Karfreitag, 3. April 2015 (Sonne, 4 Grad, schöner Frühlingstag), Loisach-Kochelsee-Moor, 10 bis 12 Uhr
Am Montag wurde der Vogel zum ersten Mal gemeldet. Der Ornithologe Ingo Weiß hat ihn entdeckt. Es ist mir ein großes Rätsel, wie man ein so unscheinbares Tier in einer Wiese finden kann. Da braucht man schon sehr viel Erfahrung dazu. Den Vogel würde ich sehr gerne sehen. Aber ich habe Termine und komme nicht weg. Vielleicht bleibt der äußerst seltene Gast länger? Und nun fegt am Dienstag, dem 31. März 2015, Orkan Niklas mit 120 Stundenkilometer über Deutschland hinweg. Auf der Zugspitze werden sogar Orkanböen von 192 Stundenkilometer gemessen. In Oberbayern wütet der Sturm besonders stark und am Mittwoch kommt der Winter zurück.
Ich hoffe, dass auch eine Kalanderlerche bei solchen Wetterverhältnissen keine Lust zum Fliegen hat. Am Karfreitag hat sich die Wetterlage beruhigt. Die Kalanderlerche wird noch gemeldet. Ich darf mit einem Bekannten mitfahren. Als wir auf dem Dammweg östlich von Schlehdorf im Naturschutzgebiet Loisach-Kochselsee-Moor (Bild) stehen und die Wiesen absuchen, ist das Wetterchaos (beinahe) vergessen. Wir sind nicht allein. Mehrere Vogelliebhaber aus der näheren und weiteren Umgebung (Hamburg!) sind schon vor Ort. Und die Kalanderlerche (Bilder) ist schnell entdeckt.
Ihr Verbreitungsgebiet liegt im Mittelmeerraum, in Nordwestafrika, Südosteuropa und der Türkei. Sie brütet in offenem Kulturland und in Steppen. Die im Westen lebenden Vögel sind Standvögel, die östlichen Artgenossen Zugvögel. In Mitteleuropa ist die Kalanderlerche nur ein seltener Irrgast. Sie ist größer und kräftiger als eine Feldlerche. Besonders fällt ihr wuchtiger, gelblicher Schnabel und der schwarze Fleck an der seitlichen Brust auf.
Die Kalanderlerche lässt sich schön beobachten. Die meiste Zeit läuft sie auf der Wiese hin und her, sucht im Gras nach Nahrung. Dazwischen bleibt sie stehen, macht sich lang und beobachtet die Umgebung. Einige Male fliegt sie auf, landet aber nur wenige Meter weiter erneut in der Wiese. Während eines Fluges können wir sie singen hören. Ich kann mich noch erinnern, dass es im Vergleich zur Feldlerche langsamer und dunkler klingt. Ein ausgiebiges Gesangsbeispiel aus Spanien gibt es bei > xeno-canto.org zu hören. Soviel ich in Erfahrung bringen kann, ist dies erst der 2. Nachweis in Bayern. Im April 2011 wurde in Bayern am südlichen Ammersee die erste Kalanderlerche von Christian Haass entdeckt.
Weiterhin gesichtet: Rotmilan (2), Schwarzmilan (2), Misteldrossel (singend), Rotdrossel, Bachstelze, Feldlerche, Kolkrabe, Gänsesäger, Zilpzalp, Rauchschwalbe