Brütende Seidenreiher und Brandgänse am Unteren Inn

Donnerstag, 9. Mai 2013 (Sonne, 24 Grad, warmer Frühlingstag), Unterer Inn, 10 bis 16.30 Uhr
Bei herrlichem Sonnenschein und idealen Temperaturen geht es heute an den Unteren Inn. Das zwischen den Orten Simbach am Inn auf deutscher Seite und Obernberg am Inn auf österreichischer Seite gelegene Naturschutzgebiet ist bekannt für seinen Vogelreichtum. Ich treffe mich wieder mit Helmut und wir fahren von Landshut aus los. Der erste Halt ist der Beobachtungsturm bei Katzenbergleithen, von dem man einen tollen Blick auf die Wasserlandschaft hat. Auch in Österreich ist heute Feiertag und perfektes Radlwetter, deshalb herrscht reger Besucherverkehr rund um die Plattform. Aber das ist dann doch das kleinere Problem. Das größere ist, dass der Inn heute einen sehr hohen Wasserstand hat (Bild) und kaum Schlickzonen zu sehen sind, die von vielen Vögeln, speziell den durchziehenden Watvögeln, gerne als Rastplatz angeflogen werden. Doch zu sehen und hören gibt es ja immer etwas.

Ein Seidenreiher (Bild), der in einer nahegelegenen Reiherkolonie brütet, lässt sich lange beim Fischefangen beobachten. Nur zur Paarungszeit hat er zwei verlängerte Schmuckfedern am Kopf und sein normalerweise blaugrauer Zügel ist nun rot. Es gibt nur sehr wenige Bruten in Süddeutschland. Hauptsächlich ist er im südlichen und westlichen Teil Europas anzutreffen und rund ums Mittelmeer häufig zu sehen. Den Winter verbringt er in Afrika, aber auch teilweise in Südeuropa.
Wer sich einmal an den schönen weiß-braun-schwarz gezeichneten Brandgänsen (Bilder) mit ihren knallroten Schnäbeln sattsehen will, der sollte unbedingt an den Unteren Inn fahren. Normalerweise brüten sie an den Küsten der Nord- und Ostsee und auf den bayerischen Seen sieht man sie vereinzelt. Am Inn brüten sie und man kann sie das ganze Jahr über beobachten. Das Männchen erkennt man an dem ausgeprägten Schnabelhöcker.
Der nächste Halt ist Kirchdorf am Inn. Hier finden wir eine kleine Bucht an der sich lautstark die Lachmöwen tummeln. Beim genaueren Durchgucken gibt es aber dann doch sehr schöne Überraschungen: Zwergmöwen, Kampfläufer und Rotschenkel. Ich sehe meine ersten beiden Schwarzkopfmöwen. Allerding stehen sie sehr weit weg und für ein Foto reicht die Qualität nicht. Eine Trauerseeschwalbe (Bild) hat sich auf einem kleinen trockenen Fleck niedergelassen und ich kann sie sehen und – wenn auch nur in schlechter Qualität – fotografieren. Bisher hatte ich sie immer nur im Flug gesehen.
Wir fahren zurück auf die deutsche Seite nach Egglfing am Inn und gehen ein Stück am Damm entlang. Im ruhig dahin fließenden Inn liegen einige lange schmale Inseln und wir suchen sie ab. Ich traue meinen Augen nicht. 19 (!) Große Brachvögel (einige im Bild) machen hier Rast und sind eifrig mit Gefiederpflege beschäftigt.
Trotz des hohen Wasserstandes habe ich viele Vögel gehört und gesehen, auch bedingt durch meine fachkundige Begleitung. Ich kann mir gar nicht vorstellen was hier los ist wenn der Inn mal wenig Wasser führt.

Vogeltagesliste Unterer Inn: Haubentaucher, Kormoran, Seidenreiher (2), Graureiher, Höckerschwan, Graugans, Grau-/Kanadagans-Hybrid (2), Kanadagans, Brandgans (ca. 100), Nilgans, Stockente, Schnatterente, Löffelente, Knäkente, Tafelente, Kolbenente, Reiherente, Rohrweihe (2), Mäusebussard, Sperber, Turmfalke, Jagdfasan, Blässhuhn, Kiebitz, Rotschenkel, Großer Brachvogel (19), Kampfläufer, Lachmöwe, Sturmmöwe (4), Schwarzkopfmöwe (persönliche Erstsichtung), Mittelmeermöwe, Zwergmöwe (2), Flussseeschwalbe (4), Trauerseeschwalbe (1), Weißbart-Seeschwalbe (1), Ringeltaube, Kuckuck, Eisvogel, Rauchschwalbe, Bachstelze, Heckenbraunelle (singend), Singdrossel, Amsel, Gartengrasmücke (singend), Mönchsgrasmücke, Rohrschwirl (singend), Sumpfrohrsänger, Gelbspötter, Zilpzalp, Kohlmeise, Blaumeise, Elster, Dohle, Rabenkrähe, Star, Pirol, Feldsperling, Buchfink, Stieglitz, Rohrammer, Goldammer

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Blick vom Aussichtsturm auf den Inn bei Katzenbergleithen, Mai 2013
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Seidenreiher im Prachtkleid, Unterer Inn, Mai 2013
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Am roten Zügel und den zwei Schmuckfedern erkennt man einen brütenden Seidenreiher, Mai 2013
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Brandgänse, Unterer Inn, Mai 2013
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Brandgänse (rechts ein Männchen), Unterer Inn, Mai 2013
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Trauerseeschwalbe, Unterer Inn, Mai 2013
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Brachvögel, Unterer Inn, Mai 2013

2 Gedanken zu „Brütende Seidenreiher und Brandgänse am Unteren Inn

  1. Sehr geehrte …, die Bilder sind sehr gelungen! Leider bin ich immer nur im Herbst in Bad Füssing, so dass ich nur wenige der oben gezeigten Tiere gesehen habe – Brandgänse – ja. Gestern war ich – wie üblich – mit dem Rad auf dem Inndeich unterwegs und erlebte, wie die kleinen Enten versuchten, ihre „Stammplätze“ vor einem Geschwader von Graugänsen, ca. 200, zu verteidigen. Leider habe ich keine aktuelle Information zu den Graugänsen finden können – außer zu einem Ganter in Braunau. Ist die Ankunft der Gänse hier Normalität? Bleiben sie über Winter oder ziehen Sie weiter? Über eine antwort würde ich mich freuen.
    Mit freundlichen Grüßen,
    Jutta Hönow (wohne in Bonn)

    1. Sehr geehrte Frau Hönow,
      ich vermute, dass sie Graugänse gesehen haben. Sie sind eine weit verbreitete Art und brüten in Mittel- und Südeuropa. Normalerweise ziehen sie im Winter in den Süden, an die Westküste Spaniens, die Nordküste Afrikas oder an die Küsten der Adria. Durch eine Intensivierung der Landwirtschaft finden sie allerdings immer öfter genügend Nahrung und überwintern dann in Mitteleuropa.
      Andere Gänse aus dem hohen Norden wie z.B. Saatgänse, die in der Taiga brüten oder Blässgänse, die in den arktischen Gebieten Russlands und Sibirien brüten, ziehen nach Mitteleuropa und verbringen bei uns ihren Winter.

      Viele Grüße
      Waltraud Hofbauer

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