Samstag, 21. Mai 2022 (bedeckt, später wolkig, 14 bis 15 Grad, Wind bis 30 km/h, »stürmischer« Frühlingstag, Hochwasser 5.20 Uhr und 17.30 Uhr), Speicherkoog Dithmarschen, Wöhrdener Loch, 11 bis 15.30 Uhr, abends Büsum Hafen, Strand
Mein erster Besuch in Büsum liegt nun schon sechs Jahre zurück. Damals war ich im Herbst an der Nordseeküste (Artikel September 2016). Es war klar, dass ich irgendwann zurückkomme – aber dann im Frühjahr. Nun ist es soweit. Gestern war Reisetag. Ich bin früh aufgestanden, um ca. 7 Uhr ging der Zug von München ab, dann umsteigen in Hamburg und Heide. Mit einer Stunde Verspätung bin ich gegen 16.30 Uhr in Büsum angekommen. Bei bedecktem Himmel und wenig Wind abends dann ein erster kurzer Spaziergang am Strand von Büsum.
Heute nun mein erster Frühlings-Nordseeküsten-Tag. Ich freue mich auf eine Woche Vögelchengucken, Natur, Meer und schöne Überraschungen vonseiten der Vogelwelt. Gegen 9 Uhr marschiere ich los, um mein gemietetes E-Bike abzuholen. Unterwegs sehe ich an einem Futterhäuschen – mitten in Büsum – eine Dohle, Ringeltauben, Türkentauben und einige Stockenten. Wohl typisch Küste ;-))
Nachdem ich mein Rad in Empfang genommen habe, beginnt es heftig zu regnen. Eigentlich wollte ich gleich an die Küste radeln, aber so durchnässt wie ich binnen Kurzem bin, macht es keinen Sinn. So fahre ich erstmal in meine Pension und warte besseres Wetter ab.
Rastende Ringelgänse
Gegen 11 Uhr hört es zu regnen auf, der Wind bläst allerdings sehr heftig. In der Hoffnung, dass es regenfrei bleibt, starte ich meine erste Tour Richtung Süden, Ziel ist das Wöhrdener Loch. Bei der Badestelle Büsumer Deichhausen (Bild) dann der erste weite Blick aufs Meer. Schön. Einige Meter weiter entdecke ich auf einer Wiese Ringelgänse (Bilder). Anfang 2021 hatte ich in Bayern meine erste Sichtung dieser Art. Die Ringelgans erkennt man am schwarzgrauen Gefieder. Der Rücken ist graubraun, die Flanken sind schwarz-weiß gebändert. Adulte Vögel weisen am Hals schmale weiße Halbmondflecken auf.
Die Ringelgans gehört zur Gattung der Meergänse und mag es gerne gesellig. 24 Individuen zähle ich auf der Wiese. Sie brütet in der arktischen Tundra Eurasiens und ist als Wintergast an der Nordseeküste anzutreffen. Auch während des Zuges ist sie in der Nähe der Meeresküste vorzufinden. Während ich mich an den Ringelgänsen erfreue, sehe ich unweit davon eine Rohrammer (Bild) und mein erstes Blaukehlchen (Bild) in diesem Urlaub.
Löffler und Säbelschnäbler am Wöhrdener Loch
Ich radle noch einige wenige Meter weiter und schon bin ich am Naturschutzgebiet »Wöhrdener Loch/Speicherkoog Dithmarschen« (Bild). Ein Rotschenkel (Bild), ein typischer Vogel im Norden Deutschlands, zeigt sich als Erster. Heftige Windböen peitschen über das flache Land und so freue ich mich auf die kleine Hütte, die ich 2016 bei schlechtem Wetter gerne aufgesucht habe. Aber leider – als ich die Stelle am Wöhrdener Loch (Bild) erreiche, steht da keine Hütte mehr. Ein paar Tage später erfahre ich, dass sie abgebrannt ist. Wie schade. Gerade wenn man wie ich mit dem Fahrrad unterwegs ist, wünscht man sich einen windgeschützten Platz. Aber die kleine Bank ist noch da und beim Sitzen rüttelt der Wind nicht ganz so stark am Spektiv. Ein Löffler (Bild) lässt sich schön bei der Futtersuche beobachten. Zwei Säbelschnäblern (Bild) schaue ich lange zu. Der eine Vogel duckt den Kopf ganz tief knapp über der Wasseroberfläche. Der andere trippelt einmal nach links, dann nach rechts und putzt sich währenddessen ausgiebig das Gefieder. Bald wird klar, dass es hier zur Kopulation kommen wird. »Er« lässt sich aber noch etwa Zeit, plötzlich geht es recht schnell und in wenigen Sekunden ist alles wieder vorbei.
Goldregenpfeifer, Kiebitz und Feldlerche
Beim weiteren Absuchen finde ich noch einen »späten« Goldregenpfeifer (Bild) am Ufer des Sees. Nach seiner Rast wird er wohl in das skandinavische Brutgebiet weiterfliegen. Früher war der Goldregenpfeifer ein Brutvogel im nordwestdeutschen Tiefland. Heute ist der Bestand weitgehend erloschen. In Deutschland sehen wir ihn nur noch als Durchzügler. Auf dem Herbstzug (Artikel 2016) rasten hier Tausende dieser hübschen Watvögel. Laut Wikipedia wurden im Wattenmeer an der schleswig-holsteinischen Küste schon bis zu 43.000 Individuen gezählt. Ich entdecke noch Kiebitz (Bild) und Feldlerche (Bild), die ich in den nächsten Tagen noch öfter ganz nah zu sehen bekommen werde. Sie finden hier noch Platz zum Brüten. Da mir die Windböen zu anstrengend werden, fahre ich früher als geplant zurück nach Büsum. Dem völlig entspannten Schaf (Bild) macht der Wind wohl gar nichts aus? ;-))
Büsumer Hafen und Strand
Bei meinem abendlichen Spaziergang durch den Hafen von Büsum (Bild) sehe ich einer Flussseeschwalbe (Bild) bei der Jagd nach Futter zu. Auch die Steinwälzer (Bild), die ich schon 2016 am Strand von Büsum (Bild) aus kurzer Distanz beobachten konnte, sind wieder da. Es stürmt immer noch und so gibt es dieses beeindruckende Wolken-Panorama am Abendhimmel zu bewundern. Morgen soll das Wetter aber schöner werden! ;-))
Vogeltagesliste: Graugans, Ringelgans (24), Brandgans, Stockente, Löffelente, Pfeifente, Reiherente, Jagdfasan, Kormoran, Löffler, Austernfischer, Säbelschnäbler, Sandregenpfeifer, Goldregenpfeifer, Kiebitz, Knutt, Steinwälzer, Alpenstrandläufer, Rotschenkel, Ufer- oder Pfuhlschnepfe, Lachmöwe, Silbermöwe, Flussseeschwalbe, Ringeltaube, Türkentaube, Feldlerche, Rauchschwalbe, Bachstelze, Blaukehlchen, Schwarzkehlchen, Zilpzalp, Elster, Dohle, Saatkrähe, Rabenkrähe, Star, Haussperling, Buchfink, Bluthänfling, Rohrammer