Sonntag, 30. Oktober 2016 (wolkig, später sonnig, ca. 6 bis 12 Grad, Herbst), Aidenried, Ammersee-Südufer, 9.15 bis 16 Uhr
Ich stehe am Ufer bei Aidenried und suche die Fischener Bucht ab. Die Sicht ist nicht besonders, da ein grauer Nebelschleier über der Bucht liegt. 30 Kanadagänse (Bild) haben sich auf dem Wasser versammelt und am gegenüberliegendem Ufer stehen zwei Silberreiher. Ein Haubentaucher-Pärchen ist bereits am Balzen. Ungefähr 30 Blaumeisen sind in den Baum neben mir eingeflogen. Sie halten sich aber nicht lange auf und fliegen zügig zum nächsten Baum. Nicht weit von mir fällt mir ein Hausrotschwanz (Bilder) auf, der im feuchten Gras umherhüpft und Futter sucht. Es dauert nicht lang und er findet schnell »fette Beute« (Video > Youtube).
Auf dem Giebel eines der kleinen Sommerhäuschen steht ein Grünspecht-Weibchen (Bilder und Video > Youtube). Den leuchtend gelbgrünen Bürzel und den kräftigen Stützschwanz kann man schön erkennen. Intensiv und lange beobachtet es die Umgebung. Einmal läuft der Vogel rückwärts an der Dachkante nach unten, schaut interessiert an der Hauswand entlang. Dann klettert es wieder nach oben auf den höchsten Punkt. Was da so interessant ist, kann ich nicht erkennen.
Nach diesen schönen »nahen« Beobachtungen fahre ich weiter Richtung Binnensee. Schon auf dem Weg zum Binnensee überholt mich Ingo Weiß, ein sehr erfahrener Ornithologe. Was ist da heute los? Vor Ort sind noch mehr erfahrene Vogelbeobachter anwesend. Schnell werde ich aufgeklärt. Ein Adler (Bilder) sitzt auf dem Baum am gegenüberliegenden Ufer. Und dann fällt mir wieder ein, dass bereits am gestrigen Tag der Adler von Christian Haass entdeckt wurde. Es besteht der Verdacht, dass es ein Schreiadler ist. Diese brüten im östlichen Mitteleuropa und ziehen im Winter nach Afrika. Viele Bilder werden geschossen, aber leider ist der Adler zu weit weg um aussagekräftige Fotos zu erhalten. Bestimmungsbücher werden aus den Rucksäcken geholt und es wird über den Vogel diskutiert. Alle hoffen, dass er auffliegt und vielleicht näher zu uns rüberfliegt. Aber es kommt dann ganz anders. Einer Kornweihe passt es nicht, dass der Adler in ihr Revier eingedrungen ist und sie bedrängt ihn. Diesem wird das bald zuviel und er fliegt nach Südwesten ab. Leider nicht in unsere Richtung. So kann der Adler nicht mehr exakt bestimmt werden. Bessere Bilder sind auf www.ornitho.de und auf www.otus-bayern.de > Galerie zu finden.
Weiterer Artikel zu einem Schreiadler in Ungarn > Mai 2015.
Nachtrag: Der unbestimmte Adler wurde von der Bayerischen Avifaunistischen Kommission als ein Schelladler (Clanga clanga) der hellen Farbmorphe »fulvescens« bestimmt. Es ist der erste bayerische Nachweis der in Europa nur sehr seltenen auftretenden »fulvescens«-Form des Schelladlers. Diese Färbungsvariante tritt in Asien häufiger auf, ist allerdings auch dort nirgends zahlreich. Am 23. 10. 2016 wurde der Vogel bereits im Landkreis Garmisch-Partenkirchen gesichtet und vermutlich derselbe Vogel am 29./30. 10. 2016 hier am Ammersee. (Quelle: OTUS 10/2018, Dezember 2018, Herausgeber: Otus e.V. – Verein für Feldornithologie in Bayern, www.otus-bayern.de)
Vogeltagesliste: Höckerschwan, Graugans, Kanadagans (ca. 30), Stockente, Schnatterente, Löffelente, Pfeifente, Krickente, Tafelente, Kolbenente, Reiherente, Schellente, Gänsesäger, Zwergtaucher, Haubentaucher, Kormoran, Silberreiher, Graureiher, Schelladler »fulvescens«, Rotmilan, Kornweihe, Sperber, Turmfalke, Mäusebussard, Wasserralle (Ruf), Blässhuhn, Großer Brachvogel (5), Bekassine, Lachmöwe, Mittelmeermöwe, Trauerseeschwalbe, Eisvogel, Grünspecht, Buntspecht, Bergpieper (2), Bachstelze, Rotkehlchen, Hausrotschwanz, Misteldrossel, Amsel, Zilpzalp, Kohlmeise, Blaumeise, Kleiber, Raubwürger, Rabenkrähe, Buchfink, Stieglitz
