Samstag, 6. Mai 2023 (meist stark bewölkt, etwas Sonne, Regenschauer, 11 bis 17 Grad), Weilheim, Abtorfungsgebiet, Zellsee, 7.15 bis 13.30 Uhr
In der Nacht hat sich noch ein heftiges Gewitter über München entladen, aber ich hoffe, dass der heutige Tag regenfrei bleiben wird. Um kurz nach 7 Uhr treffe ich mich mit Andreas Kraus am Weilheimer Bahnhof und wir fahren in das Abtorfungsgebiet westlich der kleinen oberbayerischen Stadt. In den Morgenstunden liegt noch etwas Dunst über den Teichen (Bild). Es ist eine wunderschöne, nahezu mystische Stimmung. Eine Flussseeschwalbe (Bild) und ein Kormoran (Bild) sind als Schattenfiguren zu sehen. Nachdem die Sonne die letzten Nebelschwaden aufgelöst hat, kehren die Farben zurück. Die Flussseeschwalbe zeigt sich nun im hellgrauen Gefieder und man erkennt die schwarze Kopfplatte gut. Der rote Schnabel und die roten Beine leuchten im Morgenlicht. Auch eine Bachstelze (Bild) genießt die morgendlichen Sonnenstrahlen.
Nachtreiher – völlig entspannt
In dem Torfgebiet mit den vielen kleinen Teichen – im nördlichen Teil wird noch Torf abgebaut – werden gelegentlich Besonderheiten wie Purpurreiher oder Nachtreiher gesichtet. Wir haben heute das Glück auf unserer Seite. Ein Nachtreiher (Bilder, Video auf Youtube) steht regungslos auf einem dicken Ast, der weit in einen Teich hineinragt. Wir sind hinter einem Busch gut versteckt und können ihn in aller Ruhe beobachten. Er bewegt sich kaum und mustert intensiv die Umgebung und die Wasseroberfläche. »Der Nachtreiher war ursprünglich in Mitteleuropa weit verbreitet und ist mittlerweile nur noch im Osten und Südosten Mitteleuropas ein verhältnismäßig häufiger Brut- und Sommervogel«, lese ich in Wikipedia. Im bayerischen Atlas der Brutvögel steht: »In Bayern brütet der Nachtreiher nur sehr lokal an wenigen Brutplätzen … regelmäßige Brutvorkommen befinden sich im Donautal östlich von Regensburg. Im Aischgrund und an der Mittleren Isar kam es im Kartierzeitraum zu neuen Brutansiedlungen.« (Atlas der Brutvögel in Bayern, Verbreitung 2005 bis 2009; Rödl, Rudolph, Geiersberger, Weixler, Görgen; 2012, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart).
Nachwuchs bei den Kanada- und Graugänsen.
Nachdem wir uns ausgiebig an dem eleganten Nachtreiher erfreut haben, wandern wir an den Teichen weiter. Bei den Gänsen gibt es bereits Nachwuchs. Eine Kanadagans (Bild) und eine Graugans (Bild) führen ihre Küken schon im Schlepptau. Eine auf den ersten Blick wie eine Graugans anmutende Gans schaut mit aufmerksamem Blick zu uns herüber. Aus dem hellen Kopffeld erschließen wir, dass es sich um eine Hybridgans (Bild) aus Graugans und Kanadagans handelt. Ein Kuckuck (Bild) ruft immer wieder seinen Namen. Obwohl das im Gegenlicht aufgenommene Foto keine Details zeigt, kann man gut die typisch hängenden Flügel und den etwas erhobenen Schwanz erkennen.
Schwarzkopfmöwe am Zellsee
Unser zweiter Beobachtungsort ist der Zellsee (Bild), der ca. vier Kilometer westlich des Weilheimer Abtorfungsgebietes liegt. Am südlichen Ende befindet sich ein Parkplatz. Von dort kann man auf der westlichen Seite nach Norden wandern. Es gibt aber nur sehr wenige und nur beschränkte Einblicke in den Zellsee, da das Ufer dicht bewachsen ist. Aus dem Schilfbereich vernehmen wir diverse Gesänge und es gelingt uns, den Schilfrohrsänger (Bild) zu sichten. Das Kreischen der Lachmöwen ist nicht zu überhören. Auf dem kleinen Dammweg, der den Zellsee in zwei Teile teilt, haben sich etliche Lachmöwen und eine Mittelmeermöwe (Bild) niedergelassen. Intensiv suchen wir die Lachmöwentruppe ab, weil wir hoffen, eine besondere Möwe, die selten im Binnenland anzutreffen ist, zu finden. Das klappt an dieser Stelle nicht, doch auf dem Rückweg entdecken wir auf einer kleinen Insel zwei Schwarzkopfmöwen (Bild). Adulte Vögel sind anhand ihres schwarzen Kopfes und des blutroten dicken Schnabels gut zu bestimmen. Die Schwarzkopfmöwe lebt und brütet in der Regel an Küsten in West- und Südeuropa, aber vereinzelt gibt es auch Brutvorkommen in Mitteleuropa.
Vogeltagesliste: Höckerschwan, Graugans mit Küken, Kanadagans mit Küken, Rostgans, Nilgans, Stockente, Tafelente, Kolbenente, Reiherente, Gänsesäger, Zwergtaucher, Haubentaucher, Kormoran, Nachtreiher, Graureiher, Weißstorch, Schwarzstorch, Rotmilan, Schwarzmilan, Rohrweihe, Mäusebussard, Blässhuhn, Lachmöwe, Schwarzkopfmöwe, Mittelmeermöwe, Flussseeschwalbe, Ringeltaube, Kuckuck, Mauersegler, Buntspecht, Kleinspecht, Rauchschwalbe, Bachstelze, Heckenbraunelle, Rotkehlchen, Hausrotschwanz, Singdrossel, Misteldrossel, Wacholderdrossel, Amsel, Mönchsgrasmücke, Gartengrasmücke, Schilfrohrsänger, Teichrohrsänger, Drosselrohrsänger, Fitis, Zilpzalp, Zaunkönig, Kohlmeise, Blaumeise, Sumpfmeise, Weidenmeise, Schwanzmeise, Kleiber, Eichelhäher, Rabenkrähe, Star, Sperber, Buchfink, Kernbeißer, Gimpel, Rohrammer, Goldammer