Sonntag, 23. Februar 2014 (Sonne, teils bedeckt, ca. 13 Grad, frühlingshafter Wintertag), Lußsee (nordwestlich von München), 16 bis 17 Uhr
Meine Ammersee-Tour habe ich heute früher beendet. Es lockt noch ein ganz spezieller Wintergast, der sich auf einem See im Nordwesten Münchens eingefunden hat. Es ist ein Eistaucher, der in Nordamerika brütet. Aber auch auf Island leben ungefähr 300 Paare. Einige wenige überwintern von November bis März an den Küsten Nordeuropas. Noch seltener ist der zweitgrößte Seetaucher im Binnenland zu sehen. Eine der besten Plätze um ihn zu beobachten ist der Starnberger See, den er sich mit Sterntaucher und Prachttaucher teilt (siehe Blog vom Januar 2012). Manchmal taucht ein Vogel aber auch an anderen Binnenseen auf. Ab Mitte Dezember 2013 bis Ende Januar 2014 wurde am Ismaninger Speichersee ein Eistaucher gesichtet. Anfang Februar 2014 entdeckte man am Lußsee einen Eistaucher. Es könnte sein, dass es der gleiche Vogel ist, konnte aber bis jetzt nicht eindeutig geklärt werden. Dass sich der Eistaucher diesen See ausgesucht hat, ist eine kleine Sensation.
Umringt von Autobahnen (A8 und A99) ist der Lußsee, neben dem Langwieder See und dem Birkensee, einer der drei Badeseen der Langwieder Seenplatte. Das Gebiet mit Campingplatz und Hotel ist nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter ein beliebter Ort für Erholungssuchende. Der im Jahr 2000 fertiggestellte Lußsee entstand aus einer Kiesgrube, die für den Bau der Umgehungsautobahn angelegt wurde. Er wurde 2010 zum saubersten See in München und Umgebung gewählt.
Vielleicht war das ein Grund, warum sich der Eistaucher auf dem See wohlfühlte und die nächsten Monate blieb. Viele Birder kamen von nah und fern, um den seltenen Vogel zu sehen und zu fotografieren. Da der Lußsee nicht recht groß ist, hat man eine gute Chance den Eistaucher aus nächster Nähe beobachten zu können.
Als ich ankomme habe ich Glück und der Eistaucher (Bilder) hält sich gerade sehr nah am Ufer auf. Bald aber geht er wieder seiner Lieblingsbeschäftigung nach: tauchend nach Nahrung zu suchen. Oft ist er minutenlang unter Wasser und taucht den ganzen See nach kleinen Fischen ab. So bleibt es sehr spannend, wann und wo er denn wieder auftaucht. Oft reicht nicht mal die Zeit das Spektiv scharf einzustellen – schon ist er wieder weg. Bei einem zweiten Besuch, Anfang April, habe ich den Seetaucher in einer Stunde gerade mal dreimal gesehen. Heute klappt es besser. Als er satt ist, putzt er sein Gefieder. Dazu kommt er auch beinahe vollständig aus dem Wasser und schüttelt sich und breitet seine Flügel weit aus. Bei dem Vogel mit dem großen dolchförmigen Schnabel (siehe Foto von Susanne Rieck) handelt es sich um einen Eistaucher im Jugendkleid (2. Kalenderjahr), unter anderem zu erkennen an den weiß geränderten Federn auf dem Oberkleid. Im Schlichtkleid wäre diese wellenförmige Musterung nicht mehr vorhanden und sein Gefieder würde dunkelgrau sein. Im Prachtkleid hat der Eistaucher ein tolles Federkleid: schwarzer Kopf und Schnabel, rote Iris, einen schwarz-weiß gestreiften Halsring und die Oberseite am Rücken ist mit weißen Quadraten übersäht (mehr > Wikipedia).
Über zwei Monate hielt sich der Eistaucher auf dem See auf. Futter war anscheinend genügend vorhanden und die Menschen haben ihn nicht gestört. Am 13. April 2014 wurde er das letzte Mal gesehen.
Vielleicht kommt er nächstes Jahr wieder?
Des weiteren gesehen: Höckerschwan, Reiherente, Haubentaucher