Dienstag, 21. Mai 2019 (wolkig, Regenschauer, 18 bis 20 Grad, grauer Frühlingstag), Sandeck-Neudegg, südöstlicher Neusiedler See (Fertö-Hanság Nemzeti Park, Ungarn), Einserkanal, Pferdestall (bei Illmitz), 9 bis 18.30 Uhr
Nach meinen Besuchen im September 2014 und Mai 2016 nun mein dritter »Vogelurlaub« am Neusiedler See. Am Tag zuvor bin ich per Zug und Bus angereist, habe mir in Illmitz ein Fahrrad gemietet und bin am späten Nachmittag bei bestem Wetter noch zum großen Aussichtsturm Sandeck-Neudegg (Bild) geradelt. Zu sehen waren neben vielen Graugänsen mit ihren Jungen, Brandgänsen und Uferschnepfen auch die beiden Neuntöter (im Bild das Weibchen), die in der Nähe des Turms ihr Revier haben.
Suche nach dem Weißbürzel-Strandläufer
Markus Dähne, den ich aus München kenne, ist auch in Illmitz. Wir werden die nächsten Tage unterwegs sein, heute wollen wir nach Ungarn zum Einserkanal. Doch zunächst ein kurzer Halt am Turm Sandeck-Neudegg. Von hier ist die letzten Tage ein Weißbürzel-Strandläufer – ein nordamerikanischer Vogel – gesichtet worden. Zusammen mit lokalen Ornis meinen wir in Richtung Sandeck (Bild) den Weißbürzel-Strandläufer ausmachen zu können. Der Vogel sieht einem Alpenstrandläufer im Schlichtkleid sehr ähnlich, nur der weiße Bürzel ermöglicht eine sichere Bestimmung. Aber die Entfernung zu dem (vermeintlichen) Weißbürzel-Strandläufer (Bild) ist so groß und die Bilder geraten so unscharf, dass es für eine eindeutige Bestimmung nicht ausreicht.
Zum Südende des Neusiedler Sees
Anschließend radeln wir Richtung Pamhagen, an der Grenze biegen wir in einen schönen, mit dichten Büschen bestandenen Radweg ein. Begleitet vom Gesang von mindestens zehn Drosselrohrsängern fahren wir durch die Felder nach Fertöújlak und durch die »Mexikópuszta« an das Südende des Neusiedler Sees (Bild). Von der großen Holzplattform (Bild) haben wir optimalen Einblick in das Gebiet. Im Vergleich zu meinem letzten Besuch im Mai 2016 sind aber deutlich weniger Vögel anwesend. Neben den hübschen Säbelschnäblern (einer davon im Bild), einem großen Trupp Brandgänsen und rastenden Flussseesschwalben finden wir auch eine Knäkente (Bild). Ein Highlight ist ein in großer Höhe kreisender Kaiseradler.
Überraschungen am Einserkanal
Am nächsten Halt südlich des Einserkanals (Bild) haben wir einen guten Ausblick auf einen See und die große Rinderweide. Allerdings fängt es nach unserer Ankunft zu regnen an. Also runter vom Turm und Unterschlupf unter dem überdachten Brotzeitplatz suchen. Wir hören in regelmäßigen Abständen das dumpfe »Whuump« der Rohrdommel. Zu Gesicht bekommen wir sie leider nicht. Vom Neusiedler See kommend fliegt plötzlich eine Zwergdommel (Bild) an dem Unterstand vorbei und landet im Graben. Nur wenige Sekunden bleiben mir für ein Foto, bevor sie tiefer ins Schilf klettert. Auch ein Nachtreiher (Bild) fliegt über uns hinweg, um sich dann im Gebüsch an einem Baum niederzulassen. Kurz danach sehen wir noch weitere Nachtreiher, einer davon landet nur wenige Meter von uns in einem Baum. Nach dem Regen muss auch der Feldsperling (Bild) wieder ran und die Jungen füttern. Der Drosselrohrsänger (Bild, Video > Youtube) ist noch nicht so weit, er muss erst noch sein Nest bauen. Auf dem Video sieht man, wie er sich einige der dürren Schilfhalme abreißt. Schilfrohrsänger (Bild) und Wiesenschafstelze (Bild) sind schön und oft zu sehen bzw. zu hören. Und auch ein orangefarbener Großer Feuerfalter (Bild) erfreut unser Auge.
Rotfußfalke und Rotschenkel
Gegen 15.30 Uhr radeln wir zurück nach Illmitz. Kurz vor der Ortschaft entdecken wir ein Rotfußfalken-Männchen (Bilder, Video > Youtube), das über den Feldern nach Nahrung sucht – und auch fündig wird. Zu den Rotfußfalken gibt es die nächsten Tage noch mehr zu berichten – sie brüten mittlerweile sogar am Neusiedler See! Unser letzter Stopp erfolgt am Beobachtungsplatz beim Pferdstall. Ein Flussregenpfeifer (Bild) und sein Küken sind nur wenige Meter von uns entfernt. Ein Rotschenkel (Bild) stochert mit dem flachen Schnabel im seichten Wasser. Seine Nahrung besteht aus Insekten, Würmern, Schnecken, Krebstieren, kleinen Muscheln und anderen Weichtieren. Er brütet am Neusiedler See überwiegend in den Randbereichen der Lacken, wo die Vegetation von Natur aus niedrig ist. Das Nest bildet eine Mulde im Boden, gut in der dichten Vegetation versteckt. Das Weibchen legt drei bis fünf Eier, diese werden von beiden Partnern vier Wochen lang bebrütet. Von Mitbeobachtern werden wir auf eine Zwergseeschwalbe (Bild) aufmerksam gemacht, die in rasendem Tempo über das Wasser schießt. Nur kurz legt sie einmal eine Pause ein. Auch hier im Schilfbereich des Neusiedler Sees sind deutlich weniger Vögel zu sehen als im Mai 2016. Eine Nutria (Bild), auch Biberratte genannt, erregt unser Interesse, als sie plötzlich am Ufer auftaucht. Mir gefallen noch die Turteltaube (Bild) und der Kuckuck (Bild), die sich in einem abgestorbenen Baum niedergelassen haben.
Vogeltagesliste: Höckerschwan, Graugans, Brandgans (ca. 60), Stockente, Schnatterente, Spießente, Löffelente, Pfeifente, Krickente, Knäkente, Tafelente, Kolbenente, Reiherente, Wachtel (Ruf), Jagdfasan, Kormoran, Zwergscharbe, Rohrdommel, Zwergdommel, Nachtreiher, Seidenreiher, Silberreiher, Graureiher, Purpurreiher, Weißstorch, Löffler, Kaiseradler, Rohrweihe, Turmfalke, Rotfußfalke, Wanderfalke, Blässhuhn, Säbelschnäbler, Stelzenläufer, Flussregenpfeifer, Kiebitz, Flussuferläufer, Rotschenkel, Weißbürzel-Strandläufer (?), Lachmöwe, Mittelmeermöwe, Zwergmöwe, Zwergseeschwalbe, Flussseeschwalbe, Trauerseeschwalbe, Weißbartseeschwalbe, Türkentaube, Turteltaube, Kuckuck, Mauersegler, Wiedehopf, Bienenfresser, Feldlerche, Haubenlerche, Rauchschwalbe, Bachstelze, Wiesenschafstelze, Nachtigall, Hausrotschwanz, Schwarzkehlchen, Singdrossel, Amsel, Sperbergrasmücke, Mönchsgrasmücke, Schilfrohrsänger, Rohrschwirl, Teichrohrsänger, Sumpfrohrsänger, Drosselrohrsänger, Neuntöter, Dohle, Saatkrähe, Nebelkrähe, Star, Pirol, Haussperling, Feldsperling, Buchfink, Stieglitz, Girlitz, Rohrammer, Grauammer
Frühere Neusiedler-See-Touren im September 2014 und im Mai 2016.