Sonntag, 24. Mai 2015 (Sonne, etwas bedeckt, ca. 20 bis 24 Grad, angenehmer Frühlingstag), Ungarn, Autobahnraststätte an der M3, Nationalpark Hortobágy, 11 bis 17 Uhr
Zwei Tage lang habe ich das Stadtleben in Budapest genossen. Ich habe den imposanten Burgpalast und die Matthiaskirche, in der 1867 Franz Joseph I. und seine »Sissi« gekrönt wurden, besichtigt. Ebenso beeindruckend waren die Zentrale Markthalle und ein Spaziergang an der Donaupromenade. Auf dem Burgberg konnte ich zwei Nebelkrähen (Bild) aus nächster Nähe beobachten. Sie ließen sich von den vielen Touristen bei ihrem Sonnenbad nicht stören. Aber nach all dem städtischen Trubel freue ich mich nun aufs Land. Am Vormittag treffen wir unseren Reiseleiter János Világosi. Mit einem Kleinbus geht es auf der Autobahn M3 nach Osten, Richtung Debrecen. Nach etwa einer Stunde Fahrzeit machen wir Halt an einer Raststätte. Die Pause ist aber nicht fürs Toilettegehen und Händewaschen eingeplant, sondern wir können uns schon über die ersten schönen Vogelsichtungen freuen. Ein Schwarzstirnwürger (Bild) und ein singendes Schwarzkehlchen (Bild) sind in den Hecken am Straßenrand schnell entdeckt. Einige Haubenlerchen (eine davon im Bild) halten sich in der Nähe der Straße auf und lassen sich wunderbar beobachten. Und, wie bestellt, kreist am Himmel ein Kaiseradler. Toll.
Die Fahrt geht weiter und wir queren vor Tiszafüred den in den 1970er-Jahren aufgestauten großen Theiß-See. Vom Bus aus kann ich zwei Nachtreiher am Ufer sehen. Für die Vogelbeobachtung ist der See aber nicht besonders geeignet, da er von vielen Touristen besucht wird. Der Theiß-See ist aber ohnehin nicht unser Ziel, sondern eine Csárda (Gasthaus), wo wir auf der Terrasse bei Rauchschwalben-Gezwitscher unser Mittagessen einnehmen. Um ca. 14 Uhr fahren wir noch etwas weiter nach Osten und biegen in eine kleinere Straße ein. Wir befinden uns bereits in der Nähe des Nationalparks Hortobágy. Rechter Hand erstreckt sich ein kleines Sumpfgebiet und vor uns liegen eine Scheune und bäuerliche Lagerhallen. Und auf den Stromleitungen sitzen die schönen Bienenfresser (Bilder), die immer wieder auffliegen und sich dann erneut sammeln. Während wir noch die prächtigen Vögel bewundern, macht uns ein Reiseteilnehmer, der in seiner Heimat an einem Kauz-Projekt mitarbeitet, auf einen Steinkauz (Bild) aufmerksam, der in einer Akazie (eigentlich) ziemlich gut versteckt ist.
Ein letzter dritter Halt ist noch vorgesehen. Wir wandern einen schmalen Weg entlang, vorbei an unbewirtschafteten Flächen, aber auch an frisch gemähten Wiesen und Maisfeldern. In einiger Entfernung sitzt auf einem abgestorbenen Zweig eine Blauracke (Bild). Welch schöne Überraschung. Es ist meine erste. Weitere Wegbegleiter sind erneut ein Schwarzstirnwürger (Bild), diesmal schon etwas näher als am Morgen, auch eine Grauammer (Bild) zeigt sich aus nächster Nähe. Auf einer Wiese suchen drei Weißstörche nach Nahrung. Das Highlight des Tages jedoch erwartet uns eine halbe Wegstunde später. Nach einer Wegbiegung halten wir und suchen aufmerksam ein Luzernefeld ab. Lange ist nichts zu sehen. Doch dann zeichnet sich am Ende des Feldes etwas rundes Weißes ab. Ist das der Kopf von …, ja das ist der Kopf einer Großtrappe (Bild). Gebannt verharren unsere Blicke und wir hoffen, dass sich der Vogel in voller Pracht zeigen wird. Es dauert noch ein bisschen, aber die Großtrappe (Bild) erweist uns den Gefallen. An dem kräftigen Hals ist das Männchen erkennbar. Trappen sind große, schwere Vögel mit langen Hälsen. Ihr Lebensraum sind offene Geländeformen. Sie sind sehr scheu und laufen bei Gefahr rasch davon. Die Großtrappe kann bis zu 16 Kilogramm schwer werden und zählt somit zu den schwersten flugfähigen Vögeln der Welt. Neben einigen kleineren Arealen in Ungarn und Norddeutschland besiedelt sie ein größeres Gebiet in Spanien. In den meisten Ländern ist der Vogel allerdings längst ausgerottet. Im Frühjahr vollführen die Großtrappen eine spektakuläre Gruppenbalz, bei der sie ihr Gefieder von innen nach außen stülpen. Aber das wäre schon die Idee für eine neue Reise. ;-)
Vogeltagesliste: Graugans, Wachtel, Jagdfasan, Nachtreiher (2), Silberreiher, Seidenreiher (1), Graureiher, Purpurreiher, Weißstorch, Kaiseradler (2), Mäusebussard, Rohrweihe, Turmfalke, Rotfußfalke, Großtrappe (1), Kranich (4), Kiebitz, Steppenmöwe, Straßentaube, Ringeltaube, Türkentaube, Steinkauz (2), Blauracke (1), Bienenfresser (ca. 15), Wiedehopf, Neuntöter, Schwarzstirnwürger (ca. 5), Elster, Saatkrähe, Nebelkrähe, Rauchschwalbe, Feldlerche, Haubenlerche, Gelbspötter, Star, Amsel, Hausrotschwanz, Schwarzkehlchen, Steinschmätzer, Haussperling, Feldsperling, Bachstelze, Wiesenschafstelze, Grauammer, Rohrammer
Blauracken habe ich öfters in Österreich gesehen; sehr schöne Art! Und auch auf Zypern.
Hallo Herr Hohmann,
in Österreich! Das wusste ich gar nicht, dass die schönen Vögel »uns« schon so nah sind.