Eines der größten Naturschutzgebiete und das bekannteste Vogelschutzgebiet Mallorcas ist Albufera im Nordosten der Insel, sieben Kilometer südlich von Port d’Alcúdia. Das 1600 Hektar große Feuchtgebiet ist seit 1988 geschützt, es steht unter dem Schutz sowohl der Ramsar-Konvention als auch des Natura-2000-Netzwerks der EU. Aus einem verlandeten See entstand vor ca. 100.000 Jahren ein Sumpfgebiet. Es gab einige Versuche im 17. Jahrhundert, das Gebiet durch ein Kanalsystem, das als Ruine noch sichtbar ist, trockenzulegen. Diese scheiterten aber, weil immer wieder Meerwasser in das tiefer gelegene Gebiet eindrang. Das aus Schilf und Marsch bestehende Areal wird größtenteils aus Wildbächen und Grundwasser gespeist. Im Sommer dringt aber auch heute noch Meerwasser ein und hat Auswirkungen auf Flora und Fauna.
Mehr als 300 verschiedene Vogelarten konnten bisher hier beobachtet werden, darunter ca. 60 Brutvogelarten wie z.B. das in Europa sehr seltene Kammblässhuhn, Teichralle, Zwergtaucher, Zwergdommel, Stelzenläufer und Schilfrohrsänger. Weißkopfruderente und Purpurhuhn wurden eingesetzt, um die Art zu erhalten. Das Purpurhuhn konnte sich vermehren, die Weißkopfruderente leider nicht (Stand Dezember 2013). Mehr als 10.000 Vögel überwintern in Albufera und für viele Zugvögel ist es ein wichtiger Zwischenstopp, so etwa für Kuhreiher, Seidenreiher, Zwergdommel, Flamingo, Silberreiher, Nachtreiher, Graureiher, Graugans, Krickente, Spießente, Löffelente, Großer Brachvogel, Fischadler, Uferschnepfe, Rohrweihe, Kornweihe, Merlin, Kranich, Seeregenpfeifer, Säbelschnäbler, Stelzenläufer, Kiebitz, Zwergstrandläufer, Temminckstrandläufer, Alpenstrandläufer, Bekassine, Dunkler Wasserläufer, Flussuferläufer, Lachmöwe, Eisvogel, Feldlerche, Wiesenpieper, Bergpieper, Gebirgsstelze, Bachstelze, Samtkopf-Grasmücke, Seidensänger, Mariskenrohrsänger, Rotkehlchen, Singdrossel, Zilpzalp, Star oder Rohrammer.
Mehr dazu bei >> Wikipedia.
Einen Einblick in den Artenreichtum (Monatslisten der gesichteten Vögel) gab es auf der spanischen >> Website des Nationalparks unter dem Link »Llistata d’aus observades«. Leider funktioniert dieser Link nicht mehr, da die Website nicht mehr gepflegt wird. (Stand: Dezember 2013). Es gibt aber eine neue, sehr gut gemachte, deutsche >> Website (Balears Natura), die alle 13 Naturparks der Balearen vorstellt, zeigt wie man dorthin kommt und was es zu sehen gibt. Um sich allerdings einen Überblick über die gesamte Vogelwelt Mallorcas zu verschaffen, kann ich nur das englische Buch »A Birding Tourist’s Guide to Majorca« empfehlen. Auch eine Landkarte mit den 75 besten Vogelbeobachtungsplätzen ist seit März 2014 erhältlich. Mehr Infos dazu siehe > Website.
Der Eingang zum Naturschutzgebiet Albufera ist an der Brücke »Pont dels Anglesos«, die sich sechs Kilometer südlich von Port d’Alcúdia an der Straße Ma-12 befindet. Ein kleiner Parkplatz liegt gegenüber dem Parc Natural Hotel. Von der Brücke aus geht man ungefähr einen Kilometer am Großen Kanal entlang zum Besucherzentrum »Sa Roca«. Hier sollte man sich anmelden. Ein kleiner Büchershop bietet Informationsmaterial und Ferngläser zur Ausleihe an.
Von diesem Besucherzentrum gehen vier Touren, die farblich gekennzeichnet und gut ausgeschildert sind, aus. Zwei kürzere, »Sa Roca« (grün) und »Es Cibollar« (violett), führen zu den Beobachtungshütten an den flachen Feuchtgebieten. Eine andere Tour, »Es Cibollar« (braun), mit ungefähr einer halben Stunde Gehzeit führt zu einem See. Und dann gibt es noch die große Tour »Camí d’Enmig – Ses Puntes« (rot) mit elf Kilometern, die sich am besten mit dem Rad erkunden lässt. Es gibt fünf geschlossene Beobachtungshütten, die bei regnerischen oder windigem Wetter sehr praktisch sind. In diesen Hütten ist man an den Vögeln sehr nah dran und durch das System der kleinen Sehschlitze werden die Vögel nicht gestört. Allerdings kann es hier schnell eng werden und die Sitzbänke verhindern, dass man ein Stativ aufstellen kann. Im Park gibt es weiterhin noch fünf große, einige Meter hohe Beobachtungsplattformen, die einen Blick auf das Schilf, die Kanäle und den Horizont gewähren, sowie mehrere kleine Holzplattformen. Einen detaillierten Plan in deutscher Sprache erhält man, wenn man sich beim Besucherzentrum des Naturparks anmeldet. Öffnungszeiten des Parkes: April bis September 9 bis 18 Uhr, Oktober bis März 9 bis 17 Uhr. Am 1. Januar ist der Park geschlossen.