Donnerstag, 6. Mai 2021 (stark bewölkt, ab Mittag leichter Regen, 9 bis 11 Grad, »grauer« Frühlingstag), Ammersee-Südufer, 9.30 bis 15 Uhr
Erneut gönne ich mir einen freien Tag unter der Woche. So ist es einfacher, ein Carsharing-Auto zu bekommen. Die Vorhersage hat zwar schönes Wetter versprochen, aber bis auf ein paar Sonnenstrahlen am Morgen bleibt es den ganzen Tag bewölkt. Ab Mittag fängt es leicht zu regnen an, doch ich freue mich trotzdem über die Tour zum Südufer des Ammersees. Es ist Frühling und die ganze Vogelwelt in Bewegung. Und auch der Blick auf die Alpen (Bild) ist doch immer wieder schön.
Entlang der Ammer
An der kleinen Brücke beim Parkplatz suche ich das Ufer ab. Anhand ihres großen weißen Brustlatzes, der schon aus der Ferne leuchtet, kann ich die Wasseramsel (Bild) leicht finden und bestimmen. Sie ist ein besonderer Vogel, denn sie kann tauchen, mithilfe ihrer Flügel schwimmen und auch unter Wasser laufen. Nach ausgiebigem Beobachten mache ich mich auf zum Binnensee. Entlang des Weges begegnen mir eine Goldammer (Bild) und ein Flussuferläufer (Bild), der am Ufer der Ammer nach Futter sucht. Ein Zaunkönig (Bild) schmettert sein Frühlingslied. Im Gegensatz zum Zaunkönig, der das ganze Jahr über bei uns bleibt, ist der Trauerschnäpper ein Sommervogel. Aus dem westafrikanischen Überwinterungsgebiet gekommen, sucht der 12 bis 13 Zentimeter große Vogel sich ab Mai einen Brutplatz. Baumhöhlen in insektenreichen, offenen Eichenwäldern mag er besonders gern, aber auch Nistkästen nimmt er an. Lange kann ich Herrn und Frau Trauerschnäpper (Bilder) bei ihrem Treiben zusehen. Sie ist schon am Einrichten der Bruthöhle und er passt auf. Sie zeigt sich in braun-weißem Gefieder, er trägt Schwarz-Weiß und weist einen weißen Doppelfleck auf der Stirn auf.
Viele Rauchschwalben und ein Schilfrohrsänger
Die Vegetation (Bild) ist dieses Frühjahr noch sehr zurückgeblieben. Der Zug der Mehl- und Rauchschwalben ist gleichwohl in vollem Gange. Unermüdlich zischen sie über den nicht mehr fernen Binnensee. Von Zeit zu Zeit brauchen auch die Rauchschwalben (Bild) eine Pause und lassen sich auf den noch kahlen Zweigen nieder. Ich schaue mir die Vögel genau an, da Mitte April in Regensburg eine Rötelschwalbe gesichtet worden ist. Könnte ja sein, dass ich auch hier eine finde! Über den Schilfrohrsänger (Bild), den ich im Schilfdickicht entdecke und anhand seines beigeweißen Überaugenstreifs schnell bestimmen kann, freue ich mich besonders. Er hat seine weite Reise aus dem Gebiet von südlich der Sahara geschafft und kann sich nun einen Brutplatz suchen.
Alpenstrandläufer und Flussregenpfeifer
Am Ende des Dammweges weitet sich der Blick vollends auf den Binnensee (Bild). Ein Bruchwasserläufer (Bild) sucht am Ufer nach Futter. Am Schilfrand bleibt mein Blick überrascht bei einem Wildschwein (Bild) hängen. Zum ersten Mal sehe ich einen »Schwarzkittel« hier am See. Aber auch sonst gibt es heute viel zu entdecken: Eine Knäkente (Bild) präsentiert sich mit ihrer schönen Kopfzeichnung, Lachmöwen (Bild) »belagern« das Floß, das eigentlich als Bruthilfe für die Flussseeschwalben gedacht ist. Ein Blässhuhn (Bild) brütet bereits, ein Haubentaucher-Paar (Bild) zelebriert noch die Balzphase. Nett anzusehen sind ein Alpenstrandläufer (Bilder) und ein Flussregenpfeifer (Bilder), die wohl auf ihrem Zug aus dem Süden hier zusammengefunden haben. Sie scheinen die gesamte Zeit meiner Anwesenheit untrennbar. Insgesamt sind drei Flussregenpfeifer (Bilder) anwesend. Einer von ihnen zeigt sich auch in Balzlaune und schmiegt sich in eine Mulde am steinigen Ufer, die vielleicht als Nest dienen könnte.
Thunbergstelze und Wiesenschafstelze
Gestern und vorgestern wurde hier am Ufer eine in Bayern sehr seltene Zitronenstelze gesichtet. Leider ist sie heute nicht mehr zu sehen. Dafür entdecke ich eine Thunbergschafstelze und eine Wiesenschafstelze, die am Strand hin- und hertrippeln. Die Thunbergschafstelze (Bild), auch nordische Schafstelze genannt, hat einen dunkelgrauen Scheitel und schwarze Ohrdecken. Sie kommt in Skandinavien häufig vor. Die Wiesenschafstelze (Bild) erkennt man an ihrem blaugrauen Kopf und dem weißen Überaugenstreif. Sie ist im westlichen Mitteleuropa weit verbreitet. Nebenan im Schilf höre ich den typischen rauen »Karre-karre-krieht-krieht«-Gesang eines Drosselrohrsängers (Bild) und finde ihn auch gleich. Der optisch sehr ähnliche Teichrohrsänger (Bild) zeigt sich kurz darauf ebenfalls. Und auf dem Heimweg entdecke ich einen Schwarzmilan (Bild), der am gegenüberliegenden Ufer auf einem Ast Platz genommen hat. Zum Abschluss der schönen Vogeltour begegne ich noch einem meiner Lieblingsvögel: dem Stieglitz (Bild).
Vogeltagesliste: Höckerschwan, Graugans, Rostgans, Stockente, Schnatterente, Knäkente, Kolbenente, Reiherente, Haubentaucher, Kormoran, Schwarzmilan, Mäusebussard, Turmfalke, Blässhuhn, Flussregenpfeifer, Alpenstrandläufer, Bruchwasserläufer, Flussuferläufer, Lachmöwe, Mittelmeermöwe, Flussseeschwalbe, Ringeltaube, Kuckuck, Mauersegler, Rauchschwalbe, Mehlschwalbe, Bachstelze, Wiesenschafstelze, Thunbergschafstelze, Wasseramsel, Hausrotschwanz, Amsel, Mönchsgrasmücke, Schilfrohrsänger, Teichrohrsänger, Drosselrohrsänger, Fitis, Zilpzalp, Zaunkönig, Grauschnäpper, Trauerschnäpper, Kohlmeise, Blaumeise, Schwanzmeise, Kleiber, Gartenbaumläufer, Elster, Eichelhäher, Rabenkrähe, Star, Buchfink, Stieglitz, Rohrammer, Goldammer