Samstag, 7. Mai 2016 (sonnig, lebhafter Ostwind, 12 bis 23 Grad, sommerlicher Frühlingstag), Ismaninger Speichersee, 8.30 bis 18.30 Uhr
Nach der schönen Tour vor ein paar Tagen zieht es mich erneut an den Ismaninger Speichersee. Immer noch weht ein lebhafter Ostwind. Es sollen sich nun auch Weißflügel-Seeschwalben am Westbecken aufhalten. Diesmal starte ich von Ismaning und radle über die Felder (Bild) Richtung Speichersee. Zwei Flussregenpfeifer (Bild) suchen fernab vom See auf einem Acker nach Nahrung. Am Einlauf des Westbeckens gibt es einiges zu sehen. Zwei Haubentaucher vollführen Verbeugungen, nicken und schütteln mit ihren Köpfen. Es ist Balzzeit. Auch bei den Blässhühnern (Bild) wird schon heftig geworben. Ihr Gefieder ist aufgeplustert und vier Vögel liefern sich aufgeregte Verfolgungsrunden. Die Insel im südlichen Teil des Westbeckens ist von Lachmöwen (Bild) in Beschlag genommen worden. Ihre lauten Rufe sind auch von meinem recht weit entfernten Standpunkt aus zu vernehmen. Ich mache mich auf die Suche nach den Weißflügel-Seeschwalben, finde aber »nur« Trauerseeschwalben (Bilder), die ihre schnellen Runden über das Wasser fliegen. Sie sind deutlich kleiner als Lachmöwen und im Prachtkleid zeigen sich Kopf und Körper schwarz, die Oberseite einfarbig dunkelgrau.
Ich radle auf dem Dammweg weiter und habe das Glück, vier Schwarzhalstaucher (einer davon im Bild) sehr nah am Ufer zu entdecken. Sie tragen Prachtkleid und sind mit ihren hellgelben Ohrbüscheln und den roten Augen hübsch anzuschauen. Laut dem »Atlas der Brutvögel in Bayern, Verbreitung 2005 bis 2009« haben während des Erfassungszeitraums in den Fischteichen am Speichersee bis zu 58 Paare gebrütet. Hoffen wir, dass auch heuer wieder ein gutes Brutjahr wird. Schwarzhalstaucher bevorzugen flache und stark verlandende nährstoffreiche Stillgewässer. Ein vielfältiges Frühlingskonzert verschiedenster Singvögel ist aus den Bäumen und Büschen entlang des Dammes zu hören. Fitis, Zilpzalp, Gartengrasmücke und Mönchsgrasmücke (Quelle: alle Tonbeispiele > Avisoft Bioacoustics) kann ich anhand ihres Gesanges schon einigermaßen bestimmen. Am meisten fasziniert mich heute aber einer unserer besten Sänger, der Gelbspötter. Laut und lebhaft flötet und zwitschert er. Gleichzeitig imitiert er andere Vögel wie Drosseln, Meisen, Schwalben oder den Pirol und flicht deren Gesänge in seinen ein. Da der Sumpfrohrsänger ganz ähnlich singt, hilft mir nur ein spezieller nasaler Ton, der wie ein »Quietschen« klingt, den Gelbspötter eindeutig bestimmen zu können. Die meiste Zeit ist der Vogel gut versteckt im Gebüsch unterwegs, aber ich bekomme ihn doch einige Male zu sehen. Bei der Suche nach dem Gelbspötter entdecke ich im dichten Laub zwei Schwanzmeisen (Bilder), die lange und ausgiebig ihre Federn putzen.
Etwa zur Mittagszeit bin ich am Ostbecken angekommen und fahre über den Mitteldamm nach Süden. Auch hier überall Frühlingsstimmung. Eine Blaumeise (Bild) und ein Star (Bild) sind schon mit der Fütterung des Nachwuches beschäftigt. Am Südufer des Ostbeckens wartet schon der Teichrohrsänger (Bild) auf mich ;-). Ich versuche, einen Kampfläufer auf der kleinen Insel zu fotografieren. Das gelingt aber nicht, weil er immer wieder hinter einem Stein verschwindet. Erst später beim Sichten der Bilder entdecke ich die Pfuhlschnepfe (Bild), von der mir Martin Hennenberg an diesem Tag schon erzählt hatte. Auch rasten aktuell noch weitere seltene Vögel am Speichersee. Die mit den langen, nach unten gebogenen Schnäbeln sind Sichelstrandläufer (Bilder), die sehr kleinen Vögel mit dem auffällig rot-braun-schwarzen Gefieder Zwergstrandläufer (Bilder). Beide Vogelarten folgen ähnlichen Zugwegen und fliegen überwiegend entlang den Küsten in ihre arktischen Brutgebiete. Im Binnenland tauchen sie nur sporadisch auf. Im Gegensatz dazu rasten Bruchwasserläufer (Bild) auf ihrem Zug gerne an Binnengewässern und sind deshalb auch häufigere Gäste.
Am Ende der Tour zeigt sich im Mittleren-Isar-Kanal erneut ein Schwarzhalstaucher (Bild). Für meinen Heimweg wähle ich die Strecke entlang dem Abfanggraben. Mit Hilfe des Rückenwindes verläuft die Rückfahrt recht leicht, vorbei an gelb leuchtenden Rapsfeldern, blühenden Fliederhecken und frisch gemähtem Gras. In der Nähe des Abfanggrabens lege ich noch einen kurzen Halt ein und beobachte zwei Wiesenschafstelzen (Bilder) auf einer Brachfläche.
Vogeltagesliste: Höckerschwan, Graugans, Weißwangengans, Nilgans, Stockente, Schnatterente, Löffelente (3), Knäkente (1), Tafelente, Kolbenente, Reiherente, Schwarzhalstaucher (5), Zwergtaucher, Haubentaucher, Kormoran, Graureiher, Rohrweihe (?), Mäusebussard, Baumfalke (3), Blässhuhn, Flussregenpfeifer, Kiebitz, Sichelstrandläufer (2), Zwergstrandläufer (3), Bruchwasserläufer (4), Waldwasserläufer (3), Flussuferläufer (1), Grünschenkel (ca. 15), Pfuhlschnepfe (1), Kampfläufer (4), Lachmöwe, Mittelmeermöwe, Flussseeschwalbe, Trauerseeschwalbe (ca. 30), Straßentaube, Buntspecht, Feldlerche, Rauchschwalbe, Bachstelze, Wiesenschafstelze, Steinschmätzer, Wacholderdrossel, Amsel, Mönchsgrasmücke, Gartengrasmücke, Dorngrasmücke, Teichrohrsänger, Gelbspötter (3), Fitis, Zilpzalp, Sommergoldhähnchen, Zaunkönig, Kohlmeise, Blaumeise, Schwanzmeise, Gartenbaumläufer, Elster, Rabenkrähe, Star, Feldsperling, Buchfink, Stieglitz, Girlitz, Goldammer