Deutschlands größte nordfriesische Insel liegt ca. 180 Kilometer (Luftlinie) nordwestlich von Hamburg, kurz vor der dänischen Grenze. Sylt ist 38 Kilometer lang und maximal zwölf Kilometer breit (Infokarte und Plan Openstreetmap). Die West- und Nordwestseite Sylts ist geprägt von einem langen Sandstrand. An der Ostseite zwischen der Insel und dem Festland liegt das Wattenmeer, das zum Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer gehört. Die Insel ist durch den Hindenburgdamm mit der Festlandsküste verbunden. Nachfolgend einige Impressionen von Sylt mit der Kurpromenade in Westerland und Sandstränden entlang der Westküste bis nach Norden zum Ellenbogen.
Naturschutzgebiete
Auf und um Sylt sind zehn Naturschutzgebiete (NSG) ausgewiesen. Eines davon ist das Naturschutzgebiet Nord-Sylt (Infokarte, Bild), das zwischen List und Kampen liegt. Auf 1800 Hektar erstreckt sich eine weitläufige Küstendünen- und Heidelandschaft. Ein weiteres Naturschutzgebiet ist Morsum Kliff (Bild) im Osten von Sylt nahe der Ortschaft Morsum. Andere wichtige Naturschutzgebiete sind das Wattenmeer, das nördlich des Hindenburgdammes liegt, und das NSG Nordfriesisches Wattenmeer südlich des Damms. Viele weitere Teile der Insel sind als FFH-Gebiete, Natura-2000-Gebiete oder Landschaftsschutzgebiete deklariert.
Naturschutzgebiet Rantumbecken
Eines der bekanntesten Naturschutzgebiete, das Rantumbecken (Infokarte), liegt südlich der Ortschaft Westerland und ist zur Vogelbeobachtung hervorragend geeignet. Ursprünglich wurde das 576 Hektar große Gebiet in den Jahren 1936/37 von der Wehrmacht in Auftrag gegeben, damit Wasserflugzeuge gezeitenunabhängig landen und starten können. Das Projekt wurde nicht fertiggestellt. 1962 wurde das Becken restauriert und ein Seevogelgebiet eingerichtet. Es dient nun Vögeln als Rast- und Brutplatz. Neben der offenen Wasserfläche gibt es hier auch Schlickareale, Verlandungs- und Schilfzonen. Es fließt Nordseewasser in das Becken, aber es bietet auch einen Bereich mit Süßwasser-Teichen. Auf einem neun Kilometer langen Deichweg kann man das Gebiet umrunden. An der nordöstlichen Ecke befindet sich ein kleines Häuschen (Bild) mit Infos zum Gebiet. Während der Zugzeiten im Frühjahr und Herbst rasten hier große Trupps von Alpenstrandläufern, Knutts und anderen Küstenvögeln. Durch künstliche Inseln wurde das Brutplatzangebot für die Vögel erweitert. Über 30 Vogelarten brüten hier. Mehr dazu bei Wikipedia. Betreut wird das Gebiet vom Verein Jordsand, der auch Führungen und Veranstaltungen anbietet.
Sandinseln am Nössedeich
Östlich des Rantumbeckens liegen im Wattenmeer nahe der Küste zwei Sandinseln (Infokarte, Bild), die 1972 entstanden sind. Diese wurden anfangs von Seeschwalben und anderen Küstenvögeln als Brutplätze genutzt. Mittlerweile sind die Sandinseln flach gespült und nah an den Deich gewandert, so dass Füchse und Spaziergänger die Brutvögel vertrieben haben. Lediglich bei Hochwasser finden Watvögel, Enten und Möwen hier noch Platz zum Rasten.
Vögel beobachten
Neben dem Rantumbecken gibt es im Norden von Sylt im Königshafen mit der Insel Uthörn und auch im Süden bei Hörnum noch weitere gute Beobachtungsplätze. Doch diese konnte ich während meines kurzen Aufenthaltes nicht mehr erkunden. Auf Sylt brüten unter anderem Lachseeschwalben, Küstenseeschwalben, Säbelschnäbler, Rotschenkel, Sturmmöwen, Austernfischer, Kiebitze, Brandgänse und Reiherenten.
Während der Zugzeiten ist Sylt Rastplatz für Tausende von Vögeln wie z.B. Ringel- und Brandgänsen, Pfeif- und Eiderenten, Pfuhlschnepfen, Knutts, Alpenstrandläufern oder Goldregenpfeifer, aber auch Sandregenpfeifern, Bekassinen und Kampfläufern.
Hochseevögel wie Basstölpel, Eissturmvögel, Raubmöwen, Trottellummen, Tordalke, Gryllteisten oder Dreizehenmöwen sind sehr schwierig zu beobachten. Meistens tauchen diese Vögel nach heftigen Stürmen aus nordwestlicher Richtung auf. Dann bietet sich in Westerland die Kurpromenade als Beobachtungsplatz an.
Da ich nur eine Woche im Juni in Sylt verbracht und nur einen kleinen Teil der Insel gesehen habe, möchte ich das Buch »Vögel beobachten in Norddeutschland« von Christoph Moning und Felix Weiß (Franck-Kosmos-Verlags-GmbH, Stuttgart, 2015) empfehlen. Darin finden sich in einem eigenen Kapitel über Sylt genaue Beschreibungen der Beobachtungsplätze und viele Infos zum Kleinvogelzug an der Küste.
Anreise, Infrastruktur, Gezeitenkalender
Mit dem Auto kann man Sylt nicht direkt erreichen. Ab Niebüll starten die Autoreisezüge über den Hindenburgdamm zur Insel. Per Schiff kann man von Cuxhaven, Nordstrand und Dagebüll nach Hörnum reisen. Es gibt auch viele Direktflüge nach Sylt. Mehr dazu siehe Webseite.
Ich bin mit dem ICE von München in sechs Stunden nach Hamburg-Altona gereist. Von dort ging es mit der Regionalbahn in drei Stunden nach Westerland (Sylt). Vor Ort habe ich mir ein Rad gemietet. Es gibt schöne Radwege abseits der Straße und das Wegeleitsystem (Bild) ist sehr gut.
Für das Vogelbeobachten ist es von Vorteil, wenn man die Gezeiten kennt, siehe Gezeitenkalender.