Mittwoch, 10. September 2014 (etwas bedeckt, später sonnig, ca. 18 bis 23 Grad, sommerlicher Herbsttag), südöstlicher Neusiedler See (Fertö-Hanság Nemzeti Park), 9.30 bis 16.30 Uhr
Da für die nächsten Tage Regen vorhergesagt wird, will ich heute das schöne Wetter nutzen, um nochmal eine große Tour zu machen. Ich entscheide mich für einen Ausflug zum südöstlichen Ende des Neusiedler Sees (Plan). Dieser Teil liegt in Ungarn, im Fertö-Hanság Nemzeti Park. Von Illmitz geht es auf dem Radweg B10 über Apetlon Richtung Pamhagen. Direkt neben der wenig befahrenen Landstraße steht eine Aussichtsplattform (Bild). Etwas irritiert über diesen Standort mache ich aber trotzdem Halt und genieße den Blick über das flache, weite Land (Bild). Eine Schar Graugänse (Bild) zieht über mich hinweg. Bevor ich weiterfahre, suche ich noch die unter Wasser stehenden Wiesen ab. Und ich werde fündig. Nur wenige Meter von mir entfernt sehe ich 20 Kampfläufer (einige davon in den Bildern), die im Schutz der Gräser nach Nahrung suchen. Wunderbar. Auch eine Bekassine (Bild) steht unbeweglich im Wasser und beobachtet mich. Die vorbeifahrenden Autos und Radfahrer stören die Vögel nicht. Lange schaue ich ihnen zu. Bis ich mich dann leise zurückziehe.
Weiter geht es Richtung Ungarn, ein Schild kündigt bereits die Staatsgrenze an (Bild). Ein kleiner geteerter Weg biegt rechts ab. Ich fahre an großen, bereits abgeernteten Äckern vorbei. Entlang des Weges wachsen viele Wildpflanzen wie Schafgarbe, Kamille, Klee. Mir fällt auf, wie still es hier ist. Weingärten und Schießanlagen habe ich hinter mir gelassen. Als ich Fertöújlak (Bild) passiere, weiß ich, dass ich in Ungarn bin. Nach Fertöújlak fahre ich auf einer Landstraße weiter. In einer kleinen Parkbucht weist ein Schild auf den Sakerfalken (Würgfalken) hin, der in diesem Gebiet vorkommen soll. Die Straße Richtung Sarród teile ich mittlerweile mit Lkws und Personenautos (Bild). Da die Aussichtsplattform gerade von einer Schulklasse belegt ist, stelle ich mein Stativ am Straßenrand auf. Das südliche Ende des Neusiedler Sees (Bild) mit seinen breiten, flachen Ufern liegt vor mir. Ein großer Trupp Säbelschnäbler und jede Menge Große Brachvögel (Bilder) sind zu erkennen. Die kleinen Vögel zu bestimmen, ist schon schwieriger. Flussregenpfeifer, vermutlich Sanderlinge und Zwergstrandläufer (Bild) laufen Futter suchend hin und her. Eine Limikole (Bild) bleibt unbestimmt. Und bei der Uferschnepfe (Bild) hilft der lange gerade Schnabel, um sie benennen zu können. Vor lauter Durch-das-Spektiv-Gucken bleibt meistens wenig Zeit, den Himmel abzusuchen. Seeschwalben fliegen in der Ferne über den See. Eine Zwergmöwe (Bild) tut mir den Gefallen, auf dem See eine Pause einzulegen. Auf einer kleinen Insel hält sich eine Graugans mit gelbem Halsring und schwarzer Nummerierung (H591) auf.
Schade, dass die vielen Vögel so weit entfernt sind. Ich hoffe, beim nächsten Aussichtsturm noch näher an den See heranzukommen. Ich fahre bis zur Schleuse des Einserkanals, der Ende des 19. Jahrhunderts fertiggestellt wurde und unter anderem zur Regulierung des Neusiedler Sees dient. Mehr zum Einserkanal > Website. Nach dem Kanal biege ich in einen Spazierweg Richtung Westen ein. Linker Hand liegen Graurinder auf einer Koppel, rechter Hand fließt der Kanal, dahinter erstreckt sich der Neusiedler See. Ich studiere einige Informationstafeln, dann suche ich den Himmel ab. Direkt über mir fliegt ein sehr großer Vogel mit breiten Schwingen. Ein Adler. Daneben ein Turmfalke. Im Nationalpark kommen Seeadler und Kaiseradler vor. Da der Seeadler einen ausgeprägt keilförmigen Schwanz hat, dieser Vogel aber nicht, kann ich ihn zweifelsfrei als Kaiseradler (Bilder) bestimmen. Der Kaiseradler brütet in Wäldern, Steppen oder weiten Ebenen im südöstlichen Europa. In diesem Frühjahr besuchte ein Bekannter, Markus Beser, Fotograf und Vogelbeobachter aus München, den Neusiedler See und konnte den Kaiseradler (Bild) aus nächster Nähe fotografieren. Nur wenige Minuten kreist der stattliche Vogel über mir und zieht dann weiter Richtung Süden. Höchst erfreut laufe ich noch bis zum Aussichtsturm (Bild) am Ende des Weges. Auf einer nahen Weide fliegen einige Große Brachvögel ein. Erneut ist eine beringte Graugans (Bild) unterwegs, diesmal die Nummer »H587«. Im Neusiedler See sehe ich eine größere Gruppe Löffler. Über diese Schreitvögel gibt es später noch mehr zu berichten …
Vogeltagesliste Gebiet südlich von Apetlon, südöstlicher Neusiedler See (Fertö-Hanság Nemzeti Park, Ungarn): Graugans, Stockente, Schnatterente, Löffelente (viele), Krickente, Jagdfasan, Kormoran, Seidenreiher, Silberreiher (mind. 10), Graureiher, Purpurreiher, Löffler, Kaiseradler*, Rohrweihe, Mäusebussard, Turmfalke, Falke (unbestimmt), Blässhuhn, Säbelschnäbler, Flussregenpfeifer, Kiebitz, Sanderling (?), Alpenstrandläufer (4), Zwergstrandläufer (ca. 10), Dunkler Wasserläufer (mind. 10), Grünschenkel, Uferschnepfe, Großer Brachvogel (ca. 100), Bekassine, Kampfläufer (ca. 20), Lachmöwe, Zwergmöwe, Seeschwalbe (unbestimmt), Straßentaube, Türkentaube, Rauchschwalbe, Mehlschwalbe, Hausrotschwanz
(* = meine persönliche Erstsichtung)