Sonntag, 16. Februar 2020 (bedeckt, 13 bis 16 Grad, frühlingshafter Wintertag), Ismaninger Speichersee, 10.30 bis 15.30 Uhr
Aufgrund der frühlingshaften Temperaturen mache ich mich einmal mehr mit dem Rad (plus S-Bahn) auf zum Ismaninger Speichersee. Wintergäste wie der Trupp Weißwangengänse (Bild) grasen noch auf den Wiesen im Trattmoos, bevor sie bald in ihre arktischen Brutgebiete ziehen. Die Rohrammer (Bilder) ist in Mitteleuropa ein Teilzieher, d.h. manche verlassen im Herbst ihr Brutgebiet, überwintern in West- oder Südeuropa und kehren im Februar und März zurück. Manche Vögel bleiben aber auch hier oder ziehen nur unwesentlich weiter.
Am Ostbecken halte ich Ausschau nach der Zwergscharbe – ohne Erfolg. Sie scheint den See verlassen zu haben, denn auch Birderkollegen können keine Sichtung mehr vermelden. Sechseinhalb Monate ist sie Gast am Speichersee gewesen und hat in dieser Zeit oft die Gesellschaft ihrer großen »Brüder«, der Kormorane, gesucht. Ein Kormoran (Bilder) fällt mir heute besonders auf, denn der Vogel mit dem langen Hals und dem kräftigem Schnabel zeigt sich bereits im Prachtkleid. Scheitel und Nacken sind mit weißen Federn durchsetzt, an der Seite erkennt man einen weißen Schenkelfleck. Im Alter von drei oder vier Jahren brüten Kormorane zum ersten Mal. Sie leben überwiegend in einer monogamen Saisonehe. Ende April bis Mitte Juni werden in der Regel drei bis vier Eier gelegt. Kormorane sind das ganze Jahr über sehr gesellig und brüten in Kolonien, die zum Teil mehrere Tausend Brutpaare umfassen können. Im Binnenland bauen sie ihre Nester in hohe Bäume an Gewässern, an der Küste dagegen auf Klippen oder auch am Boden. Massive menschliche Verfolgung hat die Art im mitteleuropäischen Binnenland fast ausgerottet.
Balzende Schellenten
Es ist immer wieder schön, den Schellenten-Männchen (Bilder, Video auf Youtube) bei ihren auffälligen Balzposen zuzusehen. Kopf und Hals werden schwungvoll in den Nacken geworfen, manchmal wird mit beiden Füßen nach hinten ausgeschlagen, sodass das Wasser aufspritzt. Schon im Herbst starten sie mit den ersten Balzritualen, ab Dezember versammeln sie sich in kleinen Trupps und werben gemeinsam um einzelne Weibchen. Und bereits im Winterquartier finden sich die Paare, doch wird die Gemeinschaftsbalz noch fortgesetzt, bis die Brutgebiete erreicht sind. Erst wenn die Paare eine passende Bruthöhle gefunden haben, beenden sie das gemeinsame Balzen.
Ein Birderkollege weist mich auf die Samtenten (Bild) hin, die sich seit Ende Dezember hier aufhalten. Sie befinden sich allerdings weit draußen auf dem See und sind nur als Silhouette wahrzunehmen. Aber anhand der typischen Form des recht kräftigen, keilförmigen Schnabels kann man sie sicher bestimmen. Überwiegend überwintern diese Gäste aus dem hohen Norden auf der Nord- und Ostsee, im Binnenland sind sie äußerst selten zu sehen. Zum Abschluss des Tages zeigt sich noch eine kleine Gruppe Schwarzhalstaucher (Bild) in nächster Nähe. Sie tragen noch ihr schwarz-grau-weißes Schlichtkleid, aber ihre typischen roten Augen leuchten wunderbar.
Vogeltagesliste: Höckerschwan, Graugans, Zwergschneegans, Kanadagans, Weißwangengans, Stockente, Schnatterente, Pfeifente, Tafelente, Kolbenente, Reiherente, Samtente (3), Schellente, Zwergsäger, Gänsesäger, Schwarzhalstaucher, Zwergtaucher, Haubentaucher, Kormoran, Silberreiher, Graureiher, Rotmilan, Mäusebussard, Turmfalke, Blässhuhn, Lachmöwe, Großmöwe, Straßentaube, Türkentaube, Grünspecht, Rotkehlchen, Amsel, Zilpzalp, Kohlmeise, Blaumeise, Gartenbaumläufer, Elster, Dohle, Rabenkrähe, Haussperling, Feldsperling, Buchfink, Stieglitz, Grünfink, Gimpel, Rohrammer, Goldammer