Sonntag, 12. April 2015 (sonnig, ca. 15 bis 18 Grad, warmer Frühlingstag), Fischener Bucht und Ammersee-Südufer, 9.30 bis 15.15 Uhr; Raistinger Wiesen, 15.30 bis 16.45 Uhr
In den letzten fünf Jahren hat mich dieses schöne Hobby in seinen Bann gezogen und ich bin soviel wie möglich in der Natur. Raritäten oder Irrgäste zu sehen sind natürlich ein Highlight beim Vogelbeobachten, aber auch die Rückkehr »unserer« Brutvögel im Frühjahr ist immer wieder spannend. Zuerst kommen die Kurzstreckenzieher und dann Woche für Woche die Überwinterer aus dem fernen Afrika. Heute habe ich auf dem Dammweg zum Binnensee »meinen« ersten Fitis (Bild) in diesem Jahr gesehen, bzw. gehört. An seinem lieblichen Gesang, der aus langsam ansteigenen Tönen (Tonbeispiel > Avisoft Bioacoustics) besteht, habe ich ihn wieder erkannt. Die Mönchsgrasmücke (Bilder) klingt da schon etwas kräftiger und eckiger (Tonbeispiel > Avisoft Bioacoustics). Sie ist schon seit einigen Wochen im Lande und ich habe das Gefühl, dass heute jede Menge Fitisse und Mönchsgrasmücken mich auf dem weiteren Weg Richtung Binnensee begleiten.
Ich höre das schnelle und laute Trommeln eines Spechtes. Das ist übrigens seine Art zu singen. Ich bin noch nicht so geübt, um aus Lautstärke und Wiederholungsfrequenz der Schläge die Spechtart erkennen zu können. So braucht es einen Blick nach oben und das Buntspecht-Männchen (Bild) ist auch bald entdeckt. Der Vogel krallt sich an einem brettartigem Stück Holz fest, das an einer Abbruchkante eines Astes hervorsteht. Es dient dem Buntspecht als Trommelstelle (Bild). Nachdem sich ein Buntspecht eine Höhle gezimmert hat, sucht er sich solche Resonanzkörper um mit seinen Trommelwirbeln ein Weibchen anzulocken. Das Trommeln dient auch zur Revierabgrenzung.
In Balzstimmung sind auch die beiden Flussregenpfeifer (einer davon im Bild), die aus ihrem Winterquartier zurückgekehrt sind. Sie laufen am Kieselstrand des Binnensees (Bild) auf und ab. Obwohl sie noch nicht brüten, ist ein Vogel schon beim Vorbereiten einer Nestmulde. Er dreht sich nach rechts und links, gräbt sich ein bisschen ein. Steht auf und probiert es von der anderen Seite nochmal. Es ist nett anzusehen.
Auf dem See ist eine Menge los. Die Rufe der Lachmöwen (Bild), die das Floß besetzt haben, sind laut und eindringlich. Das Brutfloß ist noch mit Draht geschützt, da es für die Flussseeschwalben (Bild) reserviert ist. Bei den Lachmöwen (Bilder) wird schon geturtelt. Die seltenen Schwarzkopfmöwen (Bilder) sind – wie schon letztes Jahr – auch wieder zu Gast. Zum Brüten suchen sie gerne Anschluss in Lachmöwen-Kolonien.
Auch einige Durchzügler sind anwesend. Vier Kampfläufer (einige davon im Bild) halten sich den ganzen Nachmittag am Ufer auf. Sie sind die ganze Zeit mit Nahrungssuche beschäftigt. In der Nähe der Ammer entdecke ich noch einen Schwarzmilan (Bild) und am Fluss einen Eisvogel (Bild).
Beim Rückweg wird es nochmal spannend. Ich höre erneut ein Trommeln, diesmal schwächer. Ein Vogel quert den Weg und fliegt einen Baumstamm an. Da ich weiß, dass es in diesem Gebiet ein Kleinspecht-Revier gibt, kann ich den Vogel anhand der Größe schnell bestimmen. Er ist ungefähr so groß wie ein Haussperling, hat einen runden Kopf und einen kurzen, spitzen Schnabel. Das obere schwarze Gefieder hat eine weiße Querbänderung die bis zu den Flügeln verläuft. Das Männchen erkennt man an dem roten Scheitel, das Weibchen am schwarzen. Der kleinste Specht Europas brütet in alten Laubbäumen, gerne in Wassernähe. Nachdem ich das Kleinspecht-Männchen (Bilder) entdeckt habe und noch beschäftigt bin, ihn im Spektiv zu suchen, fällt mir gleich daneben ein zweiter Specht auf. Es ist das Weibchen. Nun bin ich mit dem Digiskopieren wirklich zu langsam und irgendein Zweiglein ist immer dazwischen. So entstehen fast nur unscharfe Bilder. Das Spechtpaar fliegt auch nach wenigen Minuten wieder weiter. Aber zwei Kleinspechte gleichzeitig zu sehen, das hatte ich noch nie.
Ganz zufrieden fahre ich noch zu den Raistinger Wiesen. Und hier sehe ich »meine« ersten (deutschen) Schwarzkehlchen in diesem Jahr, die hoffentlich in dem Gebiet für eine Brut bleiben. Auch ein Steinschmätzer macht sich gerade lang um mich zu beobachten. Auf einer anderen Wiese ist noch ein weiteres Kehlchen zu sehen. Das Weibchen trägt schon Material zum Nestbauen ein. Allerdings kann ich es nicht exakt bestimmen. Vermutlich ist es auch ein Schwarzkehlchen, meint ein Bekannter aus dem Orni-LBV-Arbeitskreis. So viele schöne Frühlingsbeobachtungen sind heute kaum mehr zu toppen. Doch! Raisting ist ein kleines Weißstorch-Paradies. Letztes Jahr waren sieben Horste (Quelle: Ammersee-Rundbrief 2014; zusammengestellt von Johannes Strehlow) belegt. Ich suche mir einen schon besetzten Horst und beobachte einige Zeit das Weißstorch-Paar (Bild). So schön ist der Frühling.
Vogeltagesliste Fischener Bucht und Ammersee-Süd: Höckerschwan, Graugans, Kanadagans, Rostgans (2), Stockente, Knäkente (2), Tafelente, Kolbenente, Reiherente, Gänsesäger, Haubentaucher, Kormoran, Schwarzmilan, Blässhuhn, Flussregenpfeifer (2), Großer Brachvogel, Kampfläufer (4), Lachmöwe, Schwarzkopfmöwe, Mittelmeermöwe, Flussseeschwalbe, Eisvogel, Grünspecht oder Grauspecht (?), Buntspecht, Kleinspecht (2), Bachstelze, Wacholderdrossel, Amsel, Mönchsgrasmücke, Fitis, Zilpzalp, Zaunkönig, Kohlmeise, Blaumeise, Schwanzmeise, Kleiber, Gartenbaumläufer, Dohle, Rabenkrähe, Kolkrabe, Star, Haus- oder Feldsperling (?), Buchfink, Stieglitz, Grünfink, Rohrammer, Goldammer
Vogeltagesliste Raistinger Wiesen: Rotmilan, Weißstorch (4), Turmfalke, Großer Brachvogel (rufend), Rauchschwalbe, Hausrotschwanz, Steinschmätzer, Braunkehlchen (?), Schwarzkehlchen (2), Rohrammer