Donnerstag, 4. Juni 2015 (Sonne, 17 bis 26 Grad, heißer Frühlingstag), Murnauer Moos, 7 bis 13 Uhr
Der Münchner Arbeitskreis Ornithologie des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) ist heute auf Vogel-Tour. Bereits um 6 Uhr fahren wir in München ab und sind trotz einer Umleitung anlässlich des G7-Gipfels in Elmau um 7 Uhr am Parkplatz in der Nähe des Gasthauses »Ähndl«. Auf dem Weg entlang der Ramsach begegnen uns in den Morgenstunden bereits einige bekannte Ornithologen. Der Grund für das rege Interesse könnte der Schlangenadler sein, der seit Mitte Mai immer wieder in dem Gebiet gesichtet wurde. Erst am Tag zuvor gab es eine erneute Meldung. Da letztes Jahr die Baumwipfel seine Lieblingsplätze waren, scanne ich intensiv alle hohen Fichten ab. Während ich noch den Schlangenadler suche, wird bald ein anderer, sehr hübscher Vogel von meinen Birder-Kollegen entdeckt. Der Finkenvogel kommt aus seinem indischen Überwinterungsgebiet zum Brüten in das Murnauer Moos. Es ist ein Karmingimpel-Männchen (Bilder), das anhand seines leuchtend roten Gefieders am Kopf und an der Brust leicht zu bestimmen ist. Zwischen Mitte Mai und Anfang Juni treffen die Karmingimpel im Murnauer Moos ein. Sie sind somit eine der am spätesten eintreffenden Zugvogelarten in Mitteleuropa. Ab Mitte Juli – nach dem Ausfliegen der Jungen – ziehen bereits die ersten Vögel wieder weg. Aber noch ist Balzzeit und sein charakteristischer Gesang (> xeno-canto.org) gut zu hören. Ich erfahre von einem Orni-Kollegen, dass ein Kleinspecht in der Nähe des Weges seine Bruthöhle hat. In einem abgestorbenen Baum finden wir den frisch gezimmerten Höhleneingang. Nach einer kurzen Wartezeit kommt der Kleinspecht (Bilder) auch schon angeflogen. Er ist nur etwa so groß bzw. so klein wie ein Buchfink. Er hat einen kurzen spitzen Schnabel und über seine schwarzen Flügel und den Rücken zieht sich eine weiße Querbänderung. Die beiden Vogeleltern – das Männchen erkennbar an der roten Kopfplatte, das Weibchen ist am Kopf schwarz – wechseln sich beim Füttern ab. So schön und ausgiebig konnte ich einen Kleinspecht bisher noch nie beobachten. Unsere Wanderung führt uns weiter bis zu der neuen Brücke (Bild) über den Lindenbach. Mittlerweile ist es sehr heiß geworden und entlang des Weges gibt es kaum Schatten. Der Ruf eines Wachtelkönigs ist nur sehr leise aus weiter Ferne zu hören. In den Wiesen entdecken wir einige wenige Braunkehlchen. Schwarzkehlchen und auch der Schlangenadler sind heute leider nicht zu finden.
Vogeltagesliste: Stockente, Schwarzmilan, Mäusebussard, Bekassine (3), Wachtelkönig (Ruf), Kuckuck, Rauchschwalbe, Weißrückenspecht, Kleinspecht, Wendehals (Ruf), Baumpieper, Braunkehlchen (3), Wacholderdrossel, Amsel, Mönchsgrasmücke, Gartengrasmücke, Feldschwirl, Sumpfrohrsänger, Teichrohrsänger, Zilpzalp, Grauschnäpper, Kohlmeise, Blaumeise, Gartenbaumläufer, Neuntöter, Buchfink, Karmingimpel