Montag, 23. Mai 2022 (heiter, 17 bis 22 Grad, Wind bis 35 km/h, sonniger, stürmischer Frühlingstag, Hochwasser 7.14 und 19.31 Uhr), Wöhrdener Loch, Dithmarscher Speicherkoog, Odinsloch, Helmsand, 9 bis 15 Uhr
Wieder weht der Wind sehr heftig. Ich entscheide mich, von Büsum aus in den Süden bis nach Helmsand zu radeln. Am Wöhrdener Loch mache ich nur einen kurzen Halt. Der hübsche und sehr auffällige Austernfischer (Bild) ist wieder da. Ihn habe ich schon am Samstag gesehen. Er sitzt gerne auf dem Holzpfosten und sichtet die Umgebung. Dann fliegt er in die Wiese, ich vermute, dass da irgendwo sein Nest ist. Bei meinem nächsten Stopp in der Nähe des Odinslochs kann ich an einem kleinen See Säbelschnäbler (Bilder) beobachten – zwei Paare mit ihren Küken. Die beiden Paare scheinen Stress miteinander zu haben. Jedenfalls beschließt ein Vogelpaar, sich einen neuen Platz zu suchen, und dazu müssen sie die Straße überqueren. Ein Auto kommt des Weges. Ich gestikuliere, der Autofahrer bemerkt die Vögel, stoppt und die Säbelschnäbler (Bilder) können in aller Ruhe die Seite wechseln. Um mehr zu ihrem Brutgeschehen zu erfahren, schlage ich im Atlas Deutscher Brutvogelarten nach: »Der Säbelschnäbler besiedelt an der deutschen Nord- und Ostseeküste vor allem Salzwiesen in der Nähe von nahrungsreichen Schlickwattflächen, Strandseen, Nehrungshaken und kleine Inseln. Die Brutvorkommen konzentrieren sich in Deutschland fast ausschließlich auf die Küsten der Nord- und Ostsee, wobei die höchsten Siedlungsdichten an den Wattenmeerküsten Schleswig-Holsteins und Niedersachsens erreicht werden« (Quelle: Gedeon K. et al., 2014: Atlas Deutscher Brutvogelarten – Atlas of German Breeding Birds; herausgegeben von der Stiftung Vogelmonitoring und dem Dachverband Deutscher Avifaunisten, Münster). Bereits gegen Ende des Winters beginnt bei den Säbelschnäblern die Paarbildung und viele treffen verpaart am Brutplatz ein. Nach der Ankunft im Brutrevier beginnt die Balz. Hier an der Küste beginnt die Brutperiode Ende April. In der Regel werden vier Eier durchschnittlich 23 Tage lang bebrütet. Säbelschnäbler führen eine monogame Saisonehe. Ich freue mich, dass die kleine Familie es sicher über die Straße geschafft hat. Auch einen Kiebitz (Bilder) mit seinem Küken kann ich in dem hohen Gras noch entdecken.
Brütende Flussseeschwalben
Nach wenigen weiteren Metern erreiche ich das Odinsloch (Bild). Von der Straße aus ist der See gut abzusuchen, auf dem ich einen Höckerschwan, Stockenten, Reiherenten und eine Pfeifente sehe. Auf einem der Brutflöße haben sich Lachmöwen (Bild) breitgemacht und den knappen Platz mit ihren Nestern belegt. Bei dem zweiten Brutfloß sind die Flussseeschwalben (Bild) in der Überzahl. Ich radle weiter in südlicher Richtung zum Meldorfer Hafen. Östlich davon liegt die Nationalparkstation »Wattwurm« des NABU (Bild). Leider ist diese bis Mitte Juni 2022 wegen Reparaturarbeiten geschlossen. Direkt gegenüber befindet sich eine Beobachtungshütte mit Blick auf das Kronenloch und guter Sicht auf zwei Brutflöße (Bild). Geschützt vor dem Wind (siehe Frisur des Haubentauchers ;-)) lässt es sich hier gut aushalten. Einige Lachmöwen, aber überwiegend Flussseeschwalben (Bilder) brüten auf dem Holzfloß. Die meisten Flussseeschwalben sitzen geduldig und wegen des Windes tief geduckt, teils mit geschlossenen Augen auf ihren Eiern. Manche sind mit der Familienplanung noch nicht fertig und kopulieren. Und wenn ein Partner einfliegt, setzt ein großes Begrüßungsgeschrei ein. Apropos Nachwuchs. Auch in der Hütte höre ich es piepsen. Rauchschwalben (Bilder) fliegen ein und aus. Als ich genauer hinsehe, kann ich ein Nest mit noch nicht flüggen Jungvögeln entdecken. Um nicht weiter zu stören, verlasse ich die Hütte.
Kiebitzregenpfeifer, Goldregenpfeifer in Helmsand
In Helmsand sind die Tage zuvor viele rastende Vögel gemeldet worden. Deshalb will ich mir das Gebiet ansehen. Helmsand (Bilder) ist eine ehemals unbewohnte Hallig, die in den 1930er-Jahren mit dem Festland verbunden wurde. Nun ist es ein Vogelschutzgebiet, das nur unter Auflagen und nicht zur Brutzeit betreten werden darf. Der Dammweg ist allerdings ganzjährig zugänglich. Am Ende dieses Weges lasse ich mich nieder. Ein Wiesenpieper (Bild) und ein Rotschenkel nutzen die wenigen Holzpfosten, um sich einen Überblick zu verschaffen. Um diese Tageszeit ist nicht viel los. Aber zwei einsame Regenpfeifer waten durch den Schlick – ein Kiebitzregenpfeifer (Bilder) und ein Goldregenpfeifer (Bilder). Beide sind im Prachtkleid und somit deutlich einfacher zu bestimmen als im Schlichtkleid. Ich in begeistert, einmal beide Arten im direkten Vergleich zu sehen.
Vogeltagesliste: Höckerschwan, Graugans, Weißwangengans, Ringelgans, Brandgans, Stockente, Löffelente, Pfeifente, Reiherente, Jagdfasan, Haubentaucher, Kormoran, Turmfalke, Blässhuhn, Austernfischer, Säbelschnäbler, Sandregenpfeifer, Kiebitzregenpfeifer, Goldregenpfeifer, Kiebitz, Steinwälzer, Alpenstrandläufer, Rotschenkel, Ufer- und/oder Pfuhlschnepfe, Lachmöwe, Silbermöwe, Flussseeschwalbe, Ringeltaube, Kuckuck, Feldlerche, Rauchschwalbe, Wiesenpieper, Wiesenschafstelze, Hausrotschwanz, Amsel, Sumpfrohrsänger, Fitis, Zilpzalp, Dohle, Rabenkrähe, Star, Haussperling, Buchfink, Bluthänfling, Stieglitz, Grünfink