Dienstag, 9. September 2014 (Frühnebel, sonnig, ca. 18 bis 24 Grad, sommerlicher Herbsttag), Illmitz-Hölle, 9.30 bis 16.30 Uhr
Heute führt mein Weg in die Hölle – so heißt die Nationalpark-Bewahrungszone, die nördlich von Illmitz liegt. Ich beginne meine Tour am Informationszentrum und fahre auf dem Radweg B10 nach Norden (Plan). Eine schöne Aussichtsplattform (Bild), mein erster Halt, gibt den Blick auf Salzwiesen frei. Es ist allerdings noch sehr neblig, sodass ich nicht weit sehen kann. Neben dem Radweg entdecke ich auf einer Wiese zehn Jagdfasane (ein Weibchen davon im Bild). An der nächsten Kreuzung biege ich Richtung Unterstinkersee ab. Der geteerte Weg schlängelt sich durch das Feuchtgebiet. Gegenüber einem Weingarten haben zwei Schwarzkehlchen (Bild) und ein Braunkehlchen (Bild) auf einigen großen Heuballen ihren Lieblingsplatz gefunden. Zur Mittagszeit lichtet sich der Nebel und im strahlenden Sonnenschein geht es weiter. Ich komme an einem kleinen See (am südlichen Ende des Unterstinkersee) vorbei, der von breiten Schilfsäumen eingefasst ist. Im nördlichen Teil, wo das Wasser tiefer ist, schwimmen zwei Schwarzhalstaucher (Bilder). Und nur einige Meter von mir entfernt watet ein Stelzenläufer (Bild) gelassen durch das seichte Wasser. Der Stelzenläufer brütet am Neusiedler See in den beweideten Seerandzonen und in Schilfgebieten. Die Brutzahlen steigen, 2009 und 2010 waren es jeweils 126 Brutpaare (Stand Februar 2011).
Vom Aussichtsturm am Unterstinkersee ist um die Mittagszeit die Sicht nicht ideal, da die Sonne stark blendet. Ich radle auf dem Weg B20 Richtung Neusiedler See zum nächsten Aussichtspunkt (Przewalski-Stall). Die Przewalski-Pferde sind nicht zu sehen, dafür grasen etwas weiter nördlich Rinder (Bild) auf der Weide. Damit die Wiesen der Seerandzonen nicht verbuschen, werden Pferde und Rinder zur »Naturpflege« eingesetzt. In den flachen Wassertümpeln und in den Schilfzonen halten sich Seidenreiher, Silberreiher, Grünschenkel, Bruchwasserläufer, Dunkle Wasserläufer und Kiebitze auf. Weitere kleinere Limikolen kann ich nicht bestimmen, da die Luft stark flimmert. Gleichzeitig macht hinter mir im Weingarten eine automatische Schießanlage einen Höllenlärm, sodass ich gerne weiter Richtung Podersdorf fahre. Ein hoher 4-stöckiger Aussichtsturm (Bild) lädt zum Besteigen ein. Von der obersten Plattform hat man einen super Blick zum Schilfgürtel der Naturzone Podersdorf-Karmazik (Bild) und dem Neusiedler See. Ich suche erneut die flachen Wasserstellen nach Vögeln ab, aber die Entfernungen sind sehr groß. Arten wie Silberreiher, Seidenreiher und Graugänse sind schnell erkannt. Ein anderer schwarzer Vogel lässt sich nicht sofort bestimmen. Er sieht aus wie ein Kormoran, ist aber deutlich kleiner. Bald wird klar, dass es sich um eine Zwergscharbe (Bilder) handelt. Im Vergleich mit den Stockenten, die sogar ein bisschen größer erscheinen, und mit dem kurzen Schnabel und dem »Babyface« ist es eindeutig. Super, eine neue Art für mich.
Mittlerweile hat sich der Himmel verdunkelt und in der Ferne höre ich schon das Gewittergrollen. So mache ich mich schleunigst auf den Weg zurück nach Illmitz. Diesmal nehme ich die östliche Route (B10) und halte kurz am Oberstinkersee. Ein Trupp Kampfläufer (Bilder) ist gerade eingeflogen, die meisten Vögel verschwinden jedoch fast völlig im Dickicht der Queller-Pflanzen. Einige halten sich an der Wasserkante auf. Darunter auch eine deutlich kleinere Limikole, bei der ich nur raten kann. Ich vermute, es ist ein Bruchwasserläufer. Lange kann ich ihn nicht beobachten, da in der Nähe eine »Schießmaschine« loslegt und die Vögel sofort abfliegen. Vor Illmitz begegne ich einen Weinbauern, der mit einem speziell entwickelten Traktor die Trauben erntet. Und Tausende Stare (Bild) wollen sich einige Leckerbissen abholen.
Vogeltagesliste Illmitz, Illmitz-Hölle, Podersdorf-Karmazik: Höckerschwan, Graugans, Stockente, Krickente, Tafelente, Kolbenente, Jagdfasan (ca. 10), Schwarzhalstaucher (2), Zwergscharbe*, Seidenreiher, Silberreiher, Graureiher, Mäusebussard, Turmfalke, Baumfalke (?), Blässhuhn, Stelzenläufer, Fluss- oder Sandregenpfeifer, Kiebitz, Alpenstrandläufer, Bruchwasserläufer, Dunkler Wasserläufer, Grünschenkel, Bekassine, Kampfläufer (ca. 20), Lachmöwe, Mittelmeermöwe, Türkentaube, Eisvogel, Blutspecht*, Rauchschwalbe, Bachstelze, Braunkehlchen, Schwarzkehlchen, Amsel, Drosselrohrsänger, Zilpzalp oder Fitis, Blaumeise, Neuntöter, Nebelkrähe, Star, Feldsperling, Bluthänfling
(* = meine persönliche Erstsichtung)