Freitag, 2. Januar 2015 (sonnig, ca. 9 bis 16 Grad, schöner Wintertag), Mallorca, Albufereta, 10 bis 13.45 Uhr; Bóquer-Tal, 14 bis 16 Uhr
Ein super tolles Wetter mit viel Sonnenschein erwartet mich. Mein Ziel ist das an Alcúdia angrenzende Naturschutzgebiet Albufereta. Nach kurzer Fahrzeit bin ich schon auf dem Weg der Tour »Sa Barcassa« (Bild). Die letzten Jahre war ich meistens in den späten Nachmittagstunden in dem Gebiet, deshalb freue ich mich, dass ich nun die Sonne im Rücken habe. Aus einem nahen Acker sehe ich einige größere Vögel auffliegen. Es sind Rothühner (Bild), die ich bei ihrer Futtersuche gestört habe. Sie fliegen nur ein paar Meter weiter und lassen sich an der Steinmauer nieder. In den brachliegenden Feldern rechts und links des Weges sind Zilpzalp, Schwarzkehlchen und Samtkopf-Grasmücke unterwegs. Mittlerweile kann ich zwar einige an ihren Rufen erkennen, aber es ist immer noch spannend die kleinen Vögel zu suchen und sie bei ihrem Treiben zu beobachten. Heute habe ich das Glück mehrere Zistensänger (Bilder) zu sehen und mit viel Geduld und Schnelligkeit gelingt es mir, sie durch das Spektiv fotografieren zu können. Anhand seines etwas nach unten gebogenen Schnabels und des kontrastreichen Gefieders mit den Streifen auf dem Kopf kann ich den Vogel bestimmen.
Als ich einen kleinen Hügel erreiche, habe ich einen schönen Blick über das Feuchtgebiet (Bild), das sich von hier drei Kilometer nach Norden erstreckt. Die leider etwas weit entfernten Seen sind in dem Marschland kaum auszumachen. Rosaflamingos, Silberreiher, Purpurhuhn, Stelzenläufer und die üblichen Entenarten halten sich auf dem Wasser auf. Mehrere nicht bestimmbare Seeschwalben sitzen auf Holzpfosten. Auf der südlichen Seite meines Beobachtungsplatzes liegt die Salzlagune »Sa Barcassa«. Ein Seidenreiher steht auf einer künstliche aufgeschütteten Insel. Nur wenige Meter hinter dem See grenzen Gärten und kleinere Weideflächen an. In einem Baum entdecke ich vier Wiedehopfe (Bild). Das Bild ist nicht wirklich toll, aber ich hoffe, sie finden die Vögel. Auch ein Kuhreiher (Bild) spaziert in der Wiese vor dem Zaun umher. Kurz danach fliegt er in den Garten. Anscheinend gibt es da mehr zu fressen. Auf dem Rückweg fällt mir an einer dichten Baumgruppe (Bild) auf der rechten Seite etwas Helles auf. Sehen Sie es auch? Ein etwas schläfriger Triel (Bild) lässt sich die Sonne auf das Gefieder scheinen. Und gleich daneben stochert ein Wiedehopf (Bild) in der Erde. Zäune und Pfosten abzusuchen, ist für jeden Birder ein »Muss«. Manche Vögel lieben solche Plätze, so wie hier das Schwarzkehlchen (Bild) und der Girlitz (Bild).
Ich bin ganz glücklich, weil ich an diesem Vormittag schon einiges entdeckt habe. Aber ein Besuch am Strand darf trotzdem nicht fehlen. Auf der östlichen Seite der Straße Ma-2220 fließt das kleine Flüsschen Torrent de s’Albufereta in das Meer. An der Stelle gibt es immer etwas zu sehen. Ein Dunkler Wasserläufer, eine Lachmöwe, zwei Grünschenkel (einer davon im Bild) und ein Seidenreiher machen sich heute bei der Futtersuche Konkurrenz. Nach einer Weile beenden die Seeregenpfeifer (Bild) ihre mittägliche Rast und trippeln gemeinsam in das flache Wasser um ihr Gefieder zu putzen. Aber das Beste kommt noch. Auf einer gelben und roten Boje stehen zwei Brandseeschwalben (Bilder) und lassen sich toll beobachten. Anhand des langen, schwarzen Schnabels mit der gelben Spitze sind sie gut zu bestimmen. Im Prachtkleid ist die Kopfplatte schwarz, aber nun tragen sie ihr Schlichtkleid und die Stirn und der Vorderscheitel ist weiß. Manchmal fliegen sie eine Runde über das Meer, aber die meiste Zeit halten sie sich auf den Bojen auf.
Da noch viel Zeit ist, fahre ich in das nahe gelegene Boquér-Tal (Bilder). Hier kann man Zwergadler und Blaumerle entdecken, siehe Tour im Januar 2014. Das in der Nähe von Port de Pollenca liegende Tal ist landschaftlich eine Augenweide. Ein schmaler Weg schlängelt sich durch zwei Meter hohe dichte Sträucher. Rechts und links erheben sich die steilen Felswände des Tramuntana-Gebirges. Begleitet werde ich von vielen Hausrotschwänzen und den »Trr-trr-trr-trr-trr«-Rufen der Samtkopf-Grasmücken. Es fühlt sich an, als ob es aus jedem zweiten Strauch ruft ;-). Auch drei Zwergadler (einer davon im Bild), zwei dunkle und eine helle Morphe, sehe ich hoch oben am blauen Himmel fliegen. Wenn Individuen einer Art unterschiedlich aussehen, nennt man das Morphe. Bei den Zwergadlern gibt es drei verschiedene Morphen, eine helle, eine dunkle (hellere) Variante und eine dunkle Variante. An den Felswänden bemerke ich einen Trupp Tauben, die immer wieder auffliegen und sich einen neuen Platz suchen. Ich vermute es sind Felsentauben (Bilder) und nach dem Studium der Fotos ist es eindeutig. Die hellgrauen Flügeloberseiten, zwei schwarze Flügelbinden, schmale Endbinde und der schneeweiße Bürzel sind die Erkennungsmerkmale. Die Felsentaube brütet in Felshöhlen und in Klippen, hauptsächlich im Mittelmeerraum. Sie ist die Stammform der Straßen- und Brieftaube. Als ich aus dem Tal herauskomme, erwartet mich zum Abschluss des Tages ein schöner Blick auf das Städtchen Port de Pollenca (Bild).
Vogeltagesliste Albufereta und Strand: Stockente, Schnatterente, Löffelente, Pfeifente, Krickente, Kolbenente, Rothuhn (ca. 6), Kormoran, Kuhreiher, Seidenreiher, Silberreiher, Graureiher, Rosaflamingo (mind. 4), Turmfalke, Blässhuhn, Stelzenläufer, Triel, Seeregenpfeifer (ca. 50), Kiebitz, Dunkler Wasserläufer, Grünschenkel, Lachmöwe, Brandseeschwalbe (2), Türkentaube, Wiedehopf, Felsenschwalbe, Wiesenpieper, Gebirgsstelze, Rotkehlchen, Schwarzkehlchen, Amsel, Samtkopf-Grasmücke, Zistensänger (mind. 4), Seidensänger (rufend), Zilpzalp, Star, Feldsperling, Stieglitz, Girlitz
Vogeltagesliste Bóquer-Tal: Zwergadler (ca. 4), Felsentaube, Rotkehlchen, Hausrotschwanz, Schwarzkehlchen, Blaumerle, Samtkopf-Grasmücke, Kohlmeise, Kolkrabe, Buchfink, Girlitz
Weitere Beobachtungen im Dezember 2013 und Januar 2014 bzw. im Dezember 2012 und Januar 2013.