Montag, 5. Juni 2023 (anfangs bewölkt, später sonnig, 12 bis 13 Grad, Wind 9 bis 20 km/h, Hochwasser 15.30 Uhr), Sylt, Rantumbecken, Eidumer Vogelkoje, 9.45 bis 15.15 Uhr
Heute ist der passende Tag, um mir in Ruhe das Rantumbecken anzusehen. Der Wind ist nicht mehr so heftig und am Montag sind auch nicht mehr ganz so viele Spaziergänger und Radfahrer unterwegs. Ich starte an der nordöstlichen Ecke bei dem kleinen Informationshaus. Vom Deich aus hat man auf der linken Seite einen Blick auf das Wattenmeer (Bild) und rechts auf die Wasserfläche bzw. die Wiesen und Schilfgebiete des Rantumbeckens (Bild). Im Gras entdecke ich eine Kiebitz-Familie (Bild mit Küken, Video auf Youtube). Drei Küken erkunden bereits sehr selbstständig die Umgebung. Die beiden Eltern sind immer in der Nähe und äußerst wachsam. In einem Busch am Deichfuß guckt eine Ringeltaube (Bild) aus dem dichten Blätterwerk. Ob sie da wohl ihr Nest hat? Ein intensiver und ausdauernder Gesang macht mich neugierig und lässt mich nach dem Sänger suchen. Der Schilfrohrsänger (Bilder und Video auf Youtube) ist schnell gefunden, da er sehr exponiert auf einem Halm sitzt. Er ist wohl noch auf der Suche nach einer Partnerin? Direkt vor mir auf dem Deich läuft ein Nahrung suchender Wiesenpieper (Bild) umher.
Brütende Säbelschnäbler und Seeschwalben
Mein nächster Stopp liegt etwas südlicher. Hier ist das Ufer frei von Bewuchs und man hat einen weiten Blick über das Becken (Bild), das hier wie ein großer See anmutet. Die Entfernungen sind weit und ich kann kaum erkennen, welche Vögel sich am nordwestlichen Ende des Rantumbeckens aufhalten. Unweit des Dammes jedoch wurden einige künstliche Inseln errichtet und man kann mit dem Spektiv – ohne dass man die Vögel stört – das Treiben wunderbar beobachten. Auf einer der Insel rasten Eiderenten (Bild) – oder brüten sie? Das kann ich nicht eindeutig erkennen. Auf der nächsten Insel geht es hoch her. Säbelschnäbler (Bild), Flussseeschwalben (Bild) und eine Küstenseeschwalbe (Bild) sitzen auf ihren Nestern, während bei den Lachmöwen (Bild) schon die Küken umherlaufen. Bei den Seeschwalben muss man genau hingucken, da hier beide Arten vorkommen. Wenn der Schnabel durchgehend rot gefärbt ist, handelt es sich um eine Küstenseeschwalbe (Bild). Ein Individuum hat sich am Ufer niedergelassen.
Mantelmöwe mit Küken
Auf einer weiteren Insel (Bild) geht es etwas ruhiger zu. Auch hier finde ich Eiderenten (Bild) vor, ein paar Kormorane rasten am Ufer. Es schaut so aus, als ob hier die Mantelmöwen (Bilder) das Sagen hätten. Eine sitzt noch auf dem Nest, aber etwas versteckt hinter Steinen entdecke ich die Mantelmöwen-Küken (Bilder). Die Mantelmöwe »brütet an Küsten einzeln oder in kleinen Kolonien, oft in großer Höhe auf Felsinseln, lokal auch an größeren Seen«, lese ich im Vogelbestimmungsbuch »Der Kosmos-Vogelführer« (Svensson, Mullarney, Zetterström). Sie ist die größte heimische Möwe und benötigt vier Jahre, bis sie ausgewachsen ist. Ihr adultes Federkleid mit den schwarzen Federn an der Oberseite und die matt rosa Beine machen dann die Bestimmung einfacher. Die Brutzeit der Mantelmöwe beginnt im April/Mai, sie legt in der Regel drei Eier und bebrütet diese 26 bis 28 Tage lang. Wenn die Küken geschlüpft sind, verlassen diese innerhalb von 24 Stunden das Nest. Sieben bis zehn Tage werden die Küken dann von beiden Vogeleltern noch gehudert.
Drei neue große Sandinseln
Kurz bevor ich den südlichsten Punkt der Umrundung erreiche, werfe ich noch ein Blick auf die Wasserzone des Rantumbeckens (Bild) mit einer kleinen begrünten Halbinsel. Hier habe ich ein paar Tage später einen Steinschmätzer entdeckt. Etwas weiter entfernt liegen auch drei große, neu errichtete Sandinseln (Bild), auf denen sich Möwen und Kormorane aufhalten. Welche Vögel werden sich in den nächsten Jahren dort wohl niederlassen? Direkt vor mir schwimmt eine Ringelgans (Bild).
Weißwangengans und Teichhuhn in der Eidumer Vogelkoje
Auf dem Weg westlich des Rantumbeckens (Bild) gewinnt man einen ganz anderen Eindruck von diesem Naturschutzgebiet. Wiesen, Schilfgebiete und Bäume erstrecken sich auf der gesamten Weglänge und man hat keinen direkten Einblick mehr auf die Wasserfläche. Im Nordwesten des Beckens, in der Nähe des Klärwerks, liegt die Eidumer Vogelkoje (Bilder). Aus einer ehemaligen Entenfanganlage ist ein Natur-, Lern- und Begegnungsort entstanden, der über den historischen Entenfang und über die Sylter Tierwelt informiert. Neben der Hütte lege ich noch eine Pause ein und beobachte das Geschehen auf dem kleinen See (Bild). Mehrere Weißwangengänse (eine davon auf dem Bild) rasten auf der künstlich angelegten Insel, ein Teichhuhn (Bild) ist mit der Fütterung des Nachwuchses sehr beschäftigt. Etwas später auf meinem Rückweg kann ich erneut eine Fütterung beobachten. Eine Rohrammer (Bilder) fliegt immer wieder zu ihrem hungrigen, bettelnden Jungvogel, der sich im Schilf an einem schmalen Kanal niedergelassen hat.
Vogeltagesliste: Höckerschwan, Graugans, Kanadagans, Weißwangengans, Ringelgans bernicla, Brandgans, Stockente, Löffelente, Eiderente, Jagdfasan, Kormoran, Graureiher, Teichhuhn, Austernfischer, Säbelschnäbler, Kiebitz, Rotschenkel, Lachmöwe, Sturmmöwe, Silbermöwe, Heringsmöwe, Mantelmöwe, Flussseeschwalbe, Küstenseeschwalbe, Ringeltaube, Kuckuck, Feldlerche, Rauchschwalbe, Mehlschwalbe, Wiesenpieper, Bachstelze, Wiesenschafstelze, Singdrossel, Amsel, Dorngrasmücke, Klappergrasmücke, Schilfrohrsänger, Gelbspötter, Fitis, Zilpzalp, Kohlmeise, Zaunkönig, Kohlmeise, Dohle, Nebelkrähe, Saatkrähe, Star, Buchfink, Bluthänfling, Stieglitz, Grünfink, Rohrammer