Mai 2015 (Sonne, ca. 12 bis 22 Grad, schöner Frühlingstag), Ammergauer Alpen, 5 bis 11.30 Uhr
Birkhühner sind Frühaufsteher. Das bin ich heute auch. Um 5 Uhr befinde ich mich bereits auf dem Berg. Es ist schon hell und ich genieße einen tollen Blick über die Gipfel. Die Luft ist frisch und klar. Ein vielfältiges Vogelgezwitscher umgibt mich. Die Singdrossel (Bild) singt laut und ausdauernd von der Spitze einer Fichte. Von einem nahe gelegenen Grashang höre ich allerdings sehr spezielle Laute. Es sind rollende, blubbernde Töne, immer wieder von einem Fauchen unterbrochen (> xeno.canto.org).
Dieser »kullernde« Ruf gehört zu einem 40 bis 50 Zentimeter großen Hühnervogel, dem Birkhuhn (Bilder). Der zur Familie der Raufußhühner zählende männliche Vogel ist auf Brautschau und will den Hennen imponieren. Der Hahn vollführt immer die gleichen Bewegungen: Hals und Körper sind leicht nach vorn gebeugt, er ruft seine tiefen, kullernden Töne, manchmal dreht er sich langsam im Kreis. Nach einigen Sekunden streckt er den Hals nach oben und »faucht« mit geöffnetem Schnabel. Kurze Stille, dann geht es wieder von vorne los. Dabei präsentiert der Birkhahn seine weißen Unterschwanzdecken weit aufgefächert und das blauschwarze Gefieder schimmert wunderschön im Morgenlicht. Das Auffälligste sind seine knallrot leuchtenden »Augenbrauen«. Es sind unbefiederte, halbmondförmige Flecken über den Augen, die zur Paarungszeit stark anschwellen. Eine stattliche Erscheinung.
Ab März/April werden die Balztänze auf Flächen mit niedriger Vegetation und freier Sicht aufgeführt. Meistens sind es mehrere Männchen, die gemeinsam balzen und ritualisierte Schaukämpfe veranstalten. Die Hennen beobachten diese Vorführungen und suchen sich dann »ihren« Hahn aus. Nach der Paarung werben die Hähne erneut um andere Weibchen.
In Deutschland liegt das Hauptverbreitungsgebiet der Birkhühner in den Alpen, nur noch ein kleiner Teil lebt im Tiefland, an Moorrändern und in Heidelandschaften wie z.B. der Lüneburger Heide. Die Birkhühner sind vom Aussterben bedroht, deshalb ist es notwendig, dass in den Alpen Lebensräume für diese schönen Vögel erhalten bleiben.
»Meinen« Hahn kann ich über eine Stunde beobachten, kein Rivale ist in der Nähe. Nach einiger Zeit setzt sich der Birkhahn auf die wackelige Spitze einer Fichte und führt sein Balztänzchen dort weiter. Eine Henne findet sich nicht.
Ein kleines Video zur Balz siehe > Youtube.
Hinweis für meine Leser: Da die Birkhühner zu den streng geschützten Tierarten in Deutschland gehören, bitte ich um Verständnis, wenn ich keine näheren Angaben zum Aufenthaltsort der Vögel sowie zum genauen Datum der Beobachtung mache.
Vogeltagesliste: Birkhuhn, Kuckuck, Bergpieper, Heckenbraunelle, Rotkehlchen, Hausrotschwanz, Singdrossel, Amsel, Ringdrossel, Fitis, Zilpzalp, Sommergoldhähnchen, Zaunkönig, Haubenmeise, Weidenmeise, Tannenmeise, Kleiber, Eichelhäher, Kolkrabe, Buchfink, Gimpel, Fichtenkreuzschnabel