Sonntag, 3. Juni 2018, Talysch-Gebirge 1 (bei Lerik), 9 bis 12 Uhr, 10 bis 14 Grad, neblig; Talysch-Gebirge 2 (bei Piräsora) 13.30 bis 16 Uhr, 20 bis 24 Grad, sonnig
Gestern Abend sind wir in unserer neuen Bleibe, einer liebevoll in den Wald gebauten Hotelanlage namens Tabassüm, angekommen. Nach dem Abendessen ging es bald ins Bett, da wir früh in die Berge wollten. Heute steht ein ganz besonderer Vogel auf der Wunschliste: die Irantrauermeise. Sie brütet im Norden des Iran, breitet sich aber gerade nach Aserbaidschan aus. Anders als bei der ähnlich großen Balkanmeise, die auch Trauermeise genannt wird, ist die Kappe der Irantrauermeise kastanienbraun und erstreckt sich weiter in den Rücken. Der große, dunkle Kehlfleck ist am unteren Ende ausgefranst. Den Lebensraum der Irantrauermeise bilden offene Laubwälder an Berghängen oder felsiges Gelände mit Bäumen und Büschen. Weitere Informationen siehe > Webseite »Handbook of the Birds of the World (HVW)« und einige Bilder gibt es auf der > Fotowebseite »The Internet Bild Collection (IBD)«.
Gegen 7 Uhr holen uns drei Männer mit ihren Allradwägen ab und wir fahren auf einer löchrigen Teerstraße in nordöstliche Richtung zum Städtchen Lerik. Von dort geht es auf schlammigen Feldwegen (Bild) mit tiefen Fahrspuren hoch in das Gebirge. Wir werden ganz schön durchgerüttelt, aber unsere Fahrer sind geübt und bringen uns sicher ans Ziel. Das Talysch-Gebirge ist ein ungefähr 100 Kilometer langer Gebirgszug im Südosten Aserbaidschans, der bis in den nordwestlichen Iran reicht. An den östlichen Flanken regnet es sehr viel und es herrscht feuchtes, subtropisches Klima. Als wir die Berge erreichen, ist die Sicht leider eingeschränkt, da die Wolken (Bild) sehr tief hängen. Ein Neuntöter (Bild) verharrt regungslos in einem Busch. Der Aufstieg beginnt. Auf einem kleinen Pfad (Bild) wandern wir durch den üppig gewachsenen Mischwald. Ab und zu reißen die Wolken auf und geben den Blick ins Tal frei. Je höher wir kommen, desto steiler und rutschiger wird der Trampelpfad. Vor einem Felsen ist der Weg plötzlich zu Ende. Während ich noch überlege, wo es jetzt langgehen könnte, passiert es. Eine Irantrauermeise (Bild) fliegt aus dem Blätterdickicht über uns hinweg. Für einige Sekunden kann ich sie sehen. Markus ist blitzschnell und ihm gelingt ein Foto. Leider bleibt das die einzige Sichtung. Wir verharren noch einige Zeit und hören intensiv in den Wald hinein – aber der Vogel zeigt und rührt sich nicht mehr. Schließlich treten wir den Rückweg durch den wilden, nahezu unberührten Wald (Bilder) an. Zur Mittagszeit treffen wir unsere Fahrer auf einer Bergkuppe wieder.
Auf der Rückfahrt kommen wir erneut durch Lerik (Bild) und genießen bei einem späteren Halt an der Straße die Aussicht auf das Talysch-Gebirge (Bild). Ein noch nicht ganz ausgefärbter junger Schmutzgeier (Bild) taucht aus dem Nebel auf. Nach einem kurzen Picknick fahren wir ein zweites Mal ins Gebirge, nun in südöstliche Richtung in die Nähe des Dorfes Piräsora. Am Fuße eines Berges (Bilder) verbringen wir bei strahlend schönem Sonnenschein den Nachmittag. Ein Adlerbussard (Bilder) lässt sich auf seinem Rastplatz ausgiebig beobachten und fliegt anschließend über uns hinweg. Weitere gesichtete Vögel: Felsensteinschmätzer (Bild), Bluthänflinge (Bild), Heidelerche (Bild) und die schön gestreifte Zippammer (Bild). Ein Steinrötel-Männchen (Bild) in seinem blaugrau-orangenen Prachtkleid stellt für mich noch ein weiteres Highlight dar, da es ein »Lifer« ist. Den Steinrötel gibt es auch in den Alpen, aber da war mir bisher keine Sichtung gelungen. Er lebt in Höhen über 1.500 Metern und brütet an steilen, felsigen Hängen oder auf hochgelegenen Matten. Sein Nest baut er in Felsspalten, unter Felsbrocken oder am Boden. Neben den Vögelchen gibt es natürlich auch sonst noch viel zu sehen, wie z.B. eine wunderschöne Iris (Bild). Und weil sich die Echsen (eine davon im Bild) ebenso schön still halten, sind auch sie für mich ein dankbares Fotomotiv :-)).
Am Abend bekommen wir in Tabassüm (Bild) ein reichhaltiges Abendessen (Bild) serviert.
Vogelliste Talysch-Gebirge 1 und unterwegs: Irantrauermeise (Poecile hyrcanus)*, Nachtigall, Grünspecht, Wacholderlaubsänger, Zaunkönig, Blaumeise, Tannenmeise, Neuntöter, Grauammer, Amsel, Bachstelze, Star
Vogelliste Talysch-Gebirge 2: Steinrötel*, Bluthänfling, Felsensteinschmätzer, Steinschmätzer, Zippammer (singend), Felsenkleiber, Schmutzgeier, Adlerbussard, Ohrenlerche
(* = meine persönliche Erstsichtung)