Samstag, 6. Juni 2020 (stark bewölkt, 19 Grad, »Schafskälte« im Spätfrühling), München, Riemer See, 14 bis 15.30 Uhr, München-Neuperlach, 16 bis 16.30 Uhr
Am Riemer See wurde ein Drosselrohrsänger gesichtet. Da ich den See nicht kenne, aber schon immer mal dorthin fahren wollte, mache ich mich zur Nachsuche auf den Weg. Ich radle an viel befahrenen Straßen durch den Münchner Osten bis zum Stadtteil Messestadt Riem. Der dazugehörige Landschaftspark, der Riemer Park, ist sehr weitläufig und der Stadtlärm wird schon weniger. Im südöstlichen Teil liegt der Riemer See (Bilder), ein für die Bundesgartenschau 2005 angelegter Badesee. Da das Wetter sehr frisch ist, sind nicht viele Spaziergänger unterwegs. Am westlichen Teil des Sees gibt es einige Schilfflächen und von der Fußgängerbrücke, die an dieser Stelle über den See führt, höre ich einen Teichrohrsänger sein Lied singen. Eine Stockenten-Mama (Bild) führt ihre Kleinen aus und ein Teichhuhn (Bild) läuft am Ufer hin und her und sucht nach Nahrung.
Drosselrohrsänger auf Brautschau
Aus der Ferne vernehme ich den rauen, knarrenden Gesang »karre-karre-krieht-krieht« (Tonbeispiel auf Avisoft Bioacoustics) des Drosselrohrsängers und ich mache mich auf die Suche nach ihm. Ganz in der Nähe der Brücke gibt es ein weiteres kleines Schilfgebiet und da finde ich den Drosselrohrsänger (Bilder, Video auf Youtube). Ich vermute, dass er auf Brautschau ist, denn seine Federn auf dem Kopf sind aufgestellt, er hüpft unruhig zwischen den Halmen hin und her und er wartet in seinen Gesangspausen ob er eine Erwiderung hört. Ganz leise hört man auch eine Antwort … Laut dem Svensson (Der Kosmos Vogelführer) brütet der Drosselrohrsänger im hohen, dichten Schilf, auch in kleinen Beständen. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom Nordwesten Afrikas über Mittel- und Südeuropa bis in den Nordosten Chinas. Er überwintert im tropischen südlichen Afrika. Ich hoffe, dass er bei der Brautschau Erfolg haben wird und es möglich ist, hier erfolgreich zu brüten. Denn obwohl heute nicht das allerbeste Wetter ist, wird nur wenige Meter weiter gepicknickt und Kinder suchen am Ufer des kleinen Sees nach Fröschen.
Spatzenplatz in Neuperlach
Mein nächster Halt ist in Neuperlach bei einer großen Baustelle zwischen der Thomas-Dehler-Straße und der Fritz-Erler-Straße. Hier wurde mit Hilfe des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) München ein Platz für Spatzen geschaffen. Im März 2020 hatte ich den wunderbaren Film »Großstadtspatzen« gesehen, der unter anderem auch davon erzählt, wie diese Haussperlings-Kolonie entstanden ist.
Die Spatzen lebten vor dem Umzug an diesen Platz nur 300 Meter weiter entfernt an einem Kulturzentrum, bei dem sie unter dem Dach Brutplätze fanden und zum gemeinsamen Tschilpen diente die Kunstskulptur aus Stahl. Das Kulturzentrum wurde abgerissen. Deshalb hatte Sylvia Weber, zuständig für den LBV und die Gebäudebrüter in München, die Idee, diese Skulptur hierher zu versetzen. Es hat geklappt und die Spatzen sind mit umgezogen. So gibt es an diesem Platz – immer noch inmitten der Großbaustelle – einen Nistturm, eine Wildblumenwiese und die »altbekannte« Stahlskulptur, die den Spatzen weiterhin als Treffpunkt dient. Gleichzeitig wurde an den Neubauhäusern gegenüber der Skulptur weitere Nistplätze – genannt »Spatzenwolken« (entworfen von Hajo Forster) – angebracht, die von den Vögeln auch angenommen werden. Der Film »Großstadtspatzen«, der diese schöne Geschichte ausführlich erzählt, ist noch bis 12.3.2021 in der BR mediathek zu sehen. Absolut empfehlenswert.
In München gibt es kaum mehr Platz für die Spatzen, obwohl diese die Nähe zum Menschen suchen. Es fehlt an so vielem … Nahrung, Hecken, Brutplätze … Deshalb ist es schön dem Treiben der Haussperlinge (Bilder, Video auf Youtube) zuzusehen. Jungvögel werden gefüttert, im Sand und in einer kleinen Wasserlache wird gebadet und auch die neuen Nistplätze an den Neubauten werden angenommen. Ich finde, das Tschilpen der Spatzen beruhigt den Geist und erdet. Mir tut der Spatzensound gut und ich würde mir wünschen vielen anderen Stadtmenschen auch.
Vogelliste Riem: Teichrohrsänger, Drosselrohrsänger, Teichhuhn, Bachstelze, Ringeltaube, Blässhuhn und Pulli, Feldsperling, Uferschwalbe, Stockente und Pulli, Rabenkrähe, Haubentaucher, Stieglitz, Mönchsgrasmücke, Zilpzalp
Neuperlach: Haussperlinge (ca. 20 plus Junge), Mauersegler, Rabenkrähe