgeregt und laut schwätzend zwischen den Bäumen umher. Ein Star (Bild) sitzt mit den Flügeln flatternd auf einem Ast. Hin und wieder verschwindet er in einer Baumhöhle (Bild). Später sehe ich die kleine Starengruppe bei der Futtersuche auf einem nahe gelegenen Fußballfeld. Auch der stimmgewaltige Zaunkönig (Bild) ist in der Nähe, hüpft zwischen Wurzeln hin und her und landet dann auf einem kleinen Ast. Das Wetter ist leider nicht so schön geworden. Ein grauer Dunstschleier liegt über dem Kochelsee. Da die Sicht am See nicht gut ist, wende ich mich zügig nach Norden in das Loisach-Kochelsee-Moor. Bald entdecke ich einen kleinen braunen Vogel (Bild), allerdings kann ich ihn nur von hinten sehen. Können Sie ihn bestimmen? (Auflösung siehe unten, letztes Bild)
Beim Absuchen der Schilfränder bleibt mein Blick an einem kleinen schwarz-orangen Vogel haften. Es ist ein Gartenrotschwanz-Männchen (Bild), das sehr früh aus seinem afrikanischen Winterquartier zurückgekehrt ist. In der Regel liegt die Ankunftszeit zwischen Mitte April und Anfang Mai. Immer wieder suche ich auch den Himmel ab. Im Laufe des Tages sehe ich so eine Kornweihe, eine Rohrweihe und mehrere Schwarzmilane (einer davon im Bild) ihre Runden über die weite Moorlandschaft fliegen. Auch ein Schwarzkehlchen (Bild) ist aus seinem Winterquartier in Süd- bzw. Westeuropa schon eingetroffen. Der Wärme liebende Vogel benötigt zum Brüten offenes Gelände mit niedriger Vegetation, das er im Loisach-Kochelsee-Moor in den weiträumigen Streuwiesen findet. Sein Gesang (> xeno.canto.org) besteht aus kurzen, hohen Strophen, die monoton und ohne Variationen vorgetragen werden.
Mein heutiger »Star« aber ist das Blaukehlchen (Bilder). Schon nach wenigen Metern auf dem Loisachweg (Bild) habe ich das erste von insgesamt sechs Blaukehlchen im Schilfgebiet entdeckt. Da sie gerne von erhöhten Warten singen, kann ich sie auf den Büschen und Sträuchern leicht ausfindig machen. Ihr kräftiger und klarer Gesang (> xeno.canto.org) ist sehr variantenreich und häufig imitieren sie auch andere Arten. Das Blaukehlchen wird deshalb auch die »Nachtigall des Nordens« genannt. Leicht zu bestimmen ist das Männchen anhand seiner leuchtend blauen Kehle, die von einem schmalen schwarz-weißen und einem breiten rostroten Band begrenzt wird. Blaukehlchen weisen in allen Kleidern einen weißen Überaugenstreif und an den Seiten der Schwanzbasis eine rostrote Zeichnung auf. Letzteres Merkmal hilft beim Bestimmen, wenn man das ansonsten grau-braune Blaukehlchen nur von hinten sieht. Es stelzt gerne seinen Schwanz auf, dann sieht man die rostroten Federn gut. Es gibt zwei Unterarten. Das weißsternige Blaukehlchen, das in Mittel- und Südeuropa zu Hause ist, hat einen weißen Fleck inmitten der blauen Kehle. Es kommt aber auch ohne einen Fleck vor. In Nordeuropa ist das rotsternige Blaukehlchen verbreitet. Hier im Loisach-Kochelsee-Moor findet das Blaukehlchen in Weidenbüschen und Schilf entlang des Flusses gute Brutbedingungen. Es baut sein Nest gut versteckt in Bodennähe.
Für mich ist es heute eine tolle Tour. So viele Blaukehlchen habe ich noch nie an einem Tag gesehen. Aber auch einige andere Arten präsentieren sich noch, wie zum Beispiel eine Rohrammer (Bild), die am Ufer nach Futter sucht. Ein Zilpzalp (Bild) hält kurz für ein Foto still. Zum Ende meiner Exkursion, nicht weit vor Benediktbeuern, suche ich noch die großen Wiesenflächen nach Braunkehlchen ab. Sie sind Langstreckenzieher und überwintern südlich der Sahara. Aber es ist keines zu finden. Sie sind wohl noch nicht aus ihren Winterquartieren zurück. Als Ersatz singt mir ein Hausrotschwanz (Bild) noch sein Lied.
Vogeltagesliste: Höckerschwan, Stockente, Reiherente, Schellente, Gänsesäger (überfliegend), Haubentaucher, Kormoran, Schwarzmilan (5), Rohrweihe, Kornweihe, Mäusebussard, Turmfalke, Blässhuhn, Kiebitz, Grau- oder Grünspecht, Buntspecht, Rauchschwalbe, Bachstelze, Rotkehlchen, Blaukehlchen (mind. 6), Gartenrotschwanz, Hausrotschwanz, Schwarzkehlchen, Singdrossel, Wacholderdrossel, Amsel, Mönchsgrasmücke, Zilzpalp, Zaunkönig, Kohlmeise, Blaumeise, Sumpfmeise, Schwanzmeise, Kleiber, Gartenbaumläufer, Elster, Rabenkrähe, Star, Haussperling, Feldsperling, Buchfink, Grünfink, Fichtenkreuzschnabel, Rohrammer
Weitere Touren: Tour 1 im Juni 2012 und Tour 2 im Juni 2012
Auflösung zum Rätselvogel: Es ist ein Blaukehlchen, erkennbar an den rostroten Federn am Schwanz.