Samstag, 31. Mai 2014 (Sonne, ca. 14 Grad, windig, frischer Frühlingstag), Helgoland, Oberland, Mittelland, 8 bis 12 Uhr
Das Schiff nach Cuxhaven legt um 16.20 Uhr ab. Also habe ich noch etwas Zeit für eine Tour zum Lummenfelsen und zur Langen Anna. Die Brutfelsen haben mir besonders gut gefallen, da man die Vögel aus nächster Nähe beobachten kann. Einige sind mir mittlerweile schon vertraut, wie zum Beispiel die Silbermöwe und ihr Küken (Bilder).
Auf einem schmalen Felsgrat hat ein Silbermöwenpaar sein Nest gebaut. Rechts und links geht es 30 bis 40 Meter in die Tiefe. Die meiste Zeit sitzt eine der Silbermöwen neben dem Brutplatz. Ob es das Männchen oder das Weibchen ist, kann ich nicht sagen. Einmal saßen die Vogeleltern gemeinsam auf dem Felsen. In dem Nest liegen zwei hellgrüne, braun gesprenkelte Eier, die aber nicht ausgebrütet worden sind. Ein Küken ist geschlüpft. Oft habe ich es in dieser Woche neben den Eiern liegen sehen. Heute ist das Dunenjunge aber sehr aktiv. Es inspiziert die Umgebung, knabbert an den Gräsern und bettelt den Altvogel an. Dieser beginnt plötzlich zu würgen und speit Futter für seinen Nachwuchs aus.
In Nord- und Westeuropa ist die Silbermöwe die häufigste Großmöwe. Sie ist Koloniebrüter und baut ihr Nest gerne in felsige Steilküsten. Wo diese fehlen, werden auch Sanddünen oder Salzwiesen genutzt. Silbermöwen führen eine monogame Saisonehe, die auch zur Dauerehe werden kann. Ende April legen sie ihre Eier und diese werden ungefähr einen Monat lang von beiden Partnern abwechselnd bebrütet. Nachdem die Küken geschlüpft sind, brauchen sie noch ein bis zwei Monate, bis sie flügge sind. Weitere drei bis sieben Wochen werden die Jungvögel noch von den Eltern gefüttert. 2013 brüteten auf der Hauptinsel 69 Silbermöwenpaare, auf der Düne 46 (Quelle: Vogelwarte Helgoland).
Von meinem Silbermöwen-Brutplatz gehe ich einige Schritte weiter und gelange zu den großen Felshängen, die von Dreizehenmöwen, Basstölpeln und Trottellummen bevölkert sind. Bei einer Trottellumme (Bild) kann ich ein Küken zwischen den Beinen erkennen. Bei vielen anderen, die auf den schmalen Felsbändern dicht gedrängt stehen, sind keine Jungen sichtbar. Oder ist die Tarnung zu perfekt? Auch die Ringellumme (Bild), die ich bereits gesehen habe, fällt mir wieder auf. Sie hält einen Fisch im Schnabel und ich hoffe, ich kann die Übergabe an ein Junges oder eine andere Lumme beobachten. Leider will anscheinend keiner diesen Fisch haben. Bei der Dreizehenmöwe (Bilder) wird es mittlerweile eng im Nest. Dann gibt es auch noch Zoff mit dem Nachbarn. Der nächste Halt ist bei den Basstöpeln (Bilder). Auch heute ist wieder ein Vogel da, der sich ein bisschen wichtig machen will. Er präsentiert sich mit aufgerichteten Flügeln von seiner schönsten Seite. Hier auf Helgoland ist wohl der einzige Platz in Mitteleuropa, um mit einem vorbeifliegenden Basstölpel (Bild) auf gleicher Augenhöhe zu sein. Toll. Auf einem vorgelagerten Felsen bei der Langen Anna sitzen zwei Tordalke (Bild). Von einem der beiden (Bild) kann ich – trotz des am Stativ rüttelnden Windes – noch ein einigermaßen scharfes Bild schießen.
Noch ein letzter Blick zur Langen Anna und dann geht es zurück. Es war eine tolle und aufregende Woche auf Helgoland. Ich hoffe, ich kann bald wieder hierher kommen.
Liebe Waltraud,
dein Helgoland-Zyklus in seiner Gesamtheit ist eine runde, gelungene Sache und du vermittelst einen interessanten, lebendigen Eindruck vom ornithologischen Geschehen auf Hauptinsel und Düne. Chapeau!
Wolfgang
Lieber Wolfgang,
vielen Dank für Deine netten Worte. Ich möchte mich hier auch einmal ganz herzlich bei Dir bedanken. Mit Deiner Hilfe sind einige grammatikalische Fehler weniger im Text. Danke.
Waltraud