Donnerstag, 15. September 2022 (heiter bis wolkig, kleinere Regenschauer, 15 Grad, Wind 37 km/h, windiger Herbsttag), Helgoland, Mittelland, Oberland, Westklippe, Nordklippe, 14 bis 16.30 Uhr
Nach meinem ersten Helgoland-Urlaub im Mai 2014 mache ich mich erneut in den Norden Deutschlands auf. Um 22.15 Uhr ging es gestern Nacht am Hauptbahnhof in München los. Mein erstes heutiges Etappenziel ist der Bahnhof Hamburg-Altona, den ich um 7.30 Uhr erreiche. Mit der S-Bahn fahre ich zum Hafen und den Landungsbrücken (Bild). Ich bin zum ersten Mal hier und genieße den Blick auf die berühmte Elbphilharmonie. Der Himmel ist bedeckt und der Wind weht recht stark. Gegen 8 Uhr trifft der Katamaran der FRS Helgoline (Bild) ein. Bei einem kurzen Gespräch mit einem der Angestellten der Reederei wird mir klar, dass ich großes Glück habe. Denn wetterbedingt werden am morgigen Freitag und Samstag, voraussichtlich auch am Sonntag, keine Schiffe nach Helgoland ablegen. Ich weiß nicht, ob ich in diesem Fall meine Reise abgebrochen hätte. Aber nun geht es pünktlich um 9 Uhr los und das heftig schaukelnde Schiff steuert die Elbmündung an. Nach einem kurzen Halt in Cuxhaven lande ich um 12.40 Uhr im Hafen von Helgoland (Bild).
Trauerschnäpper und Grauschnäpper in Mittelland
Ich bin seit über 15 Stunden unterwegs und müde, aber da das Wetter die nächsten Tage nicht wirklich gut werden wird, will ich heute unbedingt noch den Klippenrandweg im Oberland gehen. Der Wind weht zwar heftig, aber der blaue Himmel und die farbenfrohen Hummerbuden (Bild) geben Kraft für die erste Erkundungstour. Nachdem ich mein Apartment bezogen habe, nehme ich den Weg über das Mittelland (Bild). Eine Ringeltaube (Bild) ist schön zu sehen, einige Singvögel entziehen sich einer schnellen Bestimmung. Ein Trauerschnäpper (Bild) und ein Grauschnäpper (Bild) haben sich in den Büschen niedergelassen.
Steinschmätzer und Turmfalke an den Westklippen
Ich steige die Treppen hoch ins Oberland und nach wenigen Metern kann ich die rote steile Felswand (Bild) der Inselwestseite sehen. Wunderbar und einzigartig ist diese Aussicht und auch der Blick aufs Meer inklusive Regenbogen (Bild) erfreut mein Herz. Nun bin ich angekommen! Bei meiner ersten Reise im Mai 2014 war das Brutgeschäft der Vögel in vollem Gange. Zur Zugzeit im Herbst werden auf Helgoland jedes Jahr Vogelraritäten gesichtet. Der Steinschmätzer (Bilder) ist zwar keine Besonderheit, aber ein sehr hübscher Vogel. Einige hüpfen auf den Wiesen und an den Felsen umher. Sie sind Langstreckenzieher und überwintern in Afrika. Ein Trupp von ca. 30 Bluthänflingen (einige davon auf dem Bild) zieht durch die Gegend und lässt sich auf den Felsen nieder. Auch ein Turmfalke (Bilder) legt eine kurze Pause am Felsen ein. Dann fliegt er wieder ab und ich entdecke ihn erneut auf der Wiese mit breit gefächerten Flügeln. Hat er Beute gemacht?
Basstölpel und die Vogelgrippe
Je näher ich zum Lummenfelsen komme, desto mehr steigt die Spannung. Sind noch Basstölpel da? Das Brutgeschäft ist abgeschlossen und ich bin mir nicht ganz sicher, ob die Vögel die Insel nicht bereits verlassen haben. Innerhalb der Tölpel-Familie sind die Basstölpel die am weitesten im Norden brütende Art. Ihr Lebensraum ist der Nordatlantik. Manche sind Standvögel, andere ziehen in den Mittelmeerraum oder auch nach Westafrika. Auf einem Felsvorsprung sehe ich die ersten Basstölpel (Bilder). Die Jungvögel erkennt man schon von Weitem an ihrem graubraunen Gefieder. Erst aus der Nähe ist zu sehen, dass es fein weiß gesprenkelt ist. Ich zähle um die 40 Basstölpel inklusive der Jungvögel. Wie viele Vögel sich um diese Jahreszeit normalerweise noch hier aufhalten, entzieht sich meiner Kenntnis. In diesem Sommer ist auf Helgoland die Vogelgrippe ausgebrochen. Die hochansteckende Virusinfektion H5N1 wurde 2004 in Asien nachgewiesen und stammte aus der Massentierhaltung. Bisher fand man in Deutschland tote Vögel nur in den Wintermonaten. Aber nun breitete sich die Infektion zum ersten Mal bereits in der Brutzeit aus. Schon im Juni wurden die ersten toten Vögel gesichtet. 500 ausgewachsene Basstölpel und 680 Küken sind allein auf Helgoland an der Viruserkrankung gestorben, nur ein Zehntel der Küken hat überlebt (Quelle: ndr.de/nachrichten). Eine Tragödie. Und es ist noch nicht klar, ob und wie man den Vögeln helfen kann.
Als ich an der Nordspitze der Insel ankomme, freue ich mich über den wunderschönen Blick auf die »Lange Anna« (Bild). Auf einem vorgelagerten Felsen ein adulter und ein junger Basstölpel. Und leider auch ein Jungvogel, der sich in Netzresten verfangen hat und verendet ist. Aber das ist eine andere traurige Geschichte.
Vogelliste Helgoland: Basstölpel, Kormoran, Turmfalke, Lachmöwe, Silbermöwe, Hering- oder Mantelmöwe, Ringeltaube, Rauchschwalbe, Wiesenpieper, Steinschmätzer, Trauerschnäpper, Grauschnäpper, Rabenkrähe, Bluthänfling