Lebensraumanalyse Münchner Haussperlinge (LBV München), Mai bis Juli 2014, München (Stadt), Marienhof
Wenn ich bei meinen Vogeltouren auf dem Land unterwegs bin und den Menschen erzähle, dass es in München kaum mehr Haussperlinge gibt, sehen mich die Leute mit großen Augen an, weil sie dies kaum glauben können. In den bayerischen Dörfern tschilpt es aus jeder Hecke, aber in München-Stadt steht der Haussperling bereits auf der Vorwarnliste gefährdeter Arten.
Was ist passiert? Häuser werden saniert, Böden versiegelt, Schutzgehölze und Hecken verschwinden. Dies sind einige Gründe, warum die Bestände von Haussperlingen rückläufig sind. Um die Ursachen genauer zu untersuchen, hat der Landesbund für Vogelschutz in München (LBV) diesen Sommer das Projekt »Lebensraumanalyse Münchner Haussperlinge« durchgeführt. LBV-Mitarbeiter und Ehrenamtliche waren zwischen Mai und Juli 2014 unterwegs und haben bekannte Haussperlings-Plätze aufgesucht und die Gegebenheiten vor Ort inspiziert: Leben Spatzen an diesem Ort? Gibt es Brutplätze? Wo und wieviele? Welches Nistmaterial steht zur Verfügung? Welche Schutzgehölze und Futterquellen sind vorhanden? Ist eine Wasserquelle und ein Staubbad in der Nähe? Gibt es Konkurrenz durch andere Vögel? Welche anderen Gefahren können den Haussperlingen zusetzen? Alles wurde genau beobachtet und dokumentiert. Auch ich habe an der Studie teilgenommen.
Manchmal war es enttäuschend, wenn ich an einen Ort gekommen bin, wo vor etlichen Jahren noch Spatzen gemeldet worden sind und nun kein Tschilpen mehr zu hören war. Aber es gab auch schöne Erlebnisse. Neben der Entdeckung eines neuen Spatzen-Brutplatzes im Osten der Stadt, habe ich auch eine der schönsten »Spatzeninsel« – den Marienhof (Bild) – der sich hinter dem Münchner Rathaus befindet, kartieren dürfen. Ungefähr 14 Haussperlinge leben in diesem Gebiet. Ich habe neue Brutplätze entdeckt, aber auch bekannte Brutplätze überprüft. Ein Haussperlingspaar hat sich der Hand Gottes anvertraut ;-). In die Handfläche einer bronzenen Christusstatue haben Spatzen ihr Nest gebaut (Bilder). Ist das nicht ein herrlicher Platz? Als Anflugplatz diente dem Spatzen-Männchen das Kreuz auf der Weltkugel. Spatzen sind sehr gesellig. Gleich um die Ecke gegenüber vom Dallmayr befinden sich zwei Hecken, in denen sich die Vögel gerne aufhalten (Bilder). Sie dienen ihnen als Schutz- und Sammelplatz. Da mitten in der Stadt das natürliche Nahrungsangebot (Sämereien und Insekten) nicht sehr hoch ist, haben Vogelfreunde Meisenknödel aufgehängt (Bild). Die Stadt-Spatzen fressen aber auch das, was in Cafés und Imbissbuden auf den Boden fällt. Ende Juli habe ich gesehen, wie ein Männchen sein Junges mit Weißbrot fütterte (Bild), das jemand auf die Hecke gelegt hatte. Das schönste Erlebnis war, als ich die Spatzen beim Baden im Staub beobachten konnte (Bilder). An einem späten Nachmittag versammelten sich einige Spatzen in der Nähe eines Kanalisationsdeckel. Es herrschte starker Andrang an einigen mit Staub und Steinchen gefüllte Mulden. Jeder wollte mal da rein. Mit dem Staub reinigen sie ihr Gefieder und werden lästige Parasiten los.
Die Studie ist abgeschlossen und wird in den nächsten Monaten ausgewertet. Wenn Sie aber Plätze kennen, wo Haussperlinge im Münchner Stadtgebiet leben, können Sie es gerne bei mir melden. Bitte unter info@hofbauer-birding.de Kontakt mit mir aufnehmen. Ich werde Plätze, die noch nicht bekannt sind, an den LBV weiterleiten.
Noch ein paar Informationen zur Bestimmung des Haussperlings: Männchen und Weibchen sehen unterschiedlich aus. Das Haussperling-Männchen (Bild; Foto von Markus Dähne) hat eine graue Kopfplatte, eine schwarze Kehle und einen schwarzen Brustlatz. Die Wangen sind schmutzigweiß, der Bauch grau und der Rücken bräunlich. Das Weibchen (Bild; Foto von Markus Dähne) ist unscheinbarer, der Rücken schmutzig-braun gefärbt und der Bauch grau. Sie hat einen hellbeigen Überaugenstreif. Der Jungvogel sieht dem Weibchen sehr ähnlich. Da Haussperlinge mit Feldsperlingen verwechselt werden können, anbei noch ein Bild vom Feldsperling (Bild; Foto von Markus Dähne). Beide Geschlechter beim Feldsperling sehen gleich aus. Sie haben eine rotbraune Kopfplatte, ein weißes Halsband und einen großen schwarzen Wangenfleck.
Liebe Frau Hofbauer,
ich war heute in der Rümannstraße, in Schwabing-Nord (zwischen Petuelring und Schwabinger Krankenhaus). Dort konnte ich, wie auch schon bei meinem letzten Besuch dort im November in den Hecken bei den Hausunummern 51 und 53 ein lautes Spatzengezwitscher hören. In ihrem Versteck in der Hecke konnte ich sie leider nicht sehen. Deshalb weiß ich nicht, ob es Haus- oder Feldsperlinge waren.
Ich habe mich über dieses Erlebnis sehr gefreut und hoffe, dass ihnen ihr Lebensraum dort erhalten bleibt.
Liebe Grüße,
Andrea Münch
Liebe Frau Münch,
schön, dass Sie mit so offenen Ohren durch München gehen.
Ich komme gerade vom Neusiedler See, da tschilpt es aus jeder Ecke.
Wunderbar.
Vielleicht bekommen Sie bei Gelegenheit auch einen der Spatzen zu sehen und können ihn bestimmen.
Falls es ein Haussperling ist, dürfen Sie mir gerne wieder Bescheid geben.
Dann gebe ich diese Info an den LBV weiter.
Viele Grüße
Waltraud Hofbauer
Hallo Frau Hofbauer,
am Hohenschwangsplatz, Ecke Hohenschwangaustr. kommen täglich 2 Haussperlingspärchen an einem Vogelhäuschen vorbei, danach geht es wieder zurück in die Hecke im Grünstreifen oder in den Wohnblock gegenüber.
Zudem gibt es 3 Feldsperlingspärchen.
Eine weitere kleine Population Haussperlinge habe ich am Mangfallplatz bemerkt, zwischen der Metzgerei und der Eisdiele, die sich wohl auf die Resterl stürzt.
Quasi ums Eck vom Perlacher Friedhof.
LG
Vielen Dank für die Info, die ich gleich an den LBV weiterleite.
Vielleicht sind das noch einige »unentdeckte« Spatzen.
Grüße Waltraud Hofbauer