Sonntag, 2. August 2015 (bedeckt, später sonniger, 18 bis 25 Grad, durchwachsener Sommertag), Echinger Stausee, 11 bis 14 Uhr
Mit zwei Vogelbeobachter-Kollegen vom Arbeitskreis Ornithologie (LBV München) besuche ich heute den Echinger Stausee. Der kurze morgendliche Regenschauer hat nicht wirklich den bisher sehr heißen und trockenen Sommer unterbrochen. Wo sonst Schlickflächen in der Nähe der kleinen Insel (Bild) zu finden sind, ist nun der Grund teilweise mit Gräsern und kleinen Stauden bewachsen. Ein Flussuferläufer und ein Bruchwasserläufer (Bilder) lassen sich bei der Futtersuche schön beobachten. Bei der noch nicht ausgewachsenen Lachmöwe (Bild) erkennt man schon, wie sich die Federn am Kopf langsam braun färben. Als wir Richtung Turm gehen, sehen wir die Auswirkungen des regenlosen Sommers. Riesige Algenflächen (Bild) bedecken Teile des Sees. Bei den künstlichen Flößen ist das Brutgeschäft der Flussseeschwalben noch nicht abgeschlossen. Man sieht noch einige Küken (Bild) im hellbraunen Dunenkleid, die erwartungsvoll auf die nächste Fütterung warten. Ab April/Mai beginnen Flussseeschwalben normalerweise zu brüten. Sie legen im Durchschnitt zwei bis drei Eier. Nach ungefähr drei Wochen schlüpfen die Jungen. Bis sie flugfähig sind, vergehen nochmal drei bis vier Wochen. Es kann vorkommen, dass Flussseschwalben ihr Erstgelege verlieren, dann beginnen sie mit einem Nachgelege. Diese Jungen werden meist erst im August flügge.
Uns fällt auf, dass sich ein älterer Flussseeschwalben-Jungvogel (Bilder) zwischen den Algen auf dem See aufhält. Er ist nicht weit vom Floß entfernt, aber da er noch nicht fliegen kann, ist es nicht sicher, ob er schaffen wird, wieder auf das Floß zu gelangen. Christian Brummer, Vorsitzender des LBV Landshut, erzählt mir, dass er in den letzten Monaten an einem anderen Brutplatz bereits einen Jungvogel, der vom Floß gefallen war, retten musste. Ist es diesmal wieder soweit? Die Aussicht in das algenübersähte Wasser hineinzusteigen und den Vogel wieder auf das Floß zu heben, ist nicht gerade berauschend. Wir drücken nun ganz fest die Daumen. Es dauert eine kleine Ewigkeit, aber die junge Flussseeschwalbe (Bilder) schafft es, mit Hilfe ihrer ausgebreiteten Flügeln Zentimeter für Zentimeter die steile Holzwand emporzuklettern und wieder auf das Floß zu kommen. Alle Zuschauer sind ganz glücklich und der Christian vermutlich noch mehr!
Wir setzen unsere Tour fort und finden auch das seltene Tüpfelsumpfhuhn, das andere Vogelgucker schon gemeldet hatten. Leider gelingt kein Bild, da es immer nur wenige Sekunden am Schilfrand zu sehen ist. Aber im August 2012 hatte ich viel Glück und durfte den kleinen Rallenvogel, der in Deutschland vom Aussterben bedroht ist, bewundern. Die auch aus der Familie der Rallen stammende Wasserralle (Bild) ist heute nicht ganz so scheu und lässt sich leichter beobachten. Auch sie gehört mittlerweile zu den gefährdeten Vögeln, da ihr Lebensraum durch Entwässerungen und Verbauungen natürlicher Ufer beträchtlich gestört wird. Zwei Seidenreiher (einer davon auf dem Bild) sind heute auch noch zu Gast am Stausee. Als wir dann zu den großflächigen Schilfzonen kommen, sehen wir einen Trupp Uferschwalben (Bild), die sich auf den Halmen niedergelassen haben. Sie sind sehr gesellig und schließen sich auch außerhalb der Brutgebiete zu großen Schwärmen zusammen.
Vogeltagesliste: Höckerschwan, Graugans, Rostgans (2), Stockente, Schnatterente, Krickente, Tafelente, Kolbenente, Reiherente, Jagdfasan mit 6 Pulli, Haubentaucher, Kormoran, Silberreiher, Seidenreiher (2), Graureiher, Mäusebussard, Wasserralle (2), Tüpfelsumpfhuhn (1), Teichhuhn, Blässhuhn, Flussregenpfeifer (2), Kiebitz, Alpenstrandläufer (2), Bruchwasserläufer (mind. 6), Flussuferläufer (ca. 6), Grünschenkel (1), Bekassine (2), Lachmöwe, Mittelmeermöwe, Flussseeschwalbe, Ringeltaube, Türkentaube, Grünspecht, Rauchschwalbe, Uferschwalbe, Bachstelze, Grauschnäpper (3), Teichrohrsänger (2), Blaumeise, Rabenkrähe, Feldsperling