Donnerstag, 10. September 2015 (Sonne, sehr windig, 21 bis 23 Grad, schöner Sommertag), Palud (Istrien), 8.30 bis 17.15 Uhr
Die letzten Tage hat der Wind stark zugenommen. Vielleicht ist das der Grund, warum bei meinem letzten Besuch so wenige Wasservögel in Palud zu sehen waren. Nichtsdestotrotz möchte ich heute erneut in das Sumpfgebiet radeln. Gegen 11 Uhr komme ich bei der Beobachtungshütte am kleinen See (Bild) an. Am Ufer entdecke ich einige Limikolen. Ein Bruchwasserläufer (Bilder) und neun Alpenstrandläufer (zwei davon auf den Bildern) laufen Futter suchend den Saumbereich ab. Bis auf einige wenige Krickenten und eine Löffelente am weit entfernten Schilfufer halten sich – wie vor drei Tagen – keine Wasservögel auf dem See auf.
Dafür kann ich, nicht weit von mir entfernt, einem Steinschmätzer (Bilder) lange bei seinem Tun zusehen. Steinschmätzer halten sich gerne am Boden auf. Auch dieser hier hüpft zwischen den Stoppeln umher, sucht sich manchmal eine kleine Erhöhung wie einen Stein, reckt sich auf und beobachtet die Umgebung. Hin und wieder fliegt er auf einen Holzpfosten, um noch mehr Überblick zu bekommen. Es handelt sich um keinen ausgewachsenen Vogel, da sich der schwarze Augenstreif noch nicht gebildet hat. Ich denke, das ist ein Jungvogel im ersten Winterkleid. Dieses folgt auf das Jugendkleid und wird meist im Spätsommer bzw. Herbst durch Teilmauser angelegt. Im Flug kann man den Steinschmätzer an seinem schwarz-weißen Schwanz erkennen. Das Schwarz hat die Form eines umgedrehten T. Der Steinschmätzer besiedelt in Europa offenes, steiniges Gelände mit Wiesen, Heiden, Strandwiesen, Weiden und in Südeuropa auch alpines Gelände. In Westdeutschland ist er sehr selten geworden. Neben einigen wenigen isolierten Arealen findet man ihn aber im ehemaligen DDR-Gebiet in Heidelandschaften, Tagebaugebieten, Sand- und Kiesgruben noch flächendeckend. Der Steinschmätzer nistet in Felshöhlungen, Steinhaufen, Mauern oder auch einmal in einem Kaninchenbau. Zum Überwintern fliegt er nach Afrika. Er ist ein extremer Langstreckenzieher.
In der Zwischenzeit ist auch der Seidenreiher (Bilder), der sich seit einiger Zeit im nördlichen Teil des Sees aufgehalten hatte, zu mir herübergeflogen. Im flachen Wasser macht er sich auf die Suche nach Fischen. Gegen 15 Uhr trete ich den Heimweg an, schaue aber noch einmal beim Weingarten vorbei. Neben Neuntöter, Wiesenpieper, Braunkehlchen sind auch wieder die Zaunammer und eine Wiesenschafstelze zu sehen.
Vogeltagesliste: Stockente, Löffelente (1), Krickente (6), Seidenreiher (1), Graureiher, Mäusebussard, Regenpfeifer (unbestimmt), Alpenstrandläufer (9), Bruchwasserläufer (1), Lachmöwe, Mittelmeermöwe, Flussseeschwalbe, Straßentaube, Türkentaube, Mauersegler, Eisvogel, Uferschwalbe, Rauchschwalbe, Mehlschwalbe, Wiesenpieper, Bachstelze, Wiesenschafstelze, Steinschmätzer, Braunkehlchen (6), Amsel, Samtkopf-Grasmücke, Kohlmeise, Schwanzmeise, Neuntöter, Elster, Eichelhäher, Zaunammer
Weitere Reiseberichte aus Palud und Rovinj jeweils im September 2013 und September 2012.