Ortolan und Schwanzmeise am Ismaninger Speichersee

Samstag, 25. April 2015 (anfangs bedeckt, später sonnig, ca. 18 Grad, warmer Frühlingstag), Ismaninger Speichersee, 11.30 bis 17.30 Uhr
Die meisten Bäume und Sträucher sind schon mit zartem Grün überzogen. Der Frühling ist nicht mehr aufzuhalten. Wunderbar. Als ich am Ostbecken des Ismaninger Speichersees eintreffe, sind bereits zwei Vogelbeobachter vor Ort. Ich bekomme von den beiden Profis auch gleich die ersten Infos zu den Vögeln, die sich auf der kleinen Insel im Ostbecken versammelt haben. Elf Kampfläufer (einige davon im Bild) rennen am steinigen Strand ständig auf und ab. Sie sind wohl sehr hungrig. Auch ein Grünschenkel (Bild) hat sich dem Trupp angeschlossen. Ich finde es immer wieder lehrreich, Limikolen »live« anhand ihrer Größe, Schnabellänge, Beinfarbe und ihres Gefieders vergleichen zu können. Der Grünschenkel mit seinem grauen Federkleid und dem längeren Schnabel fällt sofort auf. Beim nächsten Bild wird es schon schwieriger, weil die Vögel sich super gut an ihre Umgebung angepasst haben. Drei Kampfläufer und ein Bruchwasserläufer (Bild) sind am Ufer unterwegs. Durch ihre gute Tarnung sind sie nicht leicht zu entdecken.
Das verschlafene Blässhuhn und die weibliche Kolbenente (Bild) teilen sich einen Stein für ihre Rast. Vom Damm aus ist eine Rohrammer (Bild) auf der anderen Seite des Kanals zu sehen. Und die Goldammer (Bild) sucht auf dem Damm nach Nahrung. »Mein« erster Kuckuck in diesem Jahr ruft seinen Namen. Ein mir unbekannter Mann auf einem Fahrrad kommt vorbei und fragt mich nach dem Ortolan. Er meint, er hätte einen am Weg südlich des Vorfluter-Kanals gesehen. Hmh, was soll ich sagen? Ich habe heute noch keinen entdeckt. In dieser Gegend ist der Ortolan kein Brutvogel, sondern nur ein Durchzügler. Zum Abschluss des Tages gehe ich dann noch den Weg entlang des Baches südlich vom Ostbecken. Martin kommt dazu. Beide sehen wir einen Vogel vom Weg auffliegen. Ich bin nicht so schnell beim Bestimmen, aber Martin kann den Ortolan (Bilder) sofort bestimmen. Mein erster Ortolan! So eine Freude. Nachdem er kurz im Baum verschwindet, kehrt der Vogel bald auf den Grünstreifen neben dem Feldweg zurück und lässt sich für wenige Minuten schön beobachten.
Der Ortolan ist mit den Ammern verwandt. Es ist ein Sommervogel, der sich von April bis September in Deutschland aufhält. Er brütet im Tiefland, in landwirtschaftlich genutzten, oft sandigen Gebieten. Er bevorzugt offene Weidelandschaften, Laubbaumgruppen und Büsche. In Bayern ist er ein sehr seltener Brutvogel und nur noch in Mainfranken findet er den passenden Lebensraum. Der in Afrika überwinternde Vogel ist sehr scheu und wachsam und flüchtet sich schnell in Deckung. Genau dieses Verhalten sehen wir, als uns eine Spaziergängerin überholt. Der Ortolan verschwindet schnellstens im Gebüsch. Schade. Ich suche noch lange die Bäume und Sträucher ab, aber nur einmal kann ich ihn noch kurz fliegen sehen.
Als ich zurück zum Parkplatz gehe, fällt mir noch eine Schwanzmeise (Bilder) auf. Ich hatte schon gehört, dass in der Nähe der Straße ein Nest sein soll. Intensiv suche ich die Bäume ab und finde das super versteckte Nest in einer Astgabel, nur einen Meter vom Boden entfernt. Aus sicherem Abstand sehe ich die beide Schwanzmeisen-Eltern im Minutentakt das kugelige Nest anfliegen. Immer den Schnabel voller Insekten um die hungrigen Jungen satt zu bekommen.

Vogeltagesliste: Höckerschwan, Graugans, Weißwangengans (7), Stockente, Schnatterente, Löffelente (7), Kolbenente, Reiherente, Zwergtaucher, Haubentaucher, Kormoran, Graureiher, Rohrweihe, Baumfalke, Blässhuhn, Kiebitz, Bruchwasserläufer (1), Flussuferläufer (2), Grünschenkel (1), Kampfläufer (11), Lachmöwe, Mittelmeermöwe, Flussseeschwalbe, Straßentaube, Kuckuck, Feldlerche, Rauchschwalbe, Bachstelze, Wiesenschafstelze, Wacholderdrossel, Amsel, Mönchsgrasmücke, Zilpzalp, Kohlmeise, Blaumeise, Schwanzmeise (2), Elster (unterwegs), Rabenkrähe, Star, Feldsperling, Buchfink, Stieglitz, Rohrammer, Ortolan, Goldammer