Sonntag, 24. Januar 2016 (bedeckt, etwas Sonne, ca. 5 Grad, grauer Wintertag), Wurzer Umwelt (Landkreis Erding), 11.30 bis 14 Uhr
Nach einer winterlichen Woche mit geschlossener Schneedecke und Minusgraden haben gestern warme Temperaturen den Schnee schmelzen lassen. Nur noch wenige Reste liegen auf den Äckern. Ich darf heute Markus aus dem Arbeitskreis Ornithologie des LBV München zum Kompostierwerk Wurzer im Landkreis Erding begleiten. In den Wintermonaten halten sich viele Möwen auf dem Firmengelände auf. Durch Ringablesungen konnten Ornithologen Möwen aus osteuropäischen Ländern wie Polen, Litauen, Slowakei und sogar aus der Ukraine nachweisen (> LBV Freising). Es gibt nicht viele Plätze in Bayern, wo man im Winter eine so große Anzahl von Lach-, Sturm-, Mittelmeer- und Steppenmöwen sehen kann. Auch Silbermöwen und Heringsmöwen wurden schon gesichtet. Ich hoffe, ich kann mich heute ein bisschen in der Möwenbestimmung üben.
Wir gehen den kleinen Weg, der westlich der Firma parallel zur Flughafentangente verläuft. Nach einigen Metern werden Bäume und Sträucher weniger und wir können durch den Zaun hindurch auf das Gelände schauen. Auf den Abfall- und Komposthaufen sind viele Dohlen und Feldsperlinge (Bilder) unterwegs. Möwen sind an dieser Stelle diesmal nicht zu sehen. Aber über uns kreisen einige Trupps. Auf dem Zaun versammeln sich Saatkrähen (Bilder). Gemeinsam mit den Dohlen sind sie auf den umliegenden Feldern auf Futtersuche. Markus entdeckt ein Dohle soemmerringii aus Nordosteuropa. Diese hat ein auffällig helles Nackenband.
Als wir den Weg zum Haupteingang zurückgehen, entdecken wir einen Sperber (Bilder). Der trägt diese ungewöhnlich großen weißen Flecken auf dem Gefieder. Laut dem Svensson-Vogelbestimmungsbuch haben manche Sperber in ihren »Mantel- und Schulterfedern weiße Zentren und bei locker getragenem Gefieder bilden diese auffällige Fleckenreihen«.
Immer mehr Möwen kreisen über uns. Wir hoffen, dass sie sich irgendwo niederlassen und wir sie in Ruhe studieren können. Aber auch heute wird hier gearbeitet und ein Arbeiter ist mit seinem großen Traktor unterwegs. Das ist vermutlich der Grund für die Unruhe bei den Vögeln. Erst als er seine Tätigkeit in eine Halle verlagert, landen zuerst einige und dann immer mehr Möwen auf einem Dach (Bild). Leider von unserem Standplatz sehr weit weg. Das meiste sind Großmöwen (Bilder) in unterschiedlichen Alterskleidern. Ich kann eine etwas kleinere Sturmmöwe sehen und meine eine Steppenmöwe anhand ihrer Gestalt und der flachen Stirn bestimmen zu können. Bald merke ich aber, dass ich mit der Bestimmung vollkommen überfordert bin. So mache ich viele Fotos um zu Hause diese in Ruhe betrachten zu können. Eine Silbermöwe (Bild), die im winterlichen Schlichtkleid an ihrem gestricheltem Kopf zu erkennen ist, kann ich auf diese Weise noch erkennen. Aber auch jetzt zeigt sich, dass ich einfach zu wenig über die verschiedenen Kleider der Großmöwen weiß und die schlechten Bilder helfen auch nicht weiter. So werde ich das Thema wohl noch einige Zeit verschieben müssen. An dem Tag vor Ort gibt es für mich aber noch eine kleine Entschädigung. Die quirligen tschilpenden Haussperlinge (Bilder) haben am Firmeneingang ihr Quartier bezogen. Und ich freue mich über die kleinen Spatzen. Ganz nach dem (leicht veränderten) Spruch: Lieber den Spatz in der Hand als die Großmöwe auf dem Dach. ;-)
Vogeltagesliste: Silberreiher, Mäusebussard, Sperber, Turmfalke, Sturmmöwe, Silbermöwe (1), Mittelmeermöwe bzw. Steppenmöwe (ca. 150), Straßentaube, Wiesenpieper, Bachstelze, Gebirgsstelze, Amsel, Kohlmeise, Dohle (ca. 100), Saatkrähe (ca. 120), Star, Haussperling, Buchfink