Montag, 31. Dezember 2012 (Sonne, 10 bis 15 Grad, warmer Wintertag, in den Bergen windig), Halbinsel Formentor und Naturpark Albufereta, 10.30 bis 17.00 Uhr
Nach dem gestrigen langen Fußmarsch brauche ich heute ein bisschen Erholung. Deshalb will ich auf die Halbinsel Formentor fahren. Durch das Buch »A Birding Tourist’s Guide to Majorca«, das ich im Albufera-Shop gekauft habe, verfüge ich über einige Informationen zu Vögeln, die sich zu dieser Zeit im Gebirge und an den Küsten aufhalten könnten, wie z.B. Balearische Sturmtaucher, Krähenscharbe, Wanderfalke, Möwen, Felsenschwalbe, Blaumerle, Sardengrasmücke, Kreuzschnäbel und vielleicht auch ein Fischadler. Ich fahre von Port d’Alcúdia entlang der Bucht von Pollenca nach Norden. Kurz hinter der Ortschaft Port de Pollenca führt die Straße ins Gebirge. Der erste Halt ist die Aussichtsplattform gegenüber dem »Punta de la Nau« mit tollem Blick in die Bucht und auf die Felsen >> Bilder von Mallorca. Ich suche die Küste nach Sturmtauchern oder Möwen ab, sehe aber nur Ziegen, die unter mir in den Felsen klettern, und jede Menge Hausrotschwänze (einer davon im Bild). Der Ruf der Samtkopf-Grasmücke ist zu hören. Diese habe ich bereits am Informationszentrum von Albufera gesehen. So suche ich die Büsche ab und sehe den kleinen Vogel ganz in meiner Nähe. Obwohl die Samtkopf-Grasmücke (Bild) leider nie still hält, gelingt mir dennoch ein Foto.
Weiter geht der Weg über Serpentinen und durch Wälder an die östlichste Spitze der Halbinsel zum Cap Formentor (Bilder). Das Wetter ist herrlich, Sonne, blauer Himmel, frische klare Luft und wenig Menschen. Weil nur wenige Parkplätze rund um den Leuchtturm vorhanden sind, soll es im Hochsommer kilometerlange Staus geben. Ich entdecke leider keinen Balearen-Sturmtaucher, nur eine Infotafel (Bild) verrät einiges über den Vogel. Einige Haussperlinge tschilpen, sonst ist es trotz Wind sehr still. Während ich die Aussicht genieße, sehe ich an einem unbelaubten Ast unterhalb der Straße einen Vogel sitzen. Anhand des leicht bläulichen Gefieders identifiziere ich eine Blaumerle (Bild). In der Lärche gleich neben mir knabbert ein Vogel an den Zapfen. Es ist ein Fichtenkreuzschnabel (Bilder). Ob es sich um die balearische Variante handelt, kann ich allerdings nicht sagen.
Auf dem Rückweg lege ich noch einen Halt an einem schönen Strand (Platja de Formentor) ein. Es ist so warm, dass ich sogar die Füße ins Meer halten kann. Ich entschließe mich, noch einen Abstecher in das Naturschutzgebiet Albufereta (Bilder) zu machen. Dieses liegt in der Buch von Pollenca direkt am Meer. Das Feuchtgebiet ist 211 Hektar groß und wurde 2001 zum Naturschutzgebiet erklärt. Es steht wie Albufera unter dem Schutz von Natura 2000. Es gibt zwei ausgeschilderte Wanderwege, einen Rad- und einen Strandwanderweg. Drei Beobachtungspunkte wurden speziell für Birder angelegt. Einen Informationsflyer hierzu kann man sich im Besucherzentrum Albufera mitnehmen. Da ich heute nicht mehr soviel Zeit habe, nehme ich den kurzen Rundgang »Prat de Can Cullerassa«. Ich gehe auf einem mit frischem Grün überzogenen Weg (Bild) durch das Sumpfgebiet. Auf den kleinen Seen zwischen den Büschen ist allerdings keine einzige Ente oder Limikole zu sehen. Alles wirkt wie ausgestorben. Aber aus einem Busch höre ich den Ruf des Seidensängers. Den habe ich mir vorab öfter angehört und ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich um einen solchen handelt. Laut Svensson-Bestimmungsführer hebt dieser Zweigsänger seinen Schwanz oft an und genau das kann ich auch beobachten. Leider reicht die Zeit nicht für ein Foto. Aber ein weiterer brauner Vogel zieht mich in seinen Bann und ich beobachte ihn lange. Ich brauche etwas Zeit, bis ich ihn bestimmen kann. Es ist eine Rohrammer (Bild), die ihr erstes Winterkleid trägt und noch nicht den typischen schwarzen Kopf und das weiße Nackenband aufweist, an denen sie sonst gut zu erkennen ist. Ein Wiesenpieper (Bild) – der mit den gelben Füßen – zeigt sich schön im Baum. Daneben ein Zweiter. Aber halt, da stimmt etwas nicht. Erst nach dem Studium meiner Bilder sehe ich, dass es kein Pieper sein kann. Die Pieper haben lange dünne Schnäbel, der Schnabel der beiden Vögel vor mir dagegen ist recht klobig. Entweder ist es eine juvenile Goldammer oder eine Grauammer (Bild). Ich schätze und hoffe Letzteres, aber hunderprozentig sicher bin ich mir nicht. Die kleinen braunen Vögel zu bestimmen ist schon eine spezielle Kunst, die wohl noch viel Erfahrung benötigt. Entlang des Strandes gehe ich zum Auto zurück. Und da sind dann wieder meine »Lieblinge« zu sehen. Zwei Seeregenpfeifer (Bilder), die mir geduldig Modell stehen. Wunderbar.
Vogeltagesliste Formentor: Hausrotschwanz, *Blaumerle, Samtkopf-Grasmücke, Haussperling, Fichtenkreuzschnabel (balearische Art?)
Vogeltagesliste Albufereta und Strand: Kormoran, Turmfalke (?), Seeregenpfeifer, Mittelmeermöwe, Wiesenpieper, Rotkehlchen, Amsel, *Seidensänger, Zilpzalp, Buchfink, Stieglitz, Rohrammer, Grauammer (?) (* = meine persönliche Erstsichtung)
Liebe Waltraud,
feine Sichtungen. Die Fragezeichen-Grauammer ist m. E. eine solche. Ich hatte zunächst noch zwei, drei andere Spezies im Sinn, ex negativo – durch Ausschluss – blieb aber nur die Grauammer, nicht zuletzt wegen des sehr markanten kompakten Ammernschnabels. Dieses Bestimmungskriterium hat keiner der Aspiranten „überlebt“.
Wolfgang
Lieber Wolfgang,
Danke für Deine Einschätzung. Das bestätigt also doch meine Vermutung. Ich hatte mir auch die juvenile Zaunammer noch angesehen, die im Südwesten von Europa vorkommt. Aber war mir nicht sicher. Irgendwie hatte die einen anderen Gesichtsausdruck als die Grauammer, deshalb kam sie nicht in die engere Wahl.
Liebe Grüße Waltraud
Hallo,
ich lese Ihren Blog, den ich erst kürzlich entdeckt habe mit Begeisterung! Macht auch 10 Jahre nach den ursprünglichen Einträgen noch Spaß. Bei der Ammer handelt es sich auf jeden Fall um eine Grauammer. Ich kenne die ganz gut, weil die in meiner Heimat in Süd-Sachsen-Anhalt zum Glück noch recht häufig sind. Im Feld ist die Grauammer immer wieder auch durch ihre Größe (geht eher Richtung Drossel als übliche Ammer- oder Finkengröße) beeindruckend.
Viele Grüße
Martin Weyhe
Hallo Herr Weyhe,
schön dass Ihnen meine Beiträge gefallen. Danke für die netten Worte.
Danke auch für den Hinweis zur Grauammer.
So ist der Vogel nun auf alle Fälle richtig bestimmt. Ich wünsche Ihnen noch viel Freude mit diesem schönen Hobby.
Herzliche Grüße
Waltraud Hofbauer