Bienenfresser und Uhus im Donaumoos

Donnerstag (Christi Himmelfahrt), 14. Mai 2015 (bedeckt, etwas Regen, später sonnig, 16 Grad, frischer Frühlingstag), Mooswaldseen, Schurrsee, Faiminger Stausee (Donaumoos bei Günzburg), 8.15 bis 18 Uhr
Ein Vogelbeobachtungsprofi aus unserem ornithologischen Arbeitskreis vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) München hat für uns eine Tour ins Schwäbische Donaumoos vorbereitet. Jörg ist in der Gegend aufgewachsen und kennt sich bestens aus. Es geht früh los und um 8 Uhr sind wir schon in Günzburg. Der erste Halt liegt nördlich davon im Mooswald. Einige Informationstafeln (Bild) geben Auskunft zu Fauna und Flora in der Region. Ein schöner Weg führt uns an Birkenwäldern und kleinen Tümpeln zum Aussichtsturm (Bild) am Mooswaldsee (Bild). Ein Pirol ruft aus nächster Nähe, aber er ist natürlich – wie fast immer – nicht zu entdecken. Auf einer kleinen Schotterfläche rennt ein Flussregenpfeifer über die Kieselsteine. Bestimmt findet er hier Platz zum Brüten. Mehrere Graugänse (Bild) schwimmen mit ihrer Gösselschar auf dem See. Auf einem kleinen künstlichen Floß sehe ich eine Mittelmeermöwe (Bild) mit ihrem Küken und am Ufer passt eine Nilgans (Bild) auf ihre beiden Jungen auf. Teichrohrsänger und Rohrammer halten sich im Schilfgürtel unterhalb des Aussichtsturms auf und sind sehr singfreudig. Meine Mitbeobachter machen noch einen Abstecher ins Moos und freuen sich über zwei Schwarzkehlchen.

Der nächste Halt ist der Schurrsee, den ich von zwei früheren Besuchen schon kenne. Der Wasserstand ist heute sehr hoch, deshalb sind die kleinen Inseln überflutet. Im hinteren Bereich des Sees suchen ca. 15 Kampfläufer im Gras nach Nahrung. In der Nähe des Turms hält sich ein Drosselrohrsänger (Bild) in einer Weide auf und singt seine rauen, knarrenden Strophen. Auch in den Wiesen im Gundelfinger Moos steht das Wasser sehr hoch. Deshalb fühlt sich der Höckerschwan (Bild) anscheinend hier bestens aufgehoben. Auf der gegenüberliegenden Seite des Weges lässt sich ein Neuntöter-Männchen (Bild) schön beobachten.

Der dritte Beobachtungsort wird geheim bleiben. Ich bitte deshalb um Nachsicht, aber ich möchte die Vögel und ihre Brutplätze schützen. Nichtsdestotrotz darf ich doch ein bisschen von den schönen bunten Vögeln schwärmen, oder? Die »Prrüt-prütt«-Rufe sind schon von Weitem zu hören. Kurz darauf entdecken wir die drei Bienenfresser (im Bild einer davon). Diese farbenfrohen Vögel aus der Gattung der Spinte treffen Mitte Mai aus ihren afrikanischen Überwinterungsgebieten in ihren Brutgebieten ein. Diese Areale liegen überwiegend in Süd- und Südosteuropa, aber vereinzelt gibt es auch Brutkolonien in Deutschland, wie z.B. am Kaiserstuhl und im südlichen Sachsen-Anhalt bei Merseburg. Sie benötigen Steilhänge, in denen sie ihre Brutröhren graben. Auch Uferschwalben (Bild) benötigen Steilufer für die Anlage ihrer Röhren. Die oberseits grau-braunen Schwalben sind schon mitten drin im Brutgeschäft und haben die Wand in Beschlag genommen. Noch eine zweite schöne Überraschung hält der Tag für uns bereit. In einer Felsenwand entdecken wir zwei Junguhus (Bild), die hinter einem dichten Blätterwerk gut geschützt in einer kleinen Felsnische kauern. Die meisten Uhus beginnen im März mit dem Brüten. Nach cirka einem Monat schlüpfen die Küken. Im Alter von acht Wochen lernen die Ästlinge fliegen. Etwa fünf Monate lang wird der Nachwuchs von den Uhu-Eltern versorgt.

Zum Abschluss des Tages fahren wir noch an die Donau, die östlich von Gundelfingen aufgestaut wurde und sich Faiminger Stausee nennt. Ein Flussuferläufer und drei Flussseeschwalben sind zu sehen und aus einem Schilfstück singt ausdauernd ein Teichrohrsänger. Vom Damm aus kann man wunderbar in den Auenwald sehen. Das Gebiet ist als Brutplatz für Halsbandschnäpper bekannt. Und bald wird von meinen Mitbeobachtern auch schon einer entdeckt. Immer wieder fliegt das Halsbandschnäpper-Männchen (Bilder) eine Höhle in einem Baum an. Schlüpft rein, dann wieder raus und setzt sich auf einen nahe gelegenen Ast. Vielleicht will er die Höhle seinem Weibchen anbieten?
Es war ein intensiver Tag und dank der sachkundigen Führung und den vielen Mitbeobachterinnen und Mitbeobachtern gab es auch sehr viele Arten zu sehen.

Vogeltagesliste: Höckerschwan, Graugans, Rostgans, Nilgans, Stockente, Schnatterente, Krickente, Knäkente, Kolbenente, Reiherente, Gänsesäger, Jagdfasan, Haubentaucher, Kormoran, Graureiher, Weißstorch, Rotmilan, Mäusebussard, Turmfalke, Baumfalke, Blässhuhn, Flussregenpfeifer, Kiebitz, Bruchwasserläufer, Flussuferläufer, Großer Brachvogel, Kampfläufer, Lachmöwe, Mittelmeermöwe, Zwergmöwe, Flussseeschwalbe, Ringeltaube, Kuckuck, Uhu, Mauersegler, Eisvogel, Bienenfresser, Grauspecht, Uferschwalbe, Rauchschwalbe, Baumpieper, Bachstelze, Rotkehlchen, Nachtigall, Hausrotschwanz, Schwarzkehlchen, Singdrossel, Wacholderdrossel, Amsel, Gartengrasmücke, Mönchsgrasmücke, Dorngrasmücke, Teichrohrsänger, Drosselrohrsänger, Fitis, Zilpzalp, Zaunkönig, Halsbandschnäpper, Kohlmeise, Blaumeise, Kleiber, Garten- oder Waldbaumläufer, Neuntöter, Elster, Eichelhäher, Rabenkrähe, Star, Pirol, Haussperling, Feldsperling, Buchfink, Stieglitz, Grünfink, Rohrammer, Goldammer

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Infotafel am Parkplatz am Mooswaldsee, Mai 2015
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Aussichtsturm am Mooswaldsee (Donaumoos), Mai 2015
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Mooswaldsee (Donaumoos), Mai 2015
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Graugans mit Gössel, Mooswaldsee (Donaumoos), Mai 2015
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Mittelmeermöwe mit Küken, Mooswaldsee (Donaumoos), Mai 2015
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Nilgans mit 2 Pulli, Mooswaldsee (Donaumoos), Mai 2015
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Drosselrohrsänger, Schurrsee (Donaumoos), Mai 2015
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Höckerschwan, Gundelfinger Moos, Mai 2015
Neuntöter, Gundelfinger Moos, Mai 2015
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Bienenfresser, Donaumoos, Mai 2015
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Uferschwalben, Donaumoos, Mai 2015
10_uhu_donaumoos_2015-05-14_hofb_1558
Junge Uhus, Donaumoos, Mai 2015
11_halsbandschnaepper_donaumoos_2015-0-14_1791
Halsbandschnäpper, Faiminger Stausee, Mai 2015
12_halsbandschnaepper_donaumoos_2015-05-14_1834
Halsbandschnäpper, Faiminger Stausee, Mai 2015

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